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Seite:Die Gartenlaube (1857) 227.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

und verwitterten Felsblöcken, von frischgebrochenen Steinen steif und unnatürlich aufgebaut werden. Ferner geben sie den kleinen Gärten, die im höchsten Maße sauber gehalten sein sollten, ein unordentliches Ansehen und sind für Würmer, Frösche und Kröten willkommene Nester. Man wird daher besser daran thun, eine kleine Futtermauer, die mit Epheu bezogen oder Strauchwerk verdeckt werden kann, für solche Rampen aufzuführen, wenn man einmal keine Treppen haben will, anstatt dem lieben Gott in’s Handwerk zu pfuschen und Felsen hinzusetzen, wo er sich eine schöne Sandebene geschaffen hat.




Aus einer Wahlversammlung in London.

Das vereinigte Königreich Großbritannien (England, Schottland, Wales und Irland) hat unter 28 Millionen Einwohnern 5,500,000 großjährige Männer. Davon sind etwa 800,000 im Besitze von Häusern und so viel Schillingen, als die in unentwirrbaren Foliobänden vorgeschriebenen Wahlgesetze zur Ausübung des Wahlrechts verlangen. Von den 800,000 Wählern haben sich jetzt bei dem unerhörten Parlamentswahlschwindel, zur Wiederherstellung des Vertrauens, welches das aufgelöste Parlament dem Premierminister Lord Palmerston abgesprochen, im Durchschnitt ein Viertel zur Ausübung ihres Wahlrechts eingefunden, so daß 200,000 Menschen „das Land“ waren, an welches Palmerston appellirte, und daß sie das neue Parlament mit Ausschluß der meisten unabhängigen Männer (Cobden, Bright, Gibson u. s. w.) aus den „Poll-Buden“ und von den Rednerbühnen zusammenwählten. Das „Land“ war in großer Aufregung, hieß es, die Zeitungen brachten alle Tage viele Ellen lang engbedrucktes Papier darüber. Die elektrischen Telegraphen hatten weder Tag noch Nacht Ruhe, um die Kämpfe und Schlachten, Siege und Niederlagen in den verschiedenen Wahlflecken und Wahldistricten in alle Welt zu verkündigen.

Um was handelte es sich denn? Setzen wir den wesentlichen Thatbestand noch einmal hierher. Chinesische Polizei hatte im vorigen October von einem chinesischen Schiffe Seeräuber weg arretirt. Das chinesische Schiff hatte früher Concession zur Aufziehung einer englischen Flagge gehabt. Die Flagge diente hauptsächlich dazu, den Opiumschmuggel der Agenten der ostindischen Compagnie zu schützen. Der englische Consul Parkes in Canton schrieb an den englischen Gouverneur Sir John Bowring in Hongkong, daß die Chinesen die englische Flagge beleidigt. Bowring antwortete in einem dem Parlamente vorgelegten Briefe: „Die Concession des chinesischen Schiffes zur Aufziehung der englischen Flagge war erloschen, folglich hat es kein Recht mehr auf englischen Schutz.“ Etwas später schrieb derselbe Bowring an den chinesischen Gouverneur Yeh von Canton, der die Seeräuber hatte arretiren lassen: „Das Schiff trug die englische Flagge gesetzlich kraft einer von mir gegeben Concession.“ Er müsse also die Seeräuber herausgeben. Yeh berief sich auf den Thatbestand und sagte daher, das chinesische Schiff sei kein englisches Schiff. Aber er gab erst neun, dann die übrigen drei Seeräuber heraus und bat um Entschuldigung für den Umstand, daß er Recht habe. (Auch der zweite Brief ist in dem Actenstücke, das dem Parlamente vorgelegt ward, zu finden.) Bowring hatte gedroht: Wenn Du die Seeräuber nicht herausgiebst, lasse ich bombardiren. Yeh gab die Seeräuber heraus. Darauf ließ Bowring Canton zerstören, und zwar aus dem Grunde, wie er in einem andern dem Parlamente vorliegenden Briefe sagte, weil die Chinesen nicht gewußt hätten, daß die Concession, die englische Flagge zu ziehen, für das betreffende Schiff erloschen war.

Das Parlament tadelte auf Cobden’s Antrag Lord Palmerston und seine Collegen, weil sie die Barbareien, auf doppelte Lügen begründeten Barbareien Bowring’s in Schutz nahmen. Gut, sagte Palmerston! ich löse euch auf und appellire an’s Land, das mich loben wird, da ich die „Ehre der britischen Flagge“ nicht ungestraft beleidigen ließ. Das „Land,“ d. h. die Wähler von den 200,000 (unter 28 Millionen Bewohnern), welche nicht lesen oder Unrecht nicht von Recht, Unwahrheit nicht von einfachster ermittelter Wahrheit unterscheiden konnten und wollten, wählten eine Majorität für Palmerston, den Secundanten Bowring’s. Fast überall fielen die Männer, welche Lüge Lüge genannt, in den Wahlen durch, nur in der City von London nicht. Das eigentliche Parteiprincip des großen Wahlkampfes hieß: Er hat die Unwahrheit gesagt und sie und die darauf gegründete Brutalität als Wahrnehmung der britischen Ehre bezeichnet. Ist diese Unwahrheit und Brutalität unsere Ehre oder nicht? Sagst Du, Unwahrheit und Brutalität seien nicht unsere Ehre, so bist Du nicht Palmerston’sch und fällst durch. – Und so fielen sie denn auch so lange durch, bis die Majorität für Palmerston herauskam, nur nicht in der City, welche mit drei Andern unser alter Freund, der kleine Lord John Russel, vertritt. Er sollte durchaus durchfallen, Lord Palmerston hatte deshalb vorher expreß beim Lord Mayor gegessen und eine feurige Rede geredet zur Ehre der britischen Flagge. Aber er fiel doch nicht durch, so entschieden er auch für Cobden gestimmt hatte. Die Freunde des Lord-Mayors, die englischen Händler in der City, haben freilich kein Verdienst dabei. Lord John Russel verdankt seine Wiederwahl in der City wesentlich den Juden, deren Emancipation er wiederholt im Parlamente beantragte. Die Juden in der City sind zahlreich, reich und einig. Gegen 5000 haben das Wahlrecht. Sie stimmten alle für Rothschild und Russel. (Die Wähler in Districten, die mehrere Vertreter haben, wählen nicht je einen, sondern alle Wähler wählen alle Vertreter, so daß jeder Wähler in der City für vier stimmte.) Wo echte Engländer wählten, ließen sie ihre verdienstvollsten, populärsten Männer durchfallen. Es gibt keinen verdienstvolleren Mann in England, als Richard Cobden, und Richard Cobden, von seinen bisherigen Wählern verschmäht, fiel als Candidat in Huddersfield durch. Dort siegten die Palmerstonianer. In der City kam es ihnen noch vielmehr darauf an, denn der Name Russel, obgleich durch manche Acte der Schwäche, Halbheit und Unklarheit abgescheuert, hat doch noch einen mächtigen Klang; aber in der City siegten sie nicht. Die Juden waren anständig und einig.

Ich ging den Wahlen, wo ich Spuren davon sah, immer aus dem Wege, wie drei Viertheile der Wähler mit Ekel an ihr Wahlrecht dachten und sehr empfindlich baten, man möge davon schweigen, wenn man sie daran erinnerte, wie ich dies aus vielfacher specieller Erfahrung weiß. Aber zur City-Wahl ging ich doch, erstens weil ich ein Billet zur Gallerie der Guildhall, des City-Rathhauses und Wahllocals hatte, besonders aber um Feruk Khan zu sehen, den persischen Gesandten in Paris, der zum Besuche ist und der sich den Schwindel auch ansehen wollte, wie mir versichert ward. So begab ich mich am 27. März per Omnibus und Eisenbahn hinunter von meinem London nach dem Centrum Londons und kam fast um zwischen Wagenrädern und Menschen in Cheapside, der Hauptverkehrsader in der City, aus welcher eine kurze Königsstraße (King street) direct in die Guildhall führt, wenn Platz ist. Heute war aber kein Platz, gerade so, wie damals, als Kossuth in Guildhall speiste, gerade so, wie damals, als wieder Kaiser Napoleon in Guildhall speise, gerade so, wie dann, wenn Mazzini oder Gouverneur Yeh, falls Ersterer als Präsident von Italien und Letzterer als Kaiser von China nach London käme, in Guildhall speisen würden:

„Sei’s Christian oder Itzig:
’s Geschäft bringt’s mal so mit sich!“

Nein dieser Spectakel von Guildhall! Keine Wahl hängt von den Wählern ab, sondern von den Wahl-Committees, die sich in geschlossenen Localen mit verschiedenen Candidaten „abfinden“ und dann für ihn wühlen, drucken lassen, Placate anschlagen, ein paar Hundert Pfund in Droschken verfahren, Lieder drucken und auf der Straße absingen lassen, freundschaftliche Besuche bei mächtigen Wühlern machen und Alles „so weit“ abschließen, daß sie nur noch Crethi und Plethi abstimmen zu lassen brauchen. Diese Abstimmung, die „Nomination“ geschieht durch „Händeaufheben“ entweder vor öffentlichen Rednerbühnen auf der Straße oder, wie hier, in einer großen Halle. Eine gewissenhafte Controle über Wahlrecht und Nichtwahlrecht gibt’s dabei nicht, so daß die gemietheten Banden oft direct den Ausschlag geben. Vor Guildhall hatten sich die Freunde und Agenten von fünf Candidaten placirt und kämpften mit einander, Spottlieder durch die Nase quäkend, kleine Zettel und große Zettel gewaltsam in die Hände der Leute drückend, worin die


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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_227.jpg&oldid=- (Version vom 18.4.2022)