Verschiedene: Die Gartenlaube (1873) | |
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Das erste Wartburgfest bricht an!
Wie dröhnt vom scharfen Rosseshufe
Der Felsweg! Auf das Thor gethan!
Da sprengt herein des Bergs Bezwinger,
Grüß Gott, Herr Ludewig, der Springer!
Und Euren Eingang segne Gott!
Und wieder klirrt’s herauf von Eisen.
Zum Junkerschrecken wird der Stuhl
Er kommt vom Schmiede in der Ruhl!
Und hinter ihm, in Kriegeswettern,
Die Lanze hoch, das Schwert gezückt,
Des Barbarossa tapfre Vettern,
Horcht auf! Vom Thal welch’ Harfenklingen!
Es zieht herein der Sänger Kreis,
um für die Minne zu erringen
Im Wartburgkrieg der Palme Preis.
Geht still herauf Elisabeth,
Im Arm der Armuth Korb voll Rosen,
Die fromme Seele voll Gebet.
Gleich frommer Ehre hat die Rechte
Wie glänzt die Wartburg als die echte
Herberge der Gerechtigkeit!
Von Thüringen bebt bis zum Rheine
Die Raublust, als sein Kriegeszug
Um seines Krämers Esel trug.
Trübt sich der Tag? Der untreu fröhnig
Wird das Geschlecht. Wer zieht heraus?
Sieh’, Raspe ist’s, der Pfaffenkönig!
Wozu das Thor noch? Schmach und Trauer!
Die Blide wird der Treue Lohn –
Und dort, ach, flieht, steilab die Mauer,
Die Mutter vom gebissnen Sohn.
Zum Thore der Gebissne ein. –
Weit hin von Siegesehren breitet
Sich seines Lorbeers Zauberschein.
Und höher noch im Sohne blühen
Recht wie der Berg im Abendglühen
Ausleuchtet, eh’ er sinkt in Nacht.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1873). Leipzig: Ernst Keil, 1873, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1873)_353.JPG&oldid=- (Version vom 21.5.2018)