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Seite:Die Gartenlaube (1857) 577.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Oude befand, überschritt eines Morgens bei Mirut den Ganges, um die Straße nach Bareilly einzuschlagen. Er saß auf einem schönen turkomanischen Pferde, und war von seinem Tafeldiener und Stallknecht begleitet. Auf dem linken Ufer des Flusses traf der Aga eine Zahl anständig aussehender Männer, die desselben Weges zogen. Sie begrüßten ihn sehr demuthsvoll, und suchten ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen; allein der Mongole war auf seiner Hut gegen die Thugs und hieß die Wanderer, ihn allein reisen zu lassen. Die Fremden mühten sich, seinen Argwohn zu zerstreuen, allein vergebens. Die Nasensflügel des Mongolen blähten sich auf, seine Augen schleuderten Blitze, und mit donnernder Stimme befahl er ihnen, sich zu entfernen. Sie gehorchten.

Am nächsten Morgen überholte der Mongole auf seinem Wege eine gleiche Zahl Reisender; allein diese Männer hatten ein ganz anderes Aussehen, als jene des vorigen Tages: es waren lauter Muselmänner, die sich ihm höchst ehrerbietig nahten, von den Gefahren des Weges sprachen, und um die Gunst baten, sich unter seinen Schutz stellen zu dürfen. Der Aga that, als hörte er sie nicht, und gab ihnen keine Antwort; als aber nichts destoweniger die Reisenden sich an seine Schritte hefteten, da blähten sich auf’s Neue seine Nasenflügel, seine Augen schleuderten Blitze; er legte die Hand an seinen Säbel, und befahl ihnen mit donnernder Stimme, sich zu entfernen, wenn sie nicht wollten, daß ihre Köpfe von ihren Schultern flögen. Er war aber ein gar furchtbarer Reiter: auf dem Rücken trug er einen Bogen und einen Köcher voll Pfeile, im Gürtel hatte er ein Paar Pistolen, und an seiner Seite hing ein Säbel. So gehorchten ihm denn auch die armen Leute mit Zittern.

Am Abend machte eine andere Gesellschaft von Reisenden, die in demselben Karavanserai übernachteten, wie der Mongole, mit seinen beiden Dienern Bekanntschaft; und als er sie am andern Morgen auf dem Wege überholte, suchten diese Wanderer auch mit dem Herrn ein Gespräch anzuknüpfen. Aber trotz des Bittens seiner Diener blähten sich zum dritten Male die Nasenflügel des Mongolen, seine Augen schleuderten Blitze, und er befahl den Fremden gebieterisch, zurückzubleiben.

Als der Aga am dritten Tage in die Mitte einer wüsten Ebene kam, und seine Diener ihm in einiger Entfernung folgten, stieß er plötzlich auf sechs arme Muselmänner, die über den Leichnam eines ihrer Cameraden weinten, der soeben am Wege gestorben war. Es waren Soldaten aus Lahore, die von Lucknow kamen, um nach langer Abwesenheit ihre Frauen und Kinder zu besuchen. Ihr Camerad, die Freude und Hoffnung seiner Familie, war den Anstrengungen der weiten Reise erlegen, und sie hatten bereits ein Grab für ihn gegraben. Leider aber waren sie lauter ungelehrte Leute, und Keiner von ihnen vermochte die Gebete des Korans zu lesen; wenn daher der Aga dem Verstorbenen diese letzte Ehre erweisen wollte, würde ihm seine Barmherzigkeit gewiß in dieser wie in jener Welt nicht vergessen bleiben. Dieser Berufung an seine Frömmigkeit widerstand der Mongole nicht, sondern stieg sogleich vom Pferde. Der Leichnam ward in der durch den Koran vorgeschriebenen Weise, mit dem Kopfe nach Mekka zu, in die Grube gelegt. Ein Teppich wurde vor dem Aga ausgebreitet, und er legte zuerst seinen Köcher, dann seinen Säbel und seine Pistolen ab. Nachdem er sich entwaffnet hatte, wusch er sich das Gesicht, die Füße und die Hände, um seine Gebete nicht im Zustand der Unreinheit zu sprechen, und fing, indem er hinknieete, mit lauter Stimme die Todtengebete an. Zwei Gefährten des Verstorbenen knieeten neben dem Leichnam und beteten unter Schluchzen; die vier andern waren den beiden Dienern entgegen gegangen, um zu verhüten, daß ihr Herantreten den guten Samariter in seinem frommen Werke unterbreche. — Plötzlich auf ein Zeichen waren die Tücher geworfen, und nach wenigen Minuten lagen der Mongole mit seinen beiden Dienern in der offenen Grube; nach Thugsweise, der Kopf des obern Leichnams auf den Füßen den untern. Alle jene Reisenden, welche der Mongole auf seinem Wege getroffen, gehörten ein und derselben großen Thugbande von Oude an; und als sie gefunden hatten, daß sie vergeblich sein Vertrauen durch freundliche Reden zu gewinnen suchten, ersannen sie diese List, um ihn zu tödten und seiner Kostbarkeiten zu berauben. Der Mongole, ein stark, beleibter Mann, war auf der Stelle todt, seine Diener leisteten gar keinen Widerstand.




Stein- und Braunkohlen und Torf.

Von E. A. Roßmäßler.
(Erster Artikel.)

Der nach edeln und sogenannten unedeln Metallen – unter welchen letzteren doch das edelste von allen, das Eisen, mit begriffen wird – im Schooße der Erde wühlende Bergmann thut nicht etwas so Wichtiges, als derjenige, welcher zum Schutze unserer Wälder vorweltlichen Brennstoff zu Tage fördert.

Täglich werden größere Ansprüche an den Wald gestellt. Die mit jedem Jahre zunehmende Baulust, die immer neuen Eisenbahnlinien verschlingen in Besorgniß erregender Weise ungeheuere Massen von Holz. Und selbst wenn des Waldes ganze Bestimmung in dem Genügen dieser Anforderungen läge, selbst dann müßte man nun endlich daran denken, ihn zu schonen. Er hat aber noch eine viel höhere Bestimmung zu erfüllen: er hat uns die Bewohnbarkeit des heimischen Bodens zu bewahren. Leider denken nur Wenige ernstlich über diese Bedeutung des Waldes nach. Jeder aber, der dies that, aus Grund einer tieferen Kenntniß von den Bedingungen des Klimas eines Landes that, der muß nachgerade ein unheimlichen Grauen empfinden, wenn er jährlich die Ansprüche an den Wald sich mehren sieht. Er stimmt mir bei, wenn ich ein leichtsinniges Niederschlagen der Waldungen für ein gravamen de futuro, für das größte Verbrechen an unseren Nachkommen erkläre. Männer, wie Burgsdorf, Heinrich Cotta, Hartig haben glücklicherweise nicht umsonst gelebt und es ist so sehr zum Dogma eines weisen Staatshaushaltes geworden, der Zukunft Deutschlands Waldungen zu erhalten, daß wir in Beziehung auf die Staatsforsten wenigstens in Deutschland wohl ziemlich allgemein außer Sorge sein dürfen.

Es ist jetzt nicht meine Aufgabe, diese interessante, diese unbeschreiblich wichtige Bedeutung des Waldes näher eingehend zu besprechen; ich wollte nur durch diese wenigen Werte der Bedeutung des „vorweltlichen Brennstoffes“ eine anderweite Begründung geben.

Nichts weniger als ein Bewunderer des halsbrechenden Actienschwindels, dieser Sucht, das Geld zum Arbeiter zu machen und selbsteigenes Thun aus herzklopfendes Wagen zu beschränken, so bin ich doch in eifrigster Werthschätzung des Waldes von Herzen einverstanden mit den überall zu lesenden Anpreisungen von Actienunternehmungen auf Stein- und Braunkohlen! In solchen Action zu speculiren und damit das Nachgraben nach diesen wichtigen Schätzen zu befördern – das ist geradezu ein großes Verdienst, und Derjenige, der sich dabei verspeculirt, ist der einzige Aetienspeculant, den ich bedaure, denn er erscheint mir als Märtyrer im Dienste der kommenden Geschlechter.

Diese Kohlensucherei, der man wünschen möchte, daß die Wünschelruthe eine Wahrheit wäre, hat aller Orten den Mangel an Wissen über ihr Vorkommen fühlbar gemacht. Sachverständige sind mit einem Male aus „gemiedenen Stockgelehrten“ zu gesuchten Rathgebern geworden. Solcherlei Fragegesuchen begegnet für das Königreich Sachsen, wenn dieselben sie nicht geradezu hervorgerufen haben, die eben bei Engelhardt in Freiberg erschienene „Kohlenkarte, aus welcher die Verbreitungsgebiete der Kohlenformationen im Königreich Sachsen dargestellt sind. Herausgegeben von B. Cotta,“ dem Sohne des großen Forstmannes.

Auf Grund dieser Karte und des dazu gehörenden Heftes: Erläuterung zu der Kohlenkarte von Sachsen ist es nun leichter als bisher, sich über Graben oder Nichtgraben, „Zeichnen oder Nichtzeichnen“ zu entscheiden. Gewißheit, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit sind die drei, durch Schwarzbraun, Schwarz und Rosenroth ausgedrückten, Farben der Karte hinsichtlich der Steinkohlen, während für die Braunkohlensuchenden die Gewißheit durch Dunkel- und die Hoffnung durch Hellbraun ausgedrückt wird und

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 577. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_577.jpg&oldid=- (Version vom 28.5.2023)