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Seite:Die Gartenlaube (1857) 480.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

plötzlichen Tode beschränken sich diese Erscheinungen nur auf einen äußerst kurzen Zeitraum (auf einige Secunden bis Minuten) oder es fällt ihr Anfang sogar mit dem Erlöschen des Lebens zusammen. Unvermuthet tritt der plötzliche Tod ein, wenn demselben kein Kranksein vorherging.

Der plötzliche Tod, welcher vom Laien ganz mit Unrecht als Schlagfluß bezeichnet wird und den Betroffenen im Liegen, Gehen, Stehen, bei leichter und starker Bewegung oder Beschäftigung, beim Essen oder Stuhlgange überraschen kann, rührt nicht etwa immer von ein und derselben Ursache (besonders vom Hirnschlagflusse) her, sondern kommt ebenso häufig bei Lungen- und Herzkrankheiten, wie bei Hirnleiden zu Stande; auch können Gefäß-, Magen- und Darmübel, sowie acute Erkrankungen des Blutes einen solchen veranlassen. Ja es passirt gar nicht so selten, daß der Arzt vor der geöffneten Leiche eines plötzlich Verstorbenen steht und nirgends in derselben einen Grund zum Tode entdecken kann.

Die Sterbe- oder Agonie-Erscheinungen bestehen in Zeichen beginnender und vorschreitender Lähmung des Nerven- und Muskelsystems, gewöhnlich gemischt mit Symptomen der vorhandenen Krankheit. Gewöhnlich sterben die verschiedenen Apparate in einer bestimmten, ziemlich regelmäßigen Reihenfolge nach einander. Der Verlust der Muskelspannung gibt sich gleich anfangs durch Veränderung der Gesichtszüge und zitternde, kraftlose Bewegungen zu erkennen. Das blaßgelbliche Gesicht (das „Hippokratische“ genannt) wird lang, schlaff, eingefallen, das Auge eingesunken, starr, leblos und halbgeschlossen, die Nase spitz, schmal und mit eingefallenen Flügeln, die Wangen schlaff und runzlig, der Mund halb geöffnet, die Lippen trocken, das Kinn lang und spitz. Die Sprache wird schwach und zitternd; der Körper sinkt zusammen und im Bette herab; das Athmen ist schwach, oberflächlich, langsam und mühevoll, endlich aussetzend und röchelnd (d. i. das Sterberasseln); das Schlucken wird unmöglich und eingefülltes Getränk fällt wegen der Lähmung der Speiseröhre mit kollerndem Geräusche in den Magen; der Herzschlag wird immer schwächer und undeutlicher; der Puls, anfangs sehr beschleunigt, setzt endlich aus und wird fadenförmig schwach; oft geht wegen Lähmung der Schließmuskeln Stuhl und Urin unwillkürlich ab. Kälte und bisweilen kühler klebriger Schweiß zieht sich von Finger und Zehenspitzen gegen den Rumpf; der Gesichts- und Gehörsinn schwindet; Bewußtsein, Athmen und Blutkreislauf hören ganz auf und das Leben erlischt. – Manche im Todeskampfe Ringende behalten das Bewußtsein fast bis zum letzten Athemzuge, ja man will sogar bisweilen in den letzten Momenten des Lebens eine Steigerung der geistigen Thätigkeit bemerkt haben, wenigstens eine Rückkehr des vorher umnebelten Bewußtseins und Verstandes. – Oft ist der Todeskampf für den Sterbenden, wie für die Umstehenden, äußerst qualvoll und peinlich, besonders bei großer Unruhe und Beängstigung, sowie bei schmerzhaftem Leiden des Kranken.

Der Moment, in welchem der Tod wirklich eintritt, ist niemals genau anzugeben; ebensowenig läßt sich auch sagen, welches die wesentliche Veränderung sei, auf welcher der Tod beruht. Ohne Zweifel hängt derselbe immer zuletzt vom Gehirn und obern Theile des Rückenmarks (vielleicht sogar allein vom verlängerten Marke) ab. Wahrscheinlich fällt der wirkliche Tod nicht immer mit dem scheinbaren Erlöschen des Lebens, d. h. mit dem Aufhören aller Lebenserscheinungen zusammen. Denn es gibt Fälle, bei welchen letztere eine geraume Zeit vollkommen aufgehört zu haben schienen und doch erst viel später als gewöhnlich die Leichenerscheinungen eintraten, ferner Fälle (von Scheintod), wo sogar nach wochenlanger Dauer des todähnlichen Zustandes das Leben wiederkehrte, sei es nur auf kurze Zeit oder mit vollständiger Herstellung. (Ueber den Scheintod und das Verhalten unseres Körpers nach dem Tode später.)

Bock.




Der Telegraph durch’s atlantische Meer.
(Nachträge und Abbildungen.)

Die schon in einer früheren Nummer gegebene Schilderung dieses riesigen Unternehmens verdient noch einige Erläuterungen, die wir durch die Abbildungen sofort verständlich machen können.

Zusammensetzung des dickern Tau’s

Wir sehen zunächst in natürlicher Größe die Composition des Telegraphentaues: unter A die sieben inneren Kupfer- und eigentlichen Leitungsdrähte, dann (um allen salinischen Einflüssen des Meeres und seiner eigenen Schwere Widerstand zu bieten, die Bekleidung und Bewaffnung derselben) unter B die dreifache Gutta-Perchahaut, unter C ein doppeltes Kleid darüber, bestehend aus Gutta-Percha und Sägespänen (wozu expreß über zwanzig Klaftern Holz mit den feinsten, dampfmaschinen-getriebenen Sägen zerstäubt wurden), unter D ein weiteres Kleid von siebenfachen Strähnen Garn und Theer und unter E zwölf solide Eisendrähte als äußersten Mantel, Schutz und Panzer. Im geraden Durchschnitt hat dieses dickere Telegraphentau das Ansehen, wie wir es anliegend abgezeichnet finden. Dieses dickere Tau, für die felsigen und Grenztheile oder größten Tiefen bestimmt, hat 11/2 Zoll im Durchmesser. Das schwächere Tau, für die ebenen, sandigen, tiefen Strecken des atlantischen Meeres berechnet, hat in seiner Zusammensetzung, von 11/16 Zoll Dicke, eine ähnliche Construction und das Ansehen der mit 1, 2, 3, 4 bezeichneten Figur.

Ansicht der verschiedenen Bekleidungen des dünnern Tau’s

In Nr. 1, dem äußersten Mantel, sind 18 Drahtsträhne, jeder von 7 Drähten gedreht; Nr. 2 sechs Strähne von Werggarn und Theer; Nr. 3 drei Häute Gutta-Percha und Nr. 4 im Innern die sieben kupfernen Leitungsdrähte. Im Durchschnitt kommen auf jede Meile Telegraphentau 126 Meilen Draht. Die vollendeten Taue wurden zuletzt noch durch einen ungeheueren Kessel heißen Theers gezogen, gebürstet, geglättet und aufgewunden. Aufgewunden! Darüber ließe sich allein eine technische Abhandlung, einen großen Band stark, schreiben, über alle diese Räder und Maschinen und Hebel und Hülfsmittel, die weit und breit in ungezählter Menge und Mannichfaltigkeit Wochen und Monate lang Tag und Nacht schwirrten und schnurrten, dem Laien das verwirrendste Labyrinth, aus welchem sich Jeder bald gern wieder herausirrte, um der Gefahr zu entgehen, sich alle Sinne und Besinnung mit aus dem Kopfe herausschwirren zu lassen. Einige gefalbelte Damen mit Crinolines kamen nur mit Verlust einiger Falbeln von pfeilschnell gedrehten Rädern und Drähten weg, und eine wäre thatsächlich mit hineingesponnen worden, wenn sie nicht im ersten Augenblicke der Gefahr von starken Männerarmen mit Verlust ihrer meisten Kleider zurückgerissen worden wäre.

Durchschnittansicht des dickern Tau’s

Eine der wichtigsten Operationen nach Vollendung des Taues war dessen Ein- und Aufwickelung in die beiden Kriegsschiffe, die es in’s Meer ausspinnen sollten. Die ungeheuere Masse zusammen geseilerten Drahtes und Peches lief über Räder und Maschinen Wochen lang in ununterbrochener Geschwindigkeit von 54 englischen Meilen wöchentlich (darnach muß unsere frühere Angabe berichtigt werden) in den gewaltigen Rumpf des Schiffes, der erst Raum für Tausende von Menschen, zuletzt kaum noch für die Arbeiter bot. Wie es diese anfingen, um den hereinströmenden, mehr als 130fachen Draht mit seinen vielfachen Mänteln ganz regelmäßig und

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_480.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)