verschiedene: Die Gartenlaube (1857) | |
|
Neurode, Landshut, Charlottenbrunn u. s. w. Der südliche Bogen dieses beinahe eine Kreislinie bildenden Gebietes fällt Böhmen anheim.
12. Das östlichste zusammenhängende größere Gebiet findet sich zwischen Tarnowitz und Krakau, zu dem noch einige kleine südwestlich vertheilte Abtheilungen gehören.
13. Endlich erscheint die Steinkohlenformation noch einmal zugänglich unweit Brünn in Mähren in einem kleinen Gebiete.
Was nun die jüngere Steinkohle betrifft, d. h. diejenige, welche in jüngeren Gebirgsformationen eingelagert ist, so steht diese der älteren an Bedeutsamkeit nach und nur an einigen Orten gibt sie Gelegenheit zu einer beträchtlichen Gewinnung.
Die zunächst über der Steinkohlenformation folgende Permische Formation ist in der unteren Abtheilung des Zechsteines, der die in Rußland sehr entwickelte Formation in Deutschland vertritt, zwar immer mit Bitumen durchdrungen, aber zu Kohlen bringt er es nicht, ausgenommen ¼ bis ½ Zoll dicke Pechkohlenflötzchen.
Die über dem Zechstein kommende Formation des Rothliegenden, obgleich mit der Steinkohlenformation in Deutschland unmittelbar (ohne den dazwischen tretenden Zechstein) vergesellschaftet und lange Zeit als ein oberes Glied derselben betrachtet, findet sich wenigstens auf deutschem Boden ohne Steinkohlen, obgleich man dies in neuerer Zeit bei Baireuth vermuthet.
Der Buntsandstein und der Muschelkalk, die beiden unteren Glieder der nun aufwärts folgenden Trias-Formation enthalten keine Steinkohle, wohl aber das dritte, oberste, Glied: der Keuper. Man nennt die Steinkohle des Keupers, die namentlich in Baden und Württemberg weit verbreitet ist, Lettenkohle. Sie hat sich aber noch nirgends recht bauwürdig gezeigt.
Ueber der Trias folgt die Juragruppe, aus der (unteren) Liasformation (sprich Leias) und aus der (oberen) Juraformation bestehend, welche letztere wieder in den braunen und den weißen Jura zerfällt. Im Lias kommen außer einzelnen Stücken und Brocken von Pechkohle in dessen Kalksteinen auch förmliche, wenn auch nicht sehr mächtige, Kohlenflötze in dem Liassandsteine vor, z. B. bei Helmstedt im Herzogthume Braunschweig und bei Hildesheim im Hannöverschen. Die Liaskohle ist hier und da ein Gegenstand des Bergbaues. Der in manchen anderen Ländern kohlenreiche braune Jura (auch Dogger genannt) zeigt sich in Deutschland arm daran. Dasselbe gilt von dem weissen Jura, der bei Boltigen im Canton Bern vier Kohlenflötze enthält.
Einzig und allein im nördlichen Westphalen tritt für Deutschland die Wealdenformation auf, wo sie namentlich im Schaumburgischen und Bückeburgischen sehr reich an Steinkohle ist, welche der besten englischen an Güte gleichkommt.
In der nun folgenden Kreideformation kommen in Wenig-Rackwitz in Schlesien und bei Grünbach in Oesterreich bauwürdige Steinkohlenflötze vor. Bei Quedlinburg baut man ein schwaches Kohlenflötz in den bunten Thonen eines der zahlreichen Glieder ab, aus denen die Kreideformation zusammengesetzt ist.
Steigen wir noch höher in der Reihe der Gebirgsformationen empor, so treten wir in das Gebiet der sogenannten Tertiärformationen. Wenn wir den großen Unterschied zwischen den Stein- und Braunkohlen — welchen letzteren wir nun begegnen — im Auge behalten, so müssen wir geneigt sein, zwischen der Ablagerung der Kreideformation und der der ältesten Tertiärschichten eine lange Zwischenzeit anzunehmen. Der Zeitraum, während welches die Tertiärschichten auf Deutschlands Boden abgelagert wurden, ist ohne Zweifel ein sehr langer gewesen und es scheinen dieselben zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen beschränkteren Oertlichkeiten unabhängig von einander abgelagert worden zu sein. Daher findet man auch die diesen Schichten zukommenden Braunkohlenlager sehr verbreitet und von den verschiedensten Graden der Umwandlung aus Holz in kohlige Substanz, so daß die Braunkohlen oft dem lebendigen Holz noch ganz nahe stehen oder der echten Steinkohle schon sehr nahe kommen. Der berühmte Geolog Leopold von Buch hat die zahlreichen Braunkohlenlager Mittel- und Norddeutschlands in sieben Becken gruppirt:
1. Das Oberrheinische Becken, zwischen dem Schwarzwald und den Vogesen.
2. Das Rheinisch-Hessische Becken, zwischen dem Taunus, dem Westphälischen Sauerlande und dem Thüringer Walde.
3. Das Niederrheinische Becken, von Bonn bis über Aachen und Düsseldorf.
4. Das Thüringisch-Sächsische Becken; es begreift Thüringen und die sämmtlichen sächsischen Lande.
5. Das Böhmische Becken, das nördliche Böhmen.
6. Das Schlesische Becken, vom Bober bis tief nach Oberschlesien; es hängt mit den galizischen und polnischen Braunkohlenbildungen zusammen.
7. Das Norddeutsche Becken, umfaßt den ganzen Norden Deutschlands, bis Preußen, Posen und Polen.
Die Vertheilung des Torfes ist nicht mehr, wenigstens nicht mehr allein von vorweltlichen Anlässen abhängig. Wir wissen, das die Torflager sich am häufigsten auf rauhen, teilweise bewaldeten Hochebenen finden und noch fortwährend im „Wachsen“ begriffen sind. Wir werden dem Torfe später eine besondere Besprechung widmen. (Im nächsten Artikel folgt eine Schilderung des Vorkommens und der Entstehung der Steinkohle.)
Ein Pionnier des Geistes.
In eignen Verlage erschien 1825 eine englische belletristische Zeitschrift „Meyer’s british Chronicle“ und ein Handbuch für Kaufleute, beide mit großem Absatz. Und auch mit diesen Verlagsartikeln brach Meyer eine neue Bahn im Buchhandel, die nachher Andere mit so großem Erfolg gewandelt sind; er begründete damit das Subscriptionswesen auf größere Werke in periodisch erscheinenden Bruchtheilen. Dieser kühne Geist war vom Schicksal bestimmt, überall, wo er auftrat, neue Sphären zu eröffnen. Ermuthigt durch den großartigen Erfolg seiner billigen Preise, faßte Meyer die Idee, ein eignes großes Verlagsgeschäft auf denselben Principien zu gründen, welches dem Volke für wenige Thaler eine unterhaltende, anregende und belehrende Literatur in die Hände geben und alle dem Buchhandel verwandten Arbeitsbranchen in sich vereinigen, d. h. die Bücher vollständig produciren sollte. Meyer’s Ideen verwandelten sich immer rasch in lebende Gestalten; seine neueste Schöpfung war das „Bibliographische Institut.“ Ein reizend über der Stadt an einer Anhöhe gelegenes Wohnhaus mit Grundstück erhielt die nöthigen Anbauten, die weltbezwingenden bleiernen Soldaten mit ihren Batterien, den Pressen, wanderten ein, Lithographie und Buchbinderei wurden hergestellt, und die Eroberungsschlacht des Geistes begann unter Leitung des muthigen und einsichtsvollen Feldherrn.
Und gewiß war der erste Wurf ein ungemein glücklicher. „Das Volk muß seine Dichter für einige Groschen kaufen können, damit es sie sich in Fleisch und Blut verwandle. Ohne solche Kenntniß seiner Dichter bleibt es ewig in der Sclaverei der Dummheit und des Egoismus.“ Also sprach Meyer und gab dem deutschen Volke vier verschiedene Ausgaben der älteren deutschen Classiker in geschickter Auswahl, Miniatur-, Cabinets-, Hand und Quartausgabe, und in vielen Hunderttausenden wanderten sie in die Häuser und Hütten, „so weit die deutsche Zunge klingt.“
Man hat die Blumenlese aus den Classikern oft als Nachdruck bezeichnet, und die Cotta’sche Buchhandlung in Stuttgart ließ als rechtmäßige Eigenthümerin der Goethe’schen und Schillerschen Werke die Bände der Meyer’schen Ausgabe, welche Auszüge aus denselben enthielten, mit Beschlag belegen. Was daraus geworden ist, kann ich nicht angeben, der Proceß hat lange gewährt. In Bezug auf die moralische Beschuldigung mußte man Meyer selbst hören. Da stand er fest auf humancultorischem philanthropischem
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_633.jpg&oldid=- (Version vom 28.5.2023)