Verschiedene: Die Gartenlaube (1877) | |
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ihn in den Anstalten der Besserung und Bildung, die von Jesu gestiftet sind, Ermunterung, Kraft und Stärkung, und in den Quellen des Trostes, die sich den Seinigen öffnen, erquickende Beruhigung finden! Laß ihn wachsen und zunehmen an christlicher Weisheit und Erkenntniß, an Liebe und Fleiß in guten Werken, laß ihn treu bleiben bis an’s Ende und das Ziel des Glaubens, die Seligkeit, davonbringen! O Vater im Himmel, sei mit ihm, leite ihn, regiere und segne ihn, und laß ihn Deine unendliche Huld um Christi willen erfahren! Ja, du erhörest uns, du wirst den Segen erfüllen, den ich jetzt im Vertrauen auf deine Erbarmung in Christo über ihn ausspreche.
Der Herr segne Sie und behüte Sie! Der Herr erleuchte sein Angesicht über Sie und sei Ihnen gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf Sie und gebe Ihnen seinen Frieden! Amen!“
Wir lassen zum Schlusse auch das über diesen Act ausgestellte „Taufzeugniß“ hier folgen. Es lautet:
„Nachdem der zu Düsseldorf den 13. December 1799 geborene, in Göttingen die Rechte studirende Herr Heinrich Heine am heutigen Tage in Gegenwart des Herrn Superintendenten Dr. Bonitz aus Langensalza über die Hauptlehren des Christenthums geprüft worden ist und aus der Prüfung sich ergeben hat, daß er die Wahrheiten des Christenthums richtig erfaßt habe und mit denselben vertraut sei, er auch sehr vortheilhafte Zeugnisse über sein sittliches Verhalten beigebracht hatte, so ist derselbe heute, als am 28. Juni 1825, in Gegenwart des Herrn Dr. Bonitz als Zeugen, von mir getauft worden, und hat mit Beibehaltung des Familiennamens Heine in der Taufe die Namen
empfangen.
Solches wird hierdurch pflichtmäßig bescheinigt und durch meine, des Pfarrers, der die Taufe verrichtet hat, Unterschrift, unter Beidrückung des öffentlichen Siegels, beglaubigt.
Heiligenstadt, den 28. Juni 1825.
Pfarrer der evangelischen Gemeine und Superintendent.“
Ob Heine wirklich, wie der Herr Pfarrer von Heiligenstadt so überzeugungsfest meint, aus innerstem Herzensdrange zum Christenthum übergetreten, ob der später so weltkluge und menschenkundige Dichter nicht schon damals doch eine praktischere Auffassung seiner Zugehörigkeit zur Gemeine der Christen hegte, wer kann das entscheiden? Wer vermag darüber ein vollgültiges Urtheil abzugeben, ob Heine in seiner späteren Zeit wirklich ein Skeptiker „nur auf der Oberfläche“ gewesen?
Blätter und Blüthen.
Nochmals die Eisenbahnen. Man hat durch Erfahrung festgestellt, daß im Winter der Mensch in seiner Wohnung bei circa 15° C. Wärme sich am wohlsten befinde. Namentlich bei sitzender Lebensweise. Ein Arbeitender, besonders ein Handarbeiter, bedarf weniger Wärme; Letzterer, z. B. ein Tischler, wird sich mit +10° C. gewiß vollkommen zufrieden erklären. Ein Denker, ein Schriftsteller – auch die Thätigkeit des Gehirns ist Arbeit – hat natürlich damit nicht genug, weil die Gehirnthätigkeit allerdings Stoffwechsel bedingt und Wärme erzeugend wirkt, aber nicht in dem Maße, wie das bei Handwerkern der Fall ist, wo der größte Theil der körperlichen Musculatur in Anspruch genommen wird.
Seit einem Monate und vielleicht noch länger haben wir eine durchschnittliche Temperatur von +3 bis 4° C., eine Wärme, welche keineswegs genügend erachtet werden kann, daß Jemand im ruhenden Zustande sich dabei behaglich oder, was dasselbe ist, wohl fühle. Trotzdem sind die Coupés der den Privatgesellschaften gehörenden Bahnen nicht, oder doch so mangelhaft geheizt, daß die Temperatur im Innern selten über +6° C. kommt. Dies ist durch thermometrische Beobachtung bewiesen. Stellt sich ein höherer Wärmegrad heraus, so ist er bedingt durch eigene menschliche Wärmeerzeugung.
Man kann sich vorstellen, wie unangenehm das Reisen in der jetzigen Jahreszeit für die Reisenden 1. und 2. Classe ist, denn die 3. und 4. Classe-Waggons sind gut geheizt; glücklicher Weise, weil die Waggons dieser Classen durchgehend, während die Waggons 1. und 2. Classe in vier oder fünf ganz geschiedene Räume getheilt sind. Es wäre daher sehr wünschenswerth, daß sich das Reichs-Eisenbahnamt dieser Sache annähme, da noch so viele Beschwerden des Publicums bis jetzt keinen Erfolg hatten.
Glücklich sind in dieser Beziehung die Süddeutschen daran; die Baiern, weil sämmtliche Waggons durch von dem Kessel der Locomotive ausgehenden Dampf geheizt werden, die Württemberger, weil ihre durch Gänge getheilten Waggons gut geheizte Oefen haben.
In den norddeutschen Waggons sind in eisernen Kästen gepreßte Kohlen als Heizung angebracht, eine äußerst unangenehme Wärme-Erzeugung wegen der brennenden Hitze, falls alle Kästen gefüllt werden, und vollkommen ungenügend, falls nur ein Kasten gefüllt wird. Die entsetzlichen Fußwärmer sind noch ungenügender, weil dabei die Luft nicht erwärmt wird.
Genügende Hülfe werden wir Norddeutschen wohl erst dann haben, wenn die Bahnen, wie in Süddeutschland, Staatseigenthum geworden sind. Denn es ist ja ganz natürlich, daß jede Gesellschaft so viel wie möglich zu sparen sucht und daß aus diesem Sparsystem sich nach und nach bei den Directoren und Beamten der Bahn der Wahn entwickelt, das Publicum sei der Eisenbahn wegen da, nicht aber die Bahn zum Nutzen und Frommen des Publicums. G. Rohlfs.
Gratulation bei der Gutsherrschaft. (Abbildung Seite 12 und 13.) Der Düsseldorfer Maler Jac. Leisten hat den glücklichen Gedanken gehabt, uns eine häusliche Scene voll wohlthuender Contraste darzustellen. Er führt uns an das Lager einer jungen Mutter, und zwar in dem Augenblicke, wo eine jugendliche Freundin und die Dienerschaft des Hauses ihren ersten Wochenbesuch abstatten dürfen. Das Alles liegt so klar vor den Augen des Lesers, daß jedes Wort der Erklärung überflüssig erscheint. Oder sollen wir noch besonders hindeuten auf die rührende Schönheit der jungen glücklichen Mutter, auf die demüthig huldigende Frau, die ihr eigenes Kind bei sich hat, das Mädchen, das sich ganz verdutzt an der Schürze der Mutter festhält? Oder auf die sichtliche Scheu und Unbeholfenheit des Forstwarts und der hinter ihm sich nahenden Alten, über die sogar der Lakai am Eingang lächelt? Wie anmuthig füllen die übrigen Gestalten um die Wöchnerin das Bild aus! Ueberall freundliches Leben und doch eine Ruhe, als ob Alles der zur Schonung mahnenden Hand des Mannes zur andern Seite des Himmelbettes folgte. Das Bild spricht zum Gemüth, und darum ist es sicher, Vielen zu gefallen.
Aus dem Nachlasse Herbert König’s ist kürzlich eine Sammlung von Zeichnungen in photographischer Nachbildung unter dem Titel „Aus unserer Zeit“ in die Welt hinausgegangen. Das ansprechende kleine Werk zeichnet sich durch die an dem dahingegangenen Meister bekannten Vorzüge eines flott zugreifenden Humors und jener scharf treffenden Satire aus, welche ihre dem Leben abgelauschten Typen ebenso rücksichtslos wie pikant hinzustellen weiß. Daß jede Zeit immer am liebsten ihr eigenes Conterfei sieht, und zeige es ihr auch in mancher Linie einen beißenden Sarkasmus, das beweist wieder einmal der ungewöhnlich starke Absatz, den diese auch äußerlich höchst elegant ausgestatteten Zeichnungen „Aus unserer Zeit“ auf dem eben abgeräumten Weihnachtsmarkte gefunden haben.
Wir unsererseits führen unseren Lesern heute mit Genehmigung der Wittwe König’s ein reizendes kleines Bild aus der genannten Sammlung in bedeutend vergrößertem Maßstabe vor. „Mylord und Mylady“ ist das Product eines jener Momente, die im Leben unseres Künstlers nur hie und da hervortraten, jener Momente, wo an die Stelle der kecken, oft etwas schroffen Satire eine weiche poesievolle Stimmung trat, wo der Realismus seiner Lebensanschauung einer schönen Idealität Platz machte. Unsere Leser werden dieses duftige Bildchen als einen letzten Gruß des heimgegangenen talentvollen Zeichners gewiß freundlich aufnehmen.
Kleiner Briefkasten.
E. K. in Königshütte. Was die Bewohnbarkeit der Planeten betrifft, so wissen Sie wohl, daß wir uns in diesen Dingen auf hypothetischem Boden bewegen und man verschiedener Meinung darüber sein darf. Die Einzelnheiten Ihrer Einwendungen sind ganz richtig bis auf Ihre Ansicht vom Jupiter. Die Streifen dieses Planeten sind Wolkenlücken, und das Spectrum des Jupiter wies Wasserdampf in seiner Atmosphäre nach. (Vogel, Spectra der Planeten pag. 33.) Es muß sich deshalb auch nothwendig condensirtes Wasser (flüssig oder fest) auf dem Jupiter befinden. Ob wir dasselbe auf der Oberfläche zu suchen haben, ist eine zu weit gehende Frage; wir wissen es nicht. Die geringe Dichte des Jupiter scheint es allerdings wahrscheinlich zu machen. Doch läßt sich auch hierüber streiten. Jedenfalls haben Sie Recht, wenn Sie daran zweifeln, daß auf den noch ferner stehenden Planeten Saturn etc. noch gegenwärtig organisches Leben existire; diese haben ihre Aufgabe erfüllt, und die Sonne vernachlässigt sie deshalb. Wohl aber halte ich es für sehr wahrscheinlich, daß sie früher in Blüthe gestanden haben.
In Bezug auf die Eintheilung der Planeten in innere und äußere sind Sie im Irrthume. Die Grenzscheide zwischen diesen beiden Gruppen bildet der Ring der Planetoiden. Vergleichen Sie darüber z. B. Humboldt, Kosmos III, pag. 427 u. ff. Meyer in Z.
An Novellen liegen augenblicklich noch vor und kommen schon in den nächsten Wochen zum Abdruck:
Die Redaction.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1877). Leipzig: Ernst Keil, 1877, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1877)_020.jpg&oldid=- (Version vom 5.9.2023)