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Seite:Die Gartenlaube (1857) 215.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Kaiser. Auf Rosenblättern nahmen die Römer ihre Mahlzeit ein, streuten sie auf Lager und Fußboden ihrer Gastzimmer, und Suetonius erzählt vom Kaiser Nero, daß derselbe vier Millionen Sesterzen (nach unserm Geld mehr als 200,000 Thaler) verwendet habe, um für ein Fest den Rosenbedarf zu beschaffen.

Nach dem Falle des römischen Reiches fiel bekanntlich auch die Welt in Barbarei, und man bekümmerte sich weder um Rosen, noch um andere Blumen. Als aber die verwüstenden Kriege aufhörten, als die Segnungen des Friedens Gewerbe- und Ackerbau hoben, da hob sich auch wiederum der Gartenbau und mit ihm die Blumencultur. Karl der Große, im Anfange des neunten Jahrhunderts, bezeugt seine Vorliebe für die Rose. Er verlangt, daß sie in seinem Garten gezogen werde. Wie bezeichnend ist das für den Mann, der ein Reich erbaute groß und herrlich, Städte gründete und Dome schuf, – wie bezeichnend für das tiefe, sinnige Gemüth des Gewaltigen, Tapfern, Siegreichen! –

Auch in Italien kam sie dann wieder zur Bedeutung, und einige Jahrhunderte lang war es Gebrauch, daß der Papst eine goldne Rose weihte und sie dem Monarchen eines Staates als ein Zeichen seines besonderen Wohlwollens zusendete.

Ebenso wird in Persien und im ganzen Orient die Rose hoch geehrt. Hier tritt neben der poetischen Stellung, welche ihr die Dichter – gewöhnlich in Verbindung mit der Nachtigall – anweisen, die schöne Blume zugleich in das praktische Leben des Handels und Verkehrs. Die Rose nämlich wird in großen Mengen gezogen des Rosenwassers wegen.

Ansprechend ist die Sitte, durch welche man die Rose in vielen Gegenden Ungarns ehrt. Vornehme Damen nämlich gehen mit edeln Rosenreisern in der Wald oder auf ihre einsamen Spazierplätze und oculiren da die wilden Sträucher.

In Holland stand Tulpe und Hyacinthe stets höher als die Rose. Und doch darf man nicht unerwähnt lassen, daß gerade die schönste aller Rosen, die Moosrose, aus diesem Lande zuerst nach England eingeführt wurde.

In Frankreich genoß die Rose allezeit ein hohes Ansehen. An und für sich schon ist dieses Land reich an dieser Blume, und es kommen in ihm nicht weniger als neunzehn Species wildwachsend vor. Unter ihnen ist die rosa gallica die hauptsächlichste. Auch in Frankreich wird die Blume in Massen gezogen, um Rosenwasser zu bereiten. An Dichtern aber, die die Rose zum Gegenstande ihrer Lieder machten, fehlte es hier ebenfalls nicht, und wir erwähnen in dieser Beziehung nur Bernhard, Malesherbe, Saint Victor, Roger.

Bei der Rosencultur Frankreichs gedenken wir noch Einiger der berühmten Rosenzüchter, und nennen besonders Bibert und Laffay. Der Erstere gründete im Jahre 1815 sein Etablissement in der Nähe von Paris und wendete sich einige Jahre später nach Angers, wo das Klima für die Rosenzucht günstiger ist. Wir unterlassen hier, die Sorten zu nennen, welche durch Herrn Bibert in’s Leben traten. Nicht minder glücklich ist in der Rosenzucht Laffay gewesen. Sein Wohnsitz ist zu Bellevue, einige Meilen von Paris. Hier lebt er, umgeben von Rosen und Kastanienbäumen, in seinem Garten, welcher eine weite, herrliche Aussicht gewährt. Sowohl Bibert als Laffay sind durch Cultur der Rosen sehr reich geworden. Seit 1850 übergab Bibert sein Etablissement an seinen ersten Gehülfen Robert. Viele, zum Theil sehr schöne Sorten, namentlich Moosrosen, wurden von Robert in den Handel gebracht und waren jedenfalls noch Pfleglinge des frühern Besitzers dieses Etablissements. Laffay bewohnt noch sein schönes Grundstück Bellevue und hat die Rosenwelt mit bewundernswerthen neuen Sorten bereichert, – besonders mit neuen Moosrosen. Uebrigens müssen wir noch der Rosen im jardin du Luxembourg zu Paris gedenken, – unstreitig die schönste Rosensammlung in Frankreich, aus welcher aber keine oder nur wenige in den Handel kommen.

Auch England hat für diesen Culturzweig große Etablissements, und die Zahl der Rosenliebhaber Englands ist gegenwärtig so überaus groß, daß das Verzeichniß sehr stark werden müßte, wenn wir auch nur Diejenigen anführen wollten, welche vorzügliche Sammlungen besitzen. Besonders seit dem Jahre 1829 erhob sich die Rosencultur in England sehr hoch. Im genannten Jahre nämlich erschienen in Frankreich Kataloge, welche schon über 2000 Varietäten beschrieben. Das reizte die Engländer zur Nacheiferung und der Erfolg davon ist bewundernswerth. Daß die Rose in früherer Zeit in England schon eine Rolle spielte, ist bekannt aus den Kriegen der Häuser York und Lancaster – dem „Kriege der Rosen.“ – Von Dichtern wurde diese Blume auch hier gepriesen und dasselbe war der Fall auch in Deutschland. Wohl hunderttausend gute und schlechte Gedichte, dargebracht der Königin der Blumen, besitzen wir. Hinsichtlich der Cultur der Rose müssen wir ebenfalls Einiges erwähnen, was in Deutschland der Beachtung verdient. Früher waren die Sammlungen zu Cassel berühmt, jetzt wird im Park bei Coburg die Rose großartig gepflanzt und gezogen und im wahren Sinne des Wortes heißt dieser Park „Rosenau.“ Ein Gleiches gilt von der Pfaueninsel bei Potsdam, wo der König Friedrich Wilhelm III. ein großes Rosarium anlegen ließ. Mit Liebe und Sorgfalt nimmt sich hier der Hofgärtner Fintelmann der Rosenpflege an. Auch Düsseldorf war berühmt seiner Rosensammlungen wegen, und gegenwärtig findet man in den Gärten der Herren Deppe zu Witzleben bei Charlottenburg, und bei Herrn Herger zu Köstritz (berühmt auch wegen seinen Georginen) reiche, großartige Sammlungen, aus welchen der Verkauf schöner Sorten sich über ganz Deutschland erstreckt.

Um noch einmal zurückzukommen auf die Dichter aller Nationen, welche die Rose besungen haben, so müssen wir sagen, daß gerade ein Deutscher die Rose verherrlicht hat wie sonst Keiner. Ernst Schulze war’s in seiner „bezauberten Rose,“ und wir können gegenwärtigen Artikel nicht schöner schließen, als wenn wir aus dieser reichen, romantischen Dichtung einige Strophen wiederklingen lassen.

Und horch, er singt, wie leis’ aus tiefen Keimen
In sichrer Nacht der Rose Kelch sich webt,
Und dicht umhegt von grünen Blättersäumen
Vom frischen Quell der künft’gen Düfte lebt.
Und wenn auch schon in ihren engen Räumen
Die reiche Form sich üppig drängt und hebt,
Doch still der Geist, von Lust und Leid geschieden,
Noch schlummernd ruht in unbewußtem Frieden.

Doch wenn der Lenz mit seinem Wehn und Wallen,
Mit seiner Lust durch Erd’ und Himmel dringt,
Wenn weit umher das Lied der Nachtigallen,
Der Biene Flug, der Quelle Rieseln klingt,
Wenn Blüthen rings entkeimen, blühn und fallen,
Und jede Nacht den reichen Schmuck verjüngt,
Dann fühlt auch sie in ihrer dichten Hülle
Der Hoffnung Lust, des Lebens sel’ge Fülle.

Und wenn gemach die Hüllen sich entfalten
Und sich mit Gold des Busens Tiefe füllt,
Blickt heller stets durch seines Kerkers Spalten
Mit frischer Lust das hold verschämte Bild,
Und freut sich still der wechselnden Gestalten,
Die bunt umher die neue Welt enthüllt.
Ihr frühster Duft, des Athems erstes Weben
Ist Liebe schon, und wähnt, er sei nur Leben.

Und freier jetzt vom hellen Licht umwaltet,
Und inniger durchströmt vom blauen Wehn,
Läßt reicher stets und üppiger entfaltet
Der volle Kelch die irren Tiefen sehn.
So scheint, weil stets ihr Glanz sich neu gestaltet,
Uns aus der Lieb’ erst Liebe zu entstehn;
Denn wandelbar mit ewig bunter Welle
Rinnt unversiegt des Lebens heil’ge Quelle.




Blätter und Blüthen.

Herzog August von Gotha-Altenburg. Den Lesern wird der in Nr. 7. d. Bl. enthaltene Artikel über Herzog August gewiß erinnerlich sein, und ich will hier noch einige Züge aus dessen Leben mittheilen. – Die scharfe und verletzende Bitterkeit seines Witzes möge ein Beispiel beweisen. Nach der Hoftafel pflegte der Herzog eine kleinere Anzahl Gäste auf sein Zimmer rufen zu lassen, wo er mit ihnen den gemeinschaftlichen Kaffee genoß. In diesem auserwählten, engeren Kreise, in dem oft die tollste Laune herrschte, wurde eines Tages über Körperstärke gesprochen, und jeder der Anwesenden wußte Beispiele davon zu erzählen. Endlich begann der Herzog und sagte, er wisse Etwas, was alles Bisherige weit überträfe. „Sie sehen,“ fuhr er fort, „mein geheimer Rath ist äußerlich eine gerade nicht kräftige Figur; dennoch hat er mir mein ganzes Zeughaus in der Tasche

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_215.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)