verschiedene: Die Gartenlaube (1857) | |
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Nahe den Fensters noch eiskalt ist, ergibt sich aus der Lehre von der Wärmestrahlung, die im zweiten Capitel der Hausphysik, am warmen Ofen, besprochen werden möge. Diese Wärmestrahlen, welche die Luft durchführen, ohne sie zu wärmen, und nur an festen Körpern merklich werden, lassen sich durch einen zwischen Fenster und Ofen gestellten Schirm absperren.
Wenn der Eisbeleg der Fenster zu schmelzen anfängt, ist es leicht, einzelne Stücke desselben hin- und herzuschieben, aber schwer, ein solches Eisplättchen vom Fenster zu entfernen. Will man den Fingernagel darunter schieben, um es abzuheben, so weicht es mit der Gewandtheit eines Aalen aus, und die Kinder zerbrechen oft die durch den Frost ohnehin sprödere Fenstertafel über ihrem Bemühen, die mit Eis plattirte Fläche zu reinigen. Diese auffallend starke Adhäsion rührt daher, daß sich unter dem Eisfourniere eine Wasserschicht befindet, welche die Stelle des Leimes vertritt, indem sie die kleinen Vertiefungen des Glases ausfüllt und durch Ebenung der Glasfläche mehr Berührungspunkte zwischen Glas und Eis schafft. Aus demselben Grunde kleben zwei Glasscheiben, die an der Berührungsfläche befeuchtet sind, hartnäckig aneinander. Die Adhäsion ist nämlich zwar eine bedeutende Kraft, aber ihr Wirkungskreis erstreckt sich nur auf winzige Entfernungen; je glatter zwei Ebenen sind, desto mehr Berührungspunkte sind vorhanden, und desto mehr kann diese Kraft in Wirksamkeit treten. Darauf beruht das Spiel der Kinder, eine kleine Münze an der feuchten Fensterscheibe haften zu machen, was an dem trocknen Fenster nicht gelingt.
Damit hättest Du, lieber Leser, einen Abriß der Jahresgeschichte des Fensters. Ich besorge fast, das Lesen desselben hat Dich ermüdet und Du begehrst nach interessanteren Dingen. Betrachte Dir aber nur das hier in dürren Worten Geschilderte selbst, und nimm zumal Deine Kinder als Gehülfen der Beobachtung und Forschung; dann wirst Du finden, daß in solcher Hausphysik manche Ergötzlichkeit und Geistesübung verborgen ist. „Hoher Sinn liegt oft im kind’schen Spiel.“
Die Flößerei auf dem Rhein.
„Unter allen großen und kühnen Unternehmungen, zu denen die Gewinnlust den Menschen antreibt, kenne ich keine, die bedeutender und bewunderungswürdiger ist, als der Bau und die Behandlung einer solchen ungeheuren daher sich bewegenden Maschine, deren man sich auf dem Rheine vor allen andern Flüssen Europa's zum Holzhandel bedient.“ So heißt es in einer Reisebeschreibung, deren Verfasser drei volle Jahrzehende vor Einführung der Dampfkraft auf dem Rheine das Leben an den Ufern dieses schönen Stromes und auf seinen grünen Wellen sorgfältig beobachtete.
Seitdem hat die Physiognomie des Rheinhandels sich bedeutend geändert.
Kein Stapel nöthigt mehr den Schiffer, wider Willen seine Waare auf’s Land zu bringen und sie feil zu halten zu vorgeschriebenem Preise drei Tage lang zu Gunsten der kurkölnischen und kurmainzerischen Kaufleute, denen damals die gebratenen Tauben in den Mund flogen, ohne daß sie sich den Kopf viel zu zerbrechen brauchten, wie heute, um wohlhabend und reich zu werden. Kein Umschlagszwang hält mehr die Fahrzeuge auf der Thal- wie auf der Bergreise an, ihre Ladung andern Schiffen und anderen Schiffern zu übergeben, außer viel kostbarer Zeit noch viel Krahnen-, Wagen-, Hafen-, Lager- und derlei Gebühren, Wächter-, Besucher-, Träger- und andere Löhne und Trinkgelder für Schreiber und Tagediebe zu opfern. Keine Schiffergilde wacht heute noch, zum Verdruß der Kaufmannschaft, eifersüchtig über die alten Rechte, Gebräuche und Mißbräuche der großen und der kleinen Schifffahrt.
Denn „die Schifffahrt auf dem Rheinstrom, sowohl auf- als abwärts, soll völlig frei sein.“ So wollen es der Wiener Congreß von anno 1815 und der erste Artikel der Rheinschifffahrts-Acte von 1831.
Und so hat sich denn das jüngere Geschlecht die Freiheit genommen, gar manches anders zu machen, als es früher war.
Mit dem abgeschafften Stapel und Umschlagszwang sind Wind
1. Bettstellen der Küchenjungen und Brotschneider. 2. Küche. 3. Bäckerei. 4. Kammer des Oberkochs. 5. Waschhaus. 6. Werkstätte der Tischler, Zimmerleute und Küfer. 7. Geflügelbehälter. 8. Wohnung des Floßherrn. 9. Gang in derselben. 10. Speisezimmer. 11. Comptoir. 12. Schlafzimmer. 13. 14. Wohn- und Schlafzimmer des Floßherrn. 15. Bedientenzimmer. 16. Magazin für Lebensmittel des Floßherrn. 17. Offener Saal, öfter mit Blumen geziert. 18a. Abtritt. 18b. Biertonnen. 19. Sechs Hütten für die Ruderknechte, jede 50 Mann fassend. 20. Viehställe. 21. Schlachthaus. 22. Hütte für die sieben Mann am Kapständer. 23. Anhänge rechts und links. 24. Anker- und Taumagazin mit den Backeltönnchen, zur Bezeichnung der Plätze, wo die Anker ausgeworfen liegen. 25. Knieanhänge. – A. B. C. D. Steifstück oder Hauptstück des Floßes. E. F. T. U. V. W. X. Z. Knie des Floßes. G. Hinterste Ruderbank. H. Zufluchtsort bei einem Unglück, wenn die Kniee abgeworfen werden. J. Ruderbank auf dem ersten Knie. K. Rudermeisterbänke. L. Der Hauptständer, der wichtigste Baum auf dem Floße, der vermittelst der daran befestigten Taue zum Dirigiren und Landen dient. M. Steuerstühle. N. Steuerstuhlstiegen. O. k. Die Lappenbrücke mit den zum Landen nöthigen Tauen. P. Die Kapständer mit O, den Schillbäumen oder Schindeln in Verbindung und an R. und S. befestigt, zum Dirigiren in den Krümmungen des Rheins. – a b c d. Die Hundsmaue, nur gebraucht bei der gefährlichen Passage zu St. Goar, zur Direction der Steifstücke. e f. Streich- und Schormaste, um das Floß flott zu halten, wenn es vor Anker liegt. g. Junge Eichen zur Verbindung der Kniee mit dem Steifstück. h. Dicke Taue zur Verbindung der Knie mit dem Steifstück. i. Auf den Knieen befindliche Mauen zum Landen derselben, wenn sie abgeworfen werden müssen. l. Hütte, mit m. zwei Zimmern für die ersten Arbeiter. n. Schlafzimmer der auf das ganze Jahr gemietheten Arbeiter. o. Tisch und Bänke. p. Biertonnen für diesselben. q. Steuermannswohnung. r s. Proviantmagazin. t. Hütte mit den Schlafstellen der zu den Ankern gehörigen Mannschaft und der Ankerjungen. v. Hütte mit w., Wohnung der Wäscherin. x. Brotmagazin erster Qualität und Wohnung des Proviantmeisters. y. Magazin von Schwarzbrot, Mehl, Hülsenfrüchten, Speck, Käse u.s.w. w. z. Wohnungen der Fleischer, Unterköche, Küfer und Zimmerleute.
verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_181.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)