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Seite:Die Gartenlaube (1877) 530.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1877)


Frühlingsblumen, wie sie bei keiner Almfahrt schöner zu sehen waren.

Dann kam das Fest der Vollendung des Thürmchens an die Reihe, das Wildl, um den Willen seines Vaters zu erfüllen, ausgebaut, aber in eine kleine Hauscapelle umgestaltet hatte. Auf den Altar stellte der Meister vom Steinbruche ein selbstgemeißeltes Standbild des heiligen Michael, weil er sich nicht wehren ließ, der glücklichen Lösung, die in seinem Hause stattgefunden, ein Andenken zu errichten.

Darunter, an ein Kettchen gefaßt und unter Glas und Rahmen gebracht, befand sich der viereckige Salzburger Thaler. Seine wahre Bedeutung erfuhr Wildl nie – es mußte genügen, daß die junge Frau ihm schmeichelnd sagte, der Thaler sei eine Gabe ihrer Mutter und habe ihr Glück gebracht.

Um die große Eiche im Haselpoint ließ Wildl einen Zaun herstellen und unter ihr eine Bank aufrichten zur Ruhe für den Wanderer, der dort ausrasten und sich der schönen Aussicht und des noch schöneren Baumes erfreuen wollte. Die Eiche sammt ganzen Gehege hatte er als bleibendes Andenken der Gemeinde geschenkt.

Judika blieb nicht auf dem Himmelmoose. „Ich habe dem Vetter mein Wort gegeben,“ sagte sie, als Bauer und Bäuerin sie bestürmten, „ich hab’ gesagt, wenn Alles gut ausginge, wollte ich dem Vetter haushalten, so lang’ ich kann. Im Himmelmoose bin ich jetzt nicht mehr nothwendig; da ist schon eine Andere Bäuerin, eine tüchtige und revierische Hauserin, wie es recht ist. Deswegen verred’ ich’s aber nicht, daß ich recht oft auf den Hof in Heimgarten komme, und ich meine, es wird sich wohl bald eine Gelegenheit dazu geben. Ich werd’ mich allemal freuen, wenn es Euch gut geht und wenn Ihr so gut haust, wie Euch die alte Judika wünscht.“

Der Wunsch ging in Erfüllung. Engerl und Wildl sind lange heimgegangen, aber sie konnten im Tode mit Freude auf ihr Leben zurückblicken, denn ihre Liebe war jung und der Hof eine Stätte der Eintracht und des Friedens geblieben, würdig des Namens: „Im Himmelmoos“.




Blätter und Blüthen.


Russisch-türkische Kriegsbilder. (Mit Abbildungen S. 526 u. 527.) Unser unermüdlicher Feldmaler, Herr Capitain Karasine[WS 1] , hat uns zwei neue Darstellungen aus dem laufenden Kriege gebracht, deren Bedeutung mit wenigen Worten erklärt ist. Die erste Illustration (auf S. 526) stellt einen türkischen Posten an der Donau dar, welcher von einem russischen Kosaken beschlichen wird. Zu den ausgezeichnetsten Schützen und Jägern des russischen Heeres gehören nämlich die Tschernomorischen (d. h. am Schwarzen Meere wohnenden) Fußkosaken, welche als Tirailleurs (russisch Plastuni) die besten Dienste leisten. Eine Abtheilung derselben lag bei Giurgewo in Bivouac. Fast jede Nacht lauerten diese kühnen wilden Bursche auf die türkischen, auf die Donauinseln vorgeschobenen Wachtposten, die sie dann anschlichen und erschossen oder niederstießen. Eine solche Episode in diesem Kriege stellt unsere Illustration dar. – Türkische Vorposten auf einer halbüberschwemmten Donauinsel sind der Gegenstand der zweiten Abbildung. Zwischen Giurgewo und Rustschuk erstreckt sich eine Kette von Inseln und Sandbänken, die zum Theil noch von dem Frühjahrshochwasser her überfluthet sind. An solchen Stellen sind nun die türkischen Vorposten gezwungen, auf Brettern und Faschinen festen Fuß zu fassen, oder, wie die Vögel, auf Bäumen sitzend, ihren Dienst zu versehen. Diese Donauposten werden heute wohl, nach dem Vordringen der Russen in Bulgarien und über den Balkan, größtentheils abgelöst sein.




Zwei Stiefmütter. Auf dem Versandtschuppen der Eisenbahn in Altona befinden sich ein Hund und eine Katze. Es sind Angestellte der Eisenbahn und ihr Dienst ist, für Fernhaltung von Ungeziefer zu sorgen. Die Katze ist älter als der Hund, dieser aber ist von kleinauf in ihrer Gesellschaft gewesen, und so mag es gekommen sein, daß zwischen den Beiden die größte Eintracht herrscht. Die Thiere fressen aus einem Napfe, spielen mit einander und balgen sich. Dieselben theilen ein Lager und stehen für einander ein, wenn ein Feind auf den Schuppen kommt; der Hund darf nur anschlagen, husch ist die Katze an seiner Seite. Beide sind weiblichen Geschlechts und haben vor einigen Wochen Junge geworfen. Dadurch ist die Freundschaft nicht im Geringsten gestört. Nach wie vor liegen die Thiere auf einem Lager und die Liebe, die dieselben bisher gegenseitig für sich hatten, theilen sie jetzt auch gemeinsam ihren Jungen mit; namentlich macht die Katze nicht den geringsten Unterschied zwischen den eigenen und den Jungen des Hundes.

Ganz so liebevoll thut der Hund nicht mit den Kätzchen. Derselbe duldet dieselben bei sich und daß sie an seinem Kopfe herumkriechen, spielt jetzt auch mit den Kätzchen; ich habe aber nicht bemerkt, daß er dieselben beleckte. Daß die Kätzchen bei dem Hunde sogen, habe ich ebenfalls nicht gesehen; es wird aber von den Schuppen-Angestellten auf das Bestimmteste behauptet, und darauf hin darf ich das wohl als gewiß bezeichnen. Ich sah die Kätzchen sehr viel bei den Zitzen des Hundes, mit den Hündchen in der Reihe, liegen. Daß die Hündchen bei der Katze Nahrung nahmen, habe ich gesehen, und fast immer liegen zwei der Hündchen an den Zitzen der Katze. Diese hat zwei, der Hund fünf Junge. Ich dachte, das Verhältniß würde so lange bestehen, als die jungen Thiere nicht sehen könnten, aber es hat sich darin nichts geändert, seitdem die Thiere das Augenlicht haben. – In der ersten Zeit wurde versucht, die Familien zu trennen; man setzte die Katze mit ihren Jungen auf ein Lager neben dem gemeinschaftlichen. Die Katze blieb daselbst aber keinen Augenblick und der Hund holte sofort die jungen Katzen nach dem alten Lager. Ebenso machte die Katze es, wenn ein Hündchen aus dem Lager gesetzt wurde. Jetzt sind dieselben ihr schon zu groß und schwer.




Im Artikel „Die Farbenblindheit“ (Jahrgang 1876, Nr. 4) hat der Verfasser darauf hingewiesen, daß keine geringe Gefahr für das öffentliche Leben aus dieser Gesichtskrankheit erwachsen könne, mit welcher ungefähr je der sechszehnte Mensch behaftet sein soll, und daß eben deshalb namentlich das Eisenbahn- und Schiffspersonal in dieser Beziehung einer gewissenhaften Prüfung unterzogen werden sollte. Der Gegenstand hat wirklich eine seiner Wichtigkeit angemessene Beachtung gefunden, wie aus einer der ersten Nummern des diesjährigen „Armee-Verordnungsblattes“ hervorgeht. Unterm 18. Januar d. J. erließ das Kriegsministerium folgende Verfügung:

„Die Tauglichkeit zum Dienste mit der Waffe bei den Eisenbahntruppen setzt die Fähigkeit des Unterscheidens der Farben, 'Roth, Grün und Weiß' voraus. – Es ist diese Feststellung als Anmerkung zu § 15, 3 c in die Recrutirungs-Ordnung aufzunehmen.“

Dieselbe Aufmerksamkeit widmet diesem Gegenstande die russische Regierung. Das „Ministerium der Communicationen“ hat an die Eisenbahnverwaltungen die Verfügung erlassen: 1) alle neu eintretenden Beamten einer sorgfältigen Prüfung hinsichtlich ihres Farbenunterscheidungsvermögens zu unterwerfen; 2) eine gleiche Prüfung an allen gegenwärtigen Eisenbahnbeamten vorzunehmen und periodisch – viermal im Jahre – zu wiederholen; 3) dieselben Untersuchungen mit allen denjenigen Beamten anzustellen, welche eine schwere Krankheit, Verwundungen und Verletzungen der Schläfen, Augen oder des Kopfes, oder eine Gehirnerschütterung erlitten haben und ihren Dienst wieder aufnehmen; 4) Personen, welche die Farben Grün und Roth nicht unterscheiden können, auf keinen Fall irgendwo an den Bahnen anzustellen, respective jetzt noch weiter in ihren Functionen zu belassen. Zugleich werden die Eisenbahnärzte angewiesen, genau Buch über die Vornahme und die Resultate dieser Prüfungen zu führen und Abschriften ihrer Aufzeichnungen den Eisenbahn-Inspectoren zu übergeben.

Da aus unserm Artikel „Die Farbenblindheit in der Schule“ (Nr. 21) hervorgeht, daß das Erforderniß, den Gesichtssinn der Schüler auf dem Gebiete der Farbe in der Schule zu bilden, nicht mehr abzuweisen ist, so wird auch ein Lehrmittel dazu willkommen sein. Es besteht in einer Farbentafel, welcher eine erläuternde Anweisung beigegeben ist und die ebenso zur Uebung und Schulung des Gesichtssinnes wie zur Prüfung auf Farbenblindheit in der Schule dient. Entworfen von dem Leipziger Lehrer H. Band, ist dieselbe in der lithographischen Anstalt von Fr. Krätschmer Nachf. in Leipzig ausgeführt und erschienen.




Erklärung. Wir erhalten von unserm geehrten Mitarbeiter, Herrn Dr. Schmidt-Weißenfels, auf die Einsendung eines Briefes aus Milwaukee in Nordamerika, welcher uns meldete, daß dort ein Schriftsteller sich „Schmidt-Weißenfels“ und „Mitarbeiter der Gartenlaube“ nenne, die nachfolgende Zuschrift:

„Auf Ihre gefällige Mittheilung des Kalliwoda’schen Briefes aus Milwaukee bitte ich Sie höflichst, in meinem Interesse und in dem Ihrer amerikanischen Leser der 'Gartenlaube', die Erklärung zu veröffentlichen: daß ich niemals in Amerika war; daß ich seit fünf Jahren in Württemberg mit Weib und Kindern wohnhaft bin und ich in einem Usurpator meines literarischen Namens, wie er in Nordamerika sich befinden soll, deshalb nur einen Betrüger gegen mich und gegen Andere vermuthen kann.

Cannstatt, 10. Juli 1877.

Dr. Schmidt-Weißenfels.“


Kleiner Briefkasten.

L. Z. in L. Auf Wunsch des Herrn Postsecretärs H. Krause in Nordhausen theilen wir Ihnen mit, daß der genannte Herr nicht der Verfasser des Aufsatzes „Von unserm Lieblingssänger“ (Nr. 5) ist. Der Artikel wurde vielmehr nach dem Buche „Der Canarienvogel“ von Dr. Karl Ruß und mit Zustimmung des Verfassers von uns veröffentlicht, und zwar in der Absicht, daß dadurch die Liebhaberei für ein Thierchen, welches man gleichsam als ein deutsches Nationalgut betrachten darf, in dem weiten Leserkreise unseres Blattes möglichst gefördert werde.

Helene Th. in F. Leider nicht zu gebrauchen. Bitten über das Manuscript zu verfügen.

Wittwe. Würden Sie sich nicht zu einer mündlichen Besprechung verstehen? Für briefliche ausführliche Auseinandersetzungen fehlt uns wirklich die Zeit.

E. v. K. in Hildesheim. Wir haben keine Briefe von Ihnen erhalten, kennen Ihre „Bedürfnisse für den fraglichen Vortrag“ nicht und können deshalb auch nicht helfen.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Karosine
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1877). Leipzig: Ernst Keil, 1877, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1877)_530.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2023)