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Seite:Die Gartenlaube (1857) 455.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Es erhält z. B. ein Oberst von der Reiterei 1 Pf. St. 12 Sh. 8 D.; bei dem Fußvolk 1 Pf. St. 5 Sh.; ein Hauptmann bei der Reiterei 14 Sh. 7 D.; bei dem Fußvolk 10 Sh. täglich. Nur wenn in 20 Dienstjahren mehr als 2 Jahre, in 25 Dienstjahren mehr als 3 Jahre, in 30 Dienstjahren mehr als 4 Jahre Urlaub genommen worden sind, wird der Ueberschuß an der Pensionszeit abgerechnet. Was endlich die Pension betrifft, so werden nicht nur solche Officiere, welche ihre Gesundheit in Indien verloren haben, je nach der Dienstzeit und Rang, mit Ruhegehalten bedacht, sondern es hat überhaupt ein Jeder das Recht, sich nach 22 Dienstjahren in Indien, unter welchen 3 Urlaubsjahre sein dürfen, mit dem vollen lebenslänglichen Gehalt seiner Stelle zurückziehen, wobei aber natürlich nur der Sold, nicht auch die Zulagen der verschiedenen Art berechnet werden.

Der Eintritt in den Dienst der Compagnie ist jetzt nicht mehr eine bloße Sache der Begünstigung, sondern muß durch Nachweis der Befähigung erreicht werden. Es sind aber zwei Wege dazu offen: entweder Eintritt in die Cadettenschule zu Addiscombe. in welcher der junge Mensch gegen eine Vergütung von 100 Pfund jährlich zwei Jahre lang bleiben kann, und dann, je nach dem Erfolg der Prüfung, in die begünstigteren Waffen oder in den gewöhnlichen Dienst eintritt, oder aber die Erstehung einer, freilich nicht sehr schwierigen, Prüfung ohne vorherigen Aufenthalt in der Anstalt. Nach L. v. Orlich bestand im Jahre 1843 die ganze reguläre indobritische Armee aus 264,100 Mann, unter 820 britischen Stabs- und 5500 Subalternofficieren, ungerechnet ungefähr 300,000 Mann, welche mit Luntenflinten, Schwertern und Schilden bewaffnet sind, und der Finanz-, Polizei- und Justizverwaltung dienen. Seit jener Zeit sind aber nach Einverleibung des Pendschab mehrere Sikh-Regimenter hinzugekommen, desgleichen einige Regimenter von dem Gebirgsstamme der Gurkas.




Ein hochherziger Mann aus dem Volke.
Von Ludwig Storch.
(Fortsetzung.)
Brief an Mozart’s Wittwe. – Stumpff besucht Beethoven. – Sein königliches Geschenk an Beethoven. – Karl Maria von Weber. – Beethoven’s Antwort. – Der letzte Brief an Beethoven. – Stumpff unterstützt Mozart’s Schwester. – Stumpff besucht noch einmal Goethe.


Stumpff’s Antwort auf den Brief von Mozart’s Wittwe:
Wien, 4. October 1824. 
An Frau von Nissen in Salzburg.
Madame!

Vor allem andern muß ich erst um Verzeihung bitten, daß ich Ihren Brief nicht eher beantwortet habe, und besonders, weil Sie mich ersuchten, solches mit umgehender Post zu thun, ist es um so weniger zu entschuldigen.

Ich könnte wohl manches angeben, das mich weniger schuldig erscheinen ließe, doch die Hauptsache war ein sehr empfindlicher Verlust, den ich durch den Bankerott der Bänker Marsh Fauntleroy[WS 1] u. Comp.

in London erlitten, bei welcher Firma ich vor meiner Abreise die Summe von 500 Pfund Sterling zur Bestreitung aller nöthigen Ausgaben, die mein Haus während meiner Abwesenheit erforderte, deponirt hatte. Dieser Unglücksfall ist für mich ein harter Schlag, den ich nicht leicht wieder zu verwinden vermögend sein werde.

Und nun danke ich Ihnen für Ihren vertrauensvollen Brief, worin Sie mich sowohl Ihrer Freundschaft als auch der Ihrer Frau Schwägerin, Mozart’s geliebter Schwester, und der des Herrn von Nissen versichern und solches sogar eigenhändig bekräftigen.

Sie können kaum glauben, wie sehr mich das erlebte Unglück verstimmt hat; es hat meinen Reiseplan geändert und nöthigt mich, ohne Verzug nach London zurückzukehren, ohne, wie ich hoffte, meine Freunde in Gotha wieder zu begrüßen. Nie werde ich vergessen können, was mir in dem so lieben Salzburg zu Theil geworden. Ich habe den Boden betreten, auf welchem der große Tondichter gewandelt; ich habe das Haus und die Kammer besucht, in welcher der Liebling der Musen zuerst das Licht der Welt erblickte. Nochmals danke ich Ihnen für alle Freundschaft, die Sie mir bei meiner Anwesenheit erwiesen, und nehme mir noch die Freiheit, eine schon damals geäußerte Bitte zu wiederholen, nämlich die kurze mit unsterblichen Werken bezeichnete Bahn Mozart’s mit Liebe zu beleuchten, wozu Sie einen Schatz von Briefen und andern Materialien in Händen haben. Ich und viele Tausende sehnen sich mit Ungeduld nach einer Biographie des Meteors Mozart. [1]

Mögen folgende Verse, die ich, von Mozart’s unsterblichem Genius begeistert, gedichtet und unter einen Kupferstich des großen Meisters geschrieben (er hängt in goldenem Rahmen in meinem Zimmer und ist mir ein Heiligthum), mögen diese Verse Sie, verehrte Frau, und Herrn von Nissen mahnen, bald mit Liebe an das Werk zu gehen; und wenn Sie meiner gereimten Herzensergießung die Ehre eines Plätzchens vergönnen wollten, so würde dies mir als Beweis dienen, daß mein Ersuchen nicht fruchtlos geblieben. Dem Unternehmen Heil und Segen wünschend, habe ich die Ehre etc.

J. A. Stumpff. 

Diese Reise führte unsern deutschen Gefühlsschwärmer auch in die bescheidene Wohnung Ludwig van Beethovens in Mödling bei Wien, und hier beugte er sich abermals, seine heiligen Empfindungen in Huldigungen ausströmend, vor der Größe des deutschen Genius. Wie theuer ihm der einsame große Tonschöpfer wurde, dessen Ohr sich dem Reiche der Töne verschlossen hatte, beweist, wie angelegentlich er sich bei der nächsten Umgebung des Meisters erkundigte, womit diesem wohl eine rechte Herzensfreude zu machen sei. Da erfuhr er denn: Beethoven habe längst den Wunsch gehegt, dessen Erfüllung aber bei der Seltenheit und Kostspieligkeit des Gegenstandes kaum je zu erwarten sein dürfte, Händels sämmtliche Werke zu besitzen. Kaum war Stumpff in seine Werkstatt zurückgekehrt, als er keine Mühe und keine Kosten scheuete, die berühmte Arnold’sche Prachtausgabe von Händel’s vollständigen Werken, deren Platten längst vernichtet waren, aufzutreiben. Es dauerte lange, eh’ es ihm gelang. Aber im Jahre 1826 sandte er diese Prachtausgabe in vierzig Foliobänden in kostbarem Einband an seinen Freund, den Pianofortefabrikanten H. Streicher Sohn in Wien mit der Bitte, „sie dem größten lebenden Tondichter, Herrn

  1. Stumpff’s dringende Bitte hatte die Folge, daß der königl. dänische Etatsrath G. N. v. Nissen eine Biographie Mozart’s erscheinen ließ (Leipzig 1828), die aber fast nur aus Material besteht. Daß St.’s Begeisterung für Mozart eine echte und wahre und kein Strohfeuer war, beweist, daß er schon dreizehn Jahre früher eine bedeutende Anzahl Mozart’scher Compositionen im Manuscript des Meisters mit großer Mühe und größeren Kosten zusammenkaufte. Er machte mir darüber folgende Mittheilung: „Im Jahre 1756 am 27. Januar erblickte Wolfgang Amadeus Mozart im romantischen, gebirgigen Salzburg das Licht der Welt. Dreizehn Jahre später, wiederum am 27. Januar, schwebte auch mein Lichtfunke in einem dichten Schneegestöber in das ebenfalls romantische Bergthal Ruhla m Thüringen herab. Das Auffallende dieses Zufalls ist, daß mich seit meiner frühesten Erinnerung die Schöpfungen des großen Gefühlsmalers Mozart mit den seligsten Empfindungen erfüllten und meinen Geist in Regionen erhoben, welche nur im Gehirn der begeistertsten Poeten ihren Wohnsitz haben. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, Ihnen noch zu bemerken, daß ich seit 1811 folgende von Mozart’s Compositionen, und zwar alle von seiner eigenen Hand geschrieben, käuflich an mich gebracht habe. Sie haben mich 150 Pfund Sterling gekostet. 6 Quartetten, Joseph Haydn gewidmet. – 4 Quartetten, dem König von Preußen gewidmet. – Quartetten in D minor. – Quintetten in Es minor. – Quartetten in D minor. – Quintett in C minor. – Fantasia & Sonata in C minor. – Favorit Sonata in As.Fuga in C minor. – 5 verschiedene Compositionen in einem Hefte. Nach dieser so einzigen Sammlung, worin Mozart so viele Stellen ausgestrichen und geändert hat, wodurch uns ein Blick in seine Seele vergönnt ist, können alle vorhandenen Editionen (und die meisten sind voller Fehler) verbessert werden. Ich wünschte sehr, daß diese Heiligthümer in einem würdigern Locale, als das meinige ist, nämlich in einer kaiserlichen, königlichen oder fürstlichen Bibliothek oder Kunstkammer deponirt würden, oder sonst ein angemessenes Unterkommen bei einem von den Musen begeisterten Liebling derselben, den auch die Göttin Fortuna mit ihrem goldenen Flügel gefächelt, finden möchte.“ Ich weiß nicht, was aus dieser merkwürdigen Sammlung Mozart’scher Compositionen nach Stumpff’s Tode geworden ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Founthlezroz
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_455.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2022)