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Seite:Die Gartenlaube (1857) 440.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

daß sie bei der Annahme der Karte meiner Schwägerin besonders fragten: ob die Schrift auch von ihrer Hand sei? Diese Erinnerung freute mich nicht wenig, weil sie mir das Mittel, Ihnen etwas Angenehmes zu erweisen, an die Hand gab, welches Sie denn auch auf dem beiliegenden Blatte finden. Wiewohl lesen und schreiben der Schwägerin sehr schwer fällt, so war sie doch gleich willig, die Wahrheit niederzuschreiben.

Damit ich nun sicher weiß, daß ich mich nicht vergebens gefreut habe, mich auf diese Art in Ihrem Gedächtniß zu erhalten, so bitte ich Sie, mir mit erster Post zu melden, daß Ihnen gegenwärtiger Brief zugekommen ist. Verpflichten würden Sie mich, wenn Sie Ihre Reiseroute in Ihre Geburtsheimath mit möglichst bestimmter Angabe der Zeit, die Sie daselbst und hin und her unterwegs zubringen werden, hinzufügen wollten. Es ist so gut wie gewiß, daß wir uns in einem oder zwei Monaten in die Nähe von Gotha begeben werden. – Sein Sie versichert, daß wir uns aufrichtig freuen werden, auf längere Zeit als das erste Mal mit Ihnen zusammenzukommen. Die Schwägerin, mein Mann und ich empfehlen uns dem Wohlwollen Ihres edlen Reisegefährten Graf K. und versichern Sie einer steten Freundschaft.

Constanze von Nissen, Mozart’s Wittwe.
Beilage:

Ich war sehr erfreut, den biedern Herrn Stumpff kennen zu lernen. Mein mit meinem Bruder und unserem Vater in London vom 22. April 1764 bis Juli 1765 gemachter Aufenthalt ist mir im werthen und dankbaren Andenken.

Salzburg, 21. Septbr. 1824.

Maria Anna Freifr. v. Berchtold zu Sonnenburg,
Wittwe, 73 Jahr alt.

(Fortsetzung folgt.)




Aus meinem Bienengarten.
Von Moritz Kloß.
Nr. 1.

Wohl dürfte es kaum noch eine Thiergattung geben, welche so wie das muntere Volk der Immen durch ihre sinn- und kunstreiche Geschäftigkeit und geordnete Haushaltung die Bewunderung aller Freunde der Natur erregt hätte. Von den ältesten Zeiten her war die arbeitsame Honigbiene eine getreue Begleiterin des menschlichen Geschlechtes, denn nur da, wo sich dieses anbauete und häuslich niederließ, finden wir auch Bienencolonien, deren Vorkommen nach den Beobachtungen aller Reisenden nur bis an die Grenzen der Cultur zu verfolgen war.

Die Honigbienen gedeihen am besten unter der Beaufsichtigung und Pflege des Menschen, und weil ihr staunenswerthes Leben voll Instinct, Fleiß, Kunst und Ordnung so ungemein viel Anziehendes darbietet, so hat auch die Bienenzucht schon im alten Griechenland, wie in Italien und Spanien, viel Freunde gezählt und sich dieselben bis auf die neueste Zeit erhalten.

In Deutschland ist die Bienenzucht uralt, denn schon Plinius spricht von den Honigwaben der Germanen. Auf die umfänglichere Pflege der Bienenzucht, dieser Poesie der Landwirthschaft, hatte die Ausbreitung des Christenthumes einen wesentlichen Einfluß; denn die lucrative Seite dieses Industriezweiges wurde immer mehr erkannt, als man zahlreiche Klöster und einen pomphaften Cultus einrichtete, der Millionen von Wachskerzen erforderte. Kirchen und Klöster legten deshalb in ihrem eigenen Interesse Honig- und Wachszinsen auf das von ihnen vertheilte Land, dessen Bebauer so auf die Bienenzucht hingewiesen wurden.

Der Schreiber dieses gehört zu der gewiß sehr zahlreichen Classe der Bienenväter, die sich nicht des materiellen Vortheiles wegen, sondern lediglich aus Freude an der Beobachtung eines wunderbaren Thierlebens, der Pflege der Bienen unterzieht. Er gönnt sich öfters Viertel- und halbe Stunden, um auf einem stillen Plätzchen seines Bienengartens sich von der Tagesarbeit auszuruhen und dem zuzuschauen, was die Bienen, von einem stetigen, zwingenden Naturtriebe geleitet, in fröhlicher und geschäftiger Emsigkeit vollbringen. Gewiß kennen mit ihm noch Tausende diese harmlosen Freuden der Naturbetrachtung, die mancher kostspieligen „noblen Passion“ gegenüber gar unbedeutend erscheinen mögen, und doch ihre Lichtseiten haben. Versuchen wir einmal einige Beobachtungen über unsere merkwürdigen und nützlichen Thierchen niederzuschreiben, um die freundlichen Leser dafür zu interessiren.

Es glänzt unser Liebling nicht durch die Schönheit der Gestalt oder die Pracht der Farben, denn sein graubraunes Habit ist mehr als bescheiden; aber seine inneren Eigenschaften, wonach er Schönes formt und planmäßig eine geordnete Gesellschaft unter der Weisheit eines Oberhauptes bildet, geben ihm um so mehr den Preis unter allen niederen Thieren, weil er in seinem wohlgeordneten Staatsleben gar viele Spuren von freier Intelligenz und Unterscheidungsgabe, von Temperament, Muth und Absichtlichkeit zeigt, die von den trefflich ausgebildeten Sinnen des Geruchs, Gehörs, Geschmacks und Gesichts unterstützt werden.

Unsere Leser wissen vielleicht schon, daß jeder Bienenstock je nach seiner Stärke zusammengesetzt ist aus etwa 5–30,000 Arbeitsbienen, zeitweilig aus 150–2000 Drohnen und einer Königin. – Die Königin hat schon in ihrer ausgezeichneten schlanken Gestalt mit hohen goldgelben Füßen, sowie in ihrer glänzenden kastanienbraunen Färbung etwas Auffallendes, und in ihren ganzen Bewegungen verräth sich etwas Gravitätisches, so daß man schon daraus auf ihre Würde und Bedeutung in der Bienencolonie schließen kann. Sie scheint nach der Art vornehmer Damen eine Freundin feiner Odeurs zu sein, denn sie verbreitet stets einen melissenartigen Geruch um sich, vielleicht um damit die übrigen Bienen an sich zu gewöhnen. Die Drohnen zeigen dagegen einen plumpen Körperbau, dicken Kopf und breiten Hinterleib; im Fliegen geben sie ein starktönendes Gesumm von sich und lassen bei ihrem schwankenden Fluge die Beine schlotterig herabhängen. Die Arbeitsbienen endlich sind der Gestalt und der äußeren Erscheinung nach die unscheinbarsten, ihrer Zahl und Thätigkeit nach aber die bedeutendsten Bürger dieses Insectenstaates. Ihr ganzer innerer und äußerer Körperbau entspricht ihrer Bestimmung vollständig. Die Arbeitsbiene ist am ganzen Körper behaart, theils zum Schutz, theils zum Einsammeln des Blüthenstaubes. Hat sie sich in einem Blüthenkelche freudetrunken umhergewälzt, so kommt sie häufig roth, gelb oder weiß bepudert nach Hause, wo sie von ihren Genossinnen fein säuberlich geputzt und wieder gereinigt wird. Ihr langer bürstenförmiger Rüssel liegt in einer hornartigen Scheide und wird daraus schnell aufgerollt, wenn es gilt, den Blüthenhonig aus den Kelchen aufzusaugen. Der Kopf der Arbeitsbienen zeigt außer den Augen und den beiden hornartigen Zähnen zwei hervorragende Fühlhörner, in denen sich alle Sinnesorgane zu concentriren scheinen, da sie damit hören, fühlen, riechen, Zorn, Freude und Furcht ausdrücken und sich gegenseitig Zeichen geben. Ganz merkwürdig sind die drei Fußpaare construirt. Die kurzen Vorderbeine sind in ihren Gelenken sehr beweglich und dienen offenbar als Hände beim Einsammeln des Blumenstaubes und zu anderen Arbeiten, während das etwas längere mittlere Fußpaar zum Festhalten gebraucht wird, wenn die Vorderbeine arbeiten. Am längsten sind die Hinterbeine, welche mit einer schaufelartigen und mit Riefen und Borsten besetzten Narbe versehen sind, damit der Blumenstaub in Gestalt kleiner Ballen, sogenannter „Höschen“, darauf gepackt werden kann.

Man hat die Bienen viel beobachtet, ohne ihr inneres Familienleben und ihre Verwandlungen im. Einzelnen vollständig zu begreifen. Die gewöhnliche Ansicht ist heutzutage die, daß die Königin weiblichen und die Drohnen männlichen Geschlechtes sind, während die Arbeitsbienen geschlechtslose Wesen bilden. Von der unauflösbaren Verbindung der männlichen, weiblichen und geschlechtslosen Bienen hängt die Existenz des Bienenstaates ab; jede dieser Bienengattungen muß zum erfolgreichen Zusammenwirken das Ihrige beitragen. In der That zeigen sie auch in ihrem Zusammenleben eine solche Menge Tugenden und gute Eigenschaften, daß man wünschen möchte, dieselben in jedem Hause, in jeder Gemeinde und in jedem Staate vorzufinden. Plato fand ihre Verfassung so musterhaft, daß er seine Republik darnach einzurichten wünschte. Von dem einträchtigen und harmonischen Zusammenleben, dem Fleiße, dem kunstgerechten Baue und von der Sparsamkeit der Bienen haben bekanntlich die Dichter mancherlei Bilder entlehnt, und die Theologen

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_440.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)