Verschiedene: Die Gartenlaube (1880) | |
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Als vor zwei Jahrzehnten Leuckart und Virchow den Nachweis führten, daß die Muskeltrichinen durch Einwanderung in die Muskeln des Menschen gelangen, und zugleich die große Gefährlichkeit derselben für die Menschen anerkannten, fand die Entdeckung anfangs vielfachen Widerspruch, der aber nicht verhindern konnte, daß man sich nunmehr allenthalben mit dem größten Eifer um genauere Erforschung der Lebensgeschichte der Trichinen und ihres Einflusses auf die Gesundheit der Menschen bemühte. Man erkannte sehr bald, daß eine große Anzahl von Krankheitserscheinungen, welche man früher anderen Ursachen zugeschrieben, auf Einwanderung von Trichinen zurückgeführt werden müsse. Die furchtbaren Epidemien von Hettstädt und Hedersleben im Jahre 1865 – an dem letzteren Orte erkrankten 300 Personen an Trichinose, von denen 120 starben – mußten auch den Laien von der Gefahr beim Genusse trichinösen Fleisches überzeugen, und man begann größere Vorsicht beim Einkaufe und der Zubereitung des Schweinefleisches zu beobachten; die Schlächter und Fleischhändler fingen hier und da an, ihre Fleischvorräthe entweder selbst mikroskopisch zu untersuchen, oder durch Fachleute untersuchen zu lassen. Manchem Unheil ist gewiß dadurch vorgebeugt, aber die vielen Erkrankungen an Trichinose, welche trotzdem stattfanden, zeigten die Unzulänglichkeit dieses Verfahrens, und man begrüßte die Einführung einer obligatorischen Fleischschau als eine Maßregel, welche absoluten Schutz gegen
Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_085.jpg&oldid=- (Version vom 14.2.2021)