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Seite:Die Gartenlaube (1855) 606.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

sorgfältig ausstechen, damit nicht der armseligste Halm das trostlose Leben auf Steinen und zwischen Steinen erquicke. Ich würde, wo Gras in den Straßen wächst, noch Bäume und Sträuche hinzufügen und die Mauern mit Epheu oder sonst einer der tausenderlei Arten von Kriech- und Kletterpflanzen schmücken. In dieser Beziehung zeichnen sich England und Amerika ganz vortheilhaft und wesentlich vor der alten Welt aus. In Deutschland kann man Stunden lang auf Steinen zwischen Mauern umherirren, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. In England erhebt sich jede anständige Heimath hinter kleinen Gärten und dick epheuumrangten Mauern. Grüne, immer saftig grüne Epheuwände umkleiden oft Häuser und Kirchen bis in die höchsten Giebel und Spitzen hinaus. Hier und da umschleiern feinblätterige, blühende Schlinggewächse ganze Häuserfacaden. Zwischen den Straßen kommt man in allen Richtungen auf grüne Oasen von immergrünen Parks, den Lungen großer Städte. Amerika ist darin noch geschmackvoller und sorgsamer für Gesundheit und Freude gewesen. Die meisten Straßen seiner Städte sind weit und breit und mit Bäumen bepflanzt, welche für Consumtion des kohlensauren Gases und immer frische Production der Lebensluft sorgen. Die Wälder, Felder, Zäune und Hecken Amerika’s sind immer geschmückt, wie in Deutschland künstliche Breterbuden und Thore nur bei feierlichen Empfangsfeierlichkeiten. Tausende der herrlichsten Schlingpflanzen bekleiden und überblühen Wege und Stege und Gäßchen, klettern über Mauern, Wände und Zäune und winken freundlich mit zarten, grünen blühenden Armen dem Vorübergehenden. Büsche und Sträuche blühen und grünen noch in ihrer Umarmung, wenn sie selbst schon abgestorben sind. In graziösen, üppigen Guirlanden wiegen sie sich von Baum zu Baum und bilden so für Jeden immerwährende Ehrenpforten und Lauben.

Nichts giebt einem Garten mehr Reiz, Saftigkeit und erquickende Fülle, als der Reichthum von Kriech- und Kletterpflanzen. Hier umlächeln sie mit ewiger Jugend den mürrischen Stamm eines alten Baumes, dort wölben sie sich als grünes Dach über das zarte Netzwerk einer Gartenlaube, flechten sie Kränze und winden sie Guirlanden in der Luft, bekleiden sie die kahle Mauer und den öden Giebel des Nachbarhauses, umhüllen sie mit Grazie einen öden Winkel und schaffen sie Fülle, Frische und Duft an jeder Stelle, die sonst müßig und öde den Reiz des Gartens stören würde. Und wie schnell, wie unermüdlich sind sie in Wachsthum, Blüthe und Duft! Die Prairie-Rosen, die wistaria, die gemeine clematis (Geißblatt), die Virginia-Kletterer, celastrus und unzählige andere gedeihen in unserem Klima ganz vortrefflich. Und Epheu, gewöhnliche Winde, Weinreben, wilder Wein u. s. w. sind ja überall fast ohne Mühe und Kosten zugänglich. Alle diese Kriecher und Kletterer sind dankbar und lohnen mit Fülle und Duft die kleinste Beachtung. Wer diese zarten, gleichsam schnellfüßigen, graziösen Pflanzen in reichster Fülle und Mannigfaltigkeit beisammen und in den verschiedensten Arten ihres Verschönerungstalentes bewundern will, findet nirgends eine herrlichere Gelegenheit dazu, als im Krystall-Palaste bei London, wo sie zehn bis zwanzig Ellen lang aus schwebenden Ampeln herunterwinken oder kühn an den schlanken Säulen bis in verschwimmende Höhe hinaufklettern.




Ein Redakteur in Californien. Nach den Bekenntnissen eines von Californien zurückkehrenden Redacteurs ist das Leben eines solchen im Goldstaate etwas mannigfaltiger als hier. Sein tägliches Leben ist ungefähr folgender Weise.

Früh um zehn Uhr steht er auf, wäscht sich, steckt einen Revolver und einen Dolch ein und geht nach der Restauration zum Frühstück. Dort werden ihm einige Dummköpfe, Betrüger etc. an den Kopf geworfen, er fragt nach der Herren Wohnung, und bemerkt, er werde ihnen eine Forderung schicken.

In der Officin angekommen, nimmt er von einigen Ries frisch gedruckter Formulare (zum auf Pistolen oder Gewehre fordern) zwei, füllt sie aus und sendet sie an die Herren zum Frühstück. Die Thüre wird geöffnet, und herein tritt ein sechs Fuß langer Mann mit Hundepeitsche und Revolver bewaffnet, er fragt unsern Mann, ob er der Redacteur sei, und bemerkt, er habe ihn in der gestrigen Nummer beleidigt. Der Redacteur haut ihn über den Kopf und wirft ihn die Treppe hinunter.

Der Redacteur schreibt einen Artikel über die abnehmende Duellsucht. Nach Beendigung besinnt er sich, daß er um zwei Uhr ein Duell hat. Er geht zum Duellplatz und schießt seinen Gegner nieder. Auf dem Rückwege kommt er an einen Volkshaufen, der sich um zwei sich Schießende versammelt, ihm wird die Stiefelhacke abgeschossen, er bewundert die Geschicklichkeit und geht weiter nach seiner Officin. Jetzt vergeht der Nachmittag ohne Unterbrechung in Langeweile. Abends verläßt er seine Officin; es ist dunkel, in einer Nebenstraße überfallen ihn drei Männer. Er schießt zwei über den Haufen, dem dritten schlägt er ein Loch in den Kopf, und sie lassen ihn jetzt ruhig passiren.

Das ist ein Durchschnittstag.




Roßmäßler’s jüngst erschienenes Buch: „Die vier Jahreszeiten,“ findet in der gesammten deutschen Presse eine sehr günstige Aufnahme. Einige Blätter räumen unter den zahlreichen Schriften populär-naturwissenschaftlichen Inhalts des Verfassers unbedingt dieser den ersten Platz ein. Sein großes Talent für populäre Darstellung ist bekannt. Sehr richtig bemerkte neulich eine leipziger Zeitschrift, daß unter den vielen Schriftstellern, welche gegenwärtig die Naturwissenschaften dem Volke zugänglich zu machen suchen, es wenige so wie Roßmäßler verstehen, das in jedem nicht blasirten Menschen schlummernde Interesse für die Natur zu erwecken und dasselbe zum lebhaftesten Wissensdrange anzufachen. Roßmäßler ist eben zum Volksschriftsteller geboren, er fühlt in sich den Drang, seinen reichen, durch langjährige ernste Studien gewonnenen Wissensschatz in weiteren, als den eigentlich gelehrten Kreisen, bekannt zu machen, überzeugt, daß einzig und allein die Naturwissenschaft die Mittel an die Hand gebe, um alle Stände der menschlichen Gesellschaft zur ächten Humanität erziehen zu können. Ihm ist der Mensch einmal nichts anderes, als das Erzeugniß der auf denselben einwirkenden Außenwelt, d. h. der Natur; den Menschen mit der ihn umgebenden Natur bekannt, sie ihm lieb und werth machen, heißt daher ihn erziehen, ihn bilden. – Sehr zur Empfehlung des Buches trägt noch dessen prachtvolle Ausstattung bei.


Billigste Familienbibliothek.




Die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung erlaubt sich hiermit, das Publikum auf die elegante und außerordentlich billige
ausgewählte Sammlung der Romane und Erzählungen
von Ludwig Storch

aufmerksam zu machen, eines Romandichters, dessen Schriften den guten Ruf verdienen, den sie in der ganzen gebildeten Welt Deutschlands haben. Der Verfasser des „Freiknechts“, des „deutschen Leinewebers“, des „Vörwärts-Häns“ etc. bedarf einer buchhändlerischen Anpreisung nicht und so begnügt sich denn die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung darauf hinzuweisen, daß die

Volks- und Familienausgabe

der Storch’schen Werke aus 16 bis 18 Bändchen bestehen und diejenigen Romane enthalten soll, welche sich besonders für

Haus und Familie

eignen. In dieser Ausgabe kostet der 12–15 Bogen starke Band, dessen Preis in der alten Auflage Ein und Einen halben Thaler betrug, nur

71/2 Ngr. oder 27 Xr. C.-Mze.,

der Bogen also nur 5 Pfennige oder 11/2 Xr. C.-Mze und erscheint allmonatlich ein Band, in Ausstattung, Format und Typendruck genau den Stolle’schen Schriften angepaßt.

Wenn glänzende Phantasie, kräftige schwungvolle Sprache und eine durchweg edle Richtung einen Autor berechtigen, in jeder Familie ein gern gesehener Hausfreund zu werden, so dürfen wir auf eine weite Verbreitung der Schriften Storch’s rechnen, von dem Stolle sehr richtig sagt:

das ist ein Mann, in dessen Adern kein falscher Blutstropfen rinnt, der nie das Gold der Dichtkunst zu schnödem Götzendienste gemißbraucht, ein treues Herz, reich begabt mit himmlischem Gold und Perlen – denn die Treue, die Redlichkeit und Gabe der Dichtkunst wohnen in ihm.

Als Gratisbeilage erhalten die geehrten Abnehmer das wohlgetroffene und sauber in Stahl gestochene Portrait des Verfassers. Die Subscribenten allein können auf den äußerst billigen Preis Anspruch machen. Einzelne Bände oder Romane werden nur zu dem dreifachen Preise abgegeben.

Den Familienvätern, die ihren Frauen und Kindern eine unterhaltende und interessante Lectüre bieten wollen, empfehlen wir diese Sammlung ganz besonders. Der 1. bis 4. Band ist bereits erschienen.

Leipzig, im November 1855.

Ernst Keil. 
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_606.jpg&oldid=- (Version vom 28.7.2023)