Verschiedene: Die Gartenlaube (1876) | |
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Rosse – es war ein Bild von unübertrefflicher Wirkung und Lebendigkeit. Mit Mühe nur konnte ich mich beherrschen, nicht auch mein erschöpftes Pferd durch die Flammen zu treiben – so hatte das Schauspiel mich erregt.
Das Feuer brannte niedriger. Die wilden Reiter sprengten, einer nach dem andern, davon, und auch wir lenkten nun unsere Thiere weiter durch Fonni dem Gensd’armeriecommando zu. Der Ort hat ein höchst ärmliches Aussehen. Mit Ausnahme einiger baufälliger größerer Häuser aus früherer Zeit besteht er fast nur aus rohen, meist nur ebenerdigen Häusern, die oft nicht einmal diesen Namen verdienen und viel eher auf die Bezeichnung ‚Ställe‘ Anspruch machen könnten. Uns aber wird sein Name im Gedächtniß bleiben, denn an ihn knüpft sich eine unserer interessantesten Reiseerinnerungen von der Insel Sardinien – die Erinnerung an die merkwürdige Erscheinung der Feuerreiter.“
Eines Königs Liebe und Entsagung. Die Gräfin von Voß hebt in ihrem Buche „Neunundsechszig Jahre am Preußischen Hofe“, als sie von ihrer „Engelskönigin“ spricht, hervor, daß der Charakter der Königin Louise erst durch das Leben mit ihrem Gemahl zu wahrer Reife gelangt sei und daß des Königs Festhalten an dem für recht Erkannten, seine Beständigkeit in dem, was er für seine Pflicht hielt, sowie sein nicht zu beirrendes sittliches Gefühl die Königin in allen Lebenslagen gestützt und erhoben habe.
Einen eclatanten Beweis von der Strenge des Königs gegen sich selbst, von dem Unterordnen seiner persönlichen Entwürfe unter die Rücksichten, die er seinem hohen Berufe oder seinem Volke zu schulden meinte, finden wir in den nachgelassenen und jetzt veröffentlichten Papieren des Ministers Theodor von Schön.
Friedrich Wilhelm der Dritte hatte 1815 in Paris die Bekanntschaft einer jungen Dame von Stande, der Tochter eines Grafen gemacht, und sich wunderbar von ihr angezogen gefühlt. Er war in einen Briefwechsel mit ihr getreten, und die dabei von der jungen Dame gezeigte Liebenswürdigkeit, die Ehrfurcht – verbunden mit zarter Neigung – welche sie ihm entgegenbrachte, hatte sein Herz ihr zugewendet und den Entschluß in dem Könige geweckt, sich für das Leben mit ihr zu verbinden. Allein er wollte nicht früher einen solchen Schritt thun, als bis er überzeugt sein konnte, daß eine solche Ehe in seinem Volke keine Mißstimmung hervorrufen, kein Nachtheil für das Land daraus entstehen würde. Schön erzählt nun darüber:
„Während meiner Anwesenheit in Berlin im Jahre 1817 forderte mich nach einer Staatsrathssitzung der Statthalter von Posen, Fürst Radziwill, auf, Nachmittags zu einer bestimmten Stunde zu seiner Gemahlin, Prinzessin Louise[1], zu kommen. Als ich mich zur festgesetzten Zeit einstellte, wurde ich in ein entlegenes Zimmer des Palais geführt, wo die Prinzessin bald darauf eintrat. Sie sagte mir, sie habe einen Auftrag vom Könige für mich. Nach einer so glücklichen Ehe, wie Er mit der Königin geführt habe, wäre Ihm Sein einzelnes Leben zur Last. Um Seiner Ruhe willen habe Er die Absicht, sich wieder zu verheirathen, aber das Bild der verstorbenen Königin auf dem Throne solle dadurch ungeschwächt bleiben. Er wolle eine Ehe zur linken Hand mit der Tochter eines französischen Grafen, der den Bourbons immer treu geblieben sei und jetzt französischer Gesandter wäre, eingehen. Sie würde abgesondert von der königlichen Familie allein für den König leben. Sie sei zwar katholisch, aber ihre Confession würde keinen Einfluß auf den König haben. Der König habe zwei Männer ausgesucht, deren Meinung Er darüber hören wolle, ob Er die Ehe, ohne daß nur entfernt ein Nachtheil für das Land daraus erfolgen würde, eingehen könne. Diese Männer wären Gneisenau in Bezug auf die bewaffnete Macht und ich in Beziehung auf das Volk.
Die Prinzessin schilderte die Gräfin als sehr gebildet, schön und liebenswürdig im höchsten Grade. Sie hatte sie vor wenigen Tagen in Potsdam, wohin deren Vater mit ihr aus Dresden gekommen war, gesehen. Alles, was die Prinzessin aus den Briefen der Gräfin mittheilte, zeigte einen edeln Charakter, feine Bildung und hohe Liebenswürdigkeit, und daß von beiden Seiten die reinste Neigung hier vorwalte.
Die Prinzessin sagte mir, ich möge die Sache und mich prüfen und ihr für den König eine schriftliche Antwort schicken. Ich erlaubte mir nur die Frage, weshalb der König nicht den Staatskanzler, als seinen nächsten Rathgeber, zu Rathe ziehe, und die Prinzessin antwortete mir: eben diese Frage habe auch sie an den König gerichtet und darauf die Antwort erhalten: Der Staatskanzler würde ihm gleich beistimmen; der König wolle, abgesehen von seinem Glücke, die Folgen für das Land von Männern, denen er hierin vertraue, erwogen haben.“
Schön und Gneisenau trafen bald zusammen, aber sie kamen überein, ihre beiderseitigen Meinungen erst zu vergleichen, wenn sie bereits in den Händen des Königs wären.
„Die Sache,“ berichtet Schön weiter, „machte mir einen innern Kampf. Auf der einen Seite stand mir das Glück meines Königs, dem ich das höchste glückliche Verhältniß aus vollem Herzen wünschte, auf der andern Seite die gewaltige Aufregung des Volkes gegen Alles, was Franzose war. Die Gährung im Volke, welche durch Handlungen, nicht durch Worte veranlaßt war, die Besorgniß, welche im alten Lande nothwendig daraus entstehen mußte, daß eine Katholikin die Frau unseres Königs wäre – Alles dies kreuzte sich in meinem Kopfe und meinem Herzen: ich konnte nur von dieser Ehe abrathen. Meine erste Erklärung, meinte die Prinzessin, würde der König nicht bestimmt genug finden; ich möchte daher mit meiner ganzen Ueberzeugung und meinem ganzen Charakter vortreten. Das that ich, und als unsere beiderseitigen Erklärungen in den Händen des Königs waren, verglichen wir sie miteinander, und Gneisenau hatte die seinige gleich der meinigen abgegeben, nur daß er, da ihm der Charakter des Volkes in Beziehung auf Treue nicht so bekannt sein mochte, überzeugt war, die unglücklichste Folge für den König würde sofort eintreten, statt daß sie, meiner Ueberzeugung nach, nur als Folge des Schrittes nach und nach sich zeigen müßte.
Die Prinzessin theilte uns nach wenigen Tagen mit, den König hätten unsere übereinstimmenden Erklärungen tief erschüttert; er habe uns als Ehrenmänner und treue Unterthanen anerkannt, aber sein Schicksal wäre grausam. Er habe nun den Entschluß gefaßt, doch noch, insofern nach unseren Erklärungen der beabsichtigte Schritt sein und seines Hauses Unglück herbeiführen würde, als Freund und nächsten Verwandten den Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, den Bruder der verstorbenen Königin, zu befragen.
Der Großherzog stimmte uns bei, wie von diesem treuen Freunde des Königs und von diesem braven Manne nicht anders zu erwarten war.
Hiermit faßte der König den Entschluß, die Heirath aufzugeben, aber noch nach einem Jahre schrieb mir die Prinzessin, daß Ruhe deshalb noch nicht bei ihm eingekehrt sei.
Seit dieser Zeit war das Benehmen des Königs gegen mich, obgleich ich hatte Werkzeug zu seinem tiefen Schmerze sein müssen, mehr annähernd als früher.“
Die Salamander-Sage in der Praxis. Den Salamandern dichtet die Volkssage bekanntlich die Fähigkeit an, vermittelst einer wässerigen Ausscheidung der Haut den Flammen widerstehen, ja sie auslöschen zu können. Diese vermeintliche Salamandertugend hat der schwedische Ingenieur F. W. Oestberg in Stockholm den Menschen durch einen beständig Feuchtigkeit aussondernden Anzug erworben, den er wegen seiner Aehnlichkeit mit den bekannten Taucher-Anzügen und weil man damit gleichsam in den Flammen untertauchen kann, als Feuertaucher-Anzug bezeichnet hat. Er ist für die Rettungsmannschaften bestimmt, um sie zu befähigen, mitten in den heftigsten Bränden auszuharren und daselbst der Leitung des Lösch- und Rettungswesens obzuliegen. Wie derjenige des die kühlen Meerestiefen besuchenden Tauchers, besteht dieser Gummianzug aus einem obern und einem untern Theile, die den ganzen Körper küraßartig umhüllen und den Kopf mit einem Helm bedecken. Aber der Feuertaucher-Anzug besteht ferner aus zwei Hüllen, einer inneren aus Gummistoff und einer äußeren aus englischem Leder, und zu dem Luftschlauche, der den Tauchern ihren Athembedarf zuführt, kommt hier ein denselben umschließender Wasserschlauch, der den Zwischenraum beider Hüllen mit beständig sich erneuerndem kühlem Wasser füllt, welches an vielen Stellen des Anzugs durch kleine Poren hervortritt und ihn außen überall berieselt. Ein am Rücken sich davon abzweigendes Rohr giebt dem Feuermanne zugleich einen Spritzenschlauch in die Hand. Die Luft tritt ebenfalls unter Druck in das innerste Costüm ein, bläht dasselbe noch mehr auf und entweicht mit der ausgeathmeten Luft aus den Augenlöchern des Helmes, von denen es Rauch und Flammen verscheucht.
Vor einigen Monaten legte der Marine-Capitain Ahlström in dem Oestberg’schen Anzuge eine mehr als überzeugende Feuerprobe vor dem deutschen Kaiser, der Kaiserin, dem Kronprinzen und zahlreichen damals am Berliner Hofe weilenden Fürstlichkeiten ab. Man hatte zu diesem Behufe vier große Holzhaufen aufgeschichtet, mit einem Centner Petroleum begossen und in Brand gesteckt. Als die vier Feuersäulen hoch aufloderten und eine Gluth verbreiteten, daß man derselben kaum auf vierzig Schritte Stand halten konnte, erschien der am ganzen Körper wassersprudelnde Capitain und verschwand nach einer in seinem Anzuge ungemein komischen Verbeugung in den Flammen, um dort eine Viertelstunde lang gemüthlich umherzuspazieren, sich niederzusetzen, an die Blöcke anzulehnen etc. Gewiß hinderte ihn nur der Respect, wie die drei Männer im feurigen Ofen ein heiteres Lied anzustimmen, denn während die draußen befindlichen Zuschauer ihn halb gebraten wähnten, fand er es so gemüthlich zwischen den Flammen, daß er sich nicht abhalten ließ, noch eine zweite Feuertaufe auszuhalten, und schließlich war er so wenig erhitzt, daß er sich im Freien demaskiren konnte, ohne in seiner leichten Unterkleidung eine Erkältung zu befürchten.
Diese unzweifelhaft wichtige Erfindung wird in den Fällen, wo es sich um das Betreten von mit Rauch und Dampf erfüllten Räumen handelt, durch einen Respirator ersetzt, der den Qualm und die giftigen Feuergase zurückhält und an dessen Vervollkommnung der englische Physiker Tyndall, Director Löb in Berlin u. A. gearbeitet haben. Es ist dies ein in verschiedenen Abtheilungen mit Holzkohlen und Kalk in gröblichen Stücken, sowie mit Schwamm, der in Glycerin getaucht ist, gefüllter Filter, in dem sich die Luft vor dem Einathmen von den brenzlichen Gasen, der Kohlensäure etc. völlig reinigt, sodaß man in den qualmerfüllten Räumen athmen kann, so lange eben noch athembare Luft vorhanden ist. Mit einer solchen nach seinen Angaben gefertigten Rauchhaube, die auch Augen und Nase schützt, hat Direktor C. Löb zwanzig Minuten lang in einem geschlossenen Zimmer auszuharren vermocht, in welchem Petroleum, Pech, Sägespähne nebst anderen qualmerzeugenden Stoffen brannten und außerdem eine sogenannte Feuerlöschdose ihren flammenerstickenden Rauch verbreitet hatte. Wohl und munter, wenn auch völlig eingeräuchert, trat der Erfinder aus dem mit dicken Rußzotten an Wänden und Decke behangenen Zimmer. Eine kleine neben dem Munde angebrachte Signalpfeife vermittelt den Verkehr mit den übrigen Rettungsmannschaften.
C. H. L. in N. Die Novelle „Künstler und Fürstenkind“ finden Sie im Jahrgang 1873, Nr. 36 ff.
- ↑ Prinzessin Louise war eine Cousine von König Friedrich Wilhelm dem Dritten und eine Schwester des Prinzen Louis Ferdinand.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 796. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_796.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)