Verschiedene: Die Gartenlaube (1879) | |
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schönes Mundglas nachgeworfen, daß es in tausend Stücken auf dem Erdboden ’rumgeflogen ist –“
„Sind ja recht schöne, adlige Manieren,“ warf die Majorin trocken ein. Sie hatte währenddem einen Bratenteller aus dem Küchenschranke genommen und hielt ihn, seine Sauberkeit prüfend, gegen das Fensterlicht.
Ihren Sohn empörte diese unbeirrte Geschäftigkeit angesichts des tiefalterirten Mannes. Er reichte ihm herzlich die Hand. „Ich begreife nicht, was den alten Herrn dermaßen erbittern mag, daß er sich zu Tätlichkeiten hinreißen läßt,“ sagte er teilnehmend. „Noch dazu seinem treuen Adam gegenüber – er hat Sie ja immer vor allen Anderen hochgehalten –“
„Nicht wahr, Herr Lucian, das wissen Sie auch? – „Ach, du mein Gott, ja – und das ist nun Alles aus,“ rief der Mann, in Jammer ausbrechend, und Thränen füllten seine Augen. „Ich ein Spion - ich! – Ich soll gehorcht haben der Steinkohlengeschichte wegen, die mich auf der Gotteswelt nichts angeht.“
Felix sah seine Mutter verständnißlos und fragend an.
„Er meint das Kohlenlager im kleinen Thale,“ berichtigte die Majorin in ihrer wortkargen Weise. „Der Alte im Schillinghofe ist von jeher ein anmaßender Patron gewesen – er denkt, was er ausklügelt, das kann keinem Anderen einfallen.“
„Der gnädige Herr hat’s ja nicht selber ausgedacht, Frau Majorin –“ sagte Adam – „das ist’s ja eben.... Sehen Sie, Herr Referendar, er sagt immer, die Schillings und die Wolframs hätten seit Jahrhunderten die Klosteräcker am kleinen Thale gehabt,
Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_229.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)