Verschiedene: Die Gartenlaube (1877) | |
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Gesicht gesehen. hatte sie verstanden. Er bog sich zu ihrem
Ohre nieder und rief: „Sie mögen sich zu Bette begeben,
Martha; ich werde diese Nacht keinesfalls nach Hause kommen.“
„Ach, daß sich Gott erbarme! Er wird doch wohl nicht eingesperrt werden?“ klagte sie hinter den Beiden her, indem sie ihnen von der Thür aus nachblickte. Sie schloß dann die Thür sorgfältig ab und schlich, beständig mit dem Kopfe wackelnd und vor sich hin murmelnd, die Stufen hinauf.
Bulgarien, das weite Land, das von zwei mächtigen
Grenzhütern, der zum größten von Mitteleuropa ausgehenden
Strome angeschwollenen Donau im Norden und dem vielbesungenen
Hämus der Alten, dem weithin ausgestreckten Balkangebirge, im
Süden beschirmt wird und sich in die Länge vom serbischen
Morawaflusse bis zum Schwarzen Meer ausdehnt, dieses ganze,
Baiern an Größe gleiche Land war noch bis in die jüngsten
Zeiten in seinem Innern so wenig bekannt, als läge es am obern
Nil. Erdbeschreiber und Landkartenzeichner mußten mit Stift
und Griffel alten, ungenauen Nachrichten folgen, wie sie bei der
Darstellung dieses Türkengebietes mit spärlichen neuen Zügen von
einer Zeit auf die andere vererbt worden waren.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1877). Leipzig: Ernst Keil, 1877, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1877)_088.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2019)