Verschiedene: Die Gartenlaube (1855) | |
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Herbste einige Frauen und Kinder aus der Transvaal-Republik geraubt, sie zu Tode gemartert, gekocht und aufgefressen. Die zur Rettung Nacheilenden fanden noch Bruchstücke von den geraubten Frauen und Kindern in den Kochtöpfen der Kaffern, welche sich weiterer Verfolgung durch Flucht entzogen.
Die Scheußlichkeit dieses Verbrechens griff tief und gewaltig in das Herz der ganzen transvaalischen Gemeinde ein. Man beschloß, den ganzen Stamm dieser Kaffern zu vertilgen. General und, wie es scheint, Präsident Prätorius und der Commandant Potgieter organisirten in wenig Tagen die Expedition, an der alle Männer von 20 bis 50 Jahren freiwilligen Antheil nahmen, und nicht weniger als 116 große Lastwagen mit Proviant und Munition beluden. Das eigentliche Militär bestand aus 500 Freiwilligen außer denen, welche für Wagen und Ochsen zu sorgen hatten. Auch die Bewaffnung war freiwillig, und deshalb sehr individuell und malerisch schöner als die glänzendste Garde-Parade. Die ganze Artillerie bestand aus zwei Bürgerschützenkanonen. So zogen sie aus, um den ganzen schuldigen Kaffernstamm, der sich unter seinem Häuptling Makapan rühmte, ein ganzes Königreich zu sein, zu vertilgen. Das ganze Königreich hatte sich in eine von allen Seiten abgeschlossene schwarze Felsenhöhle von 2000 Fuß Länge und 300 bis 500 Breite zurückgezogen.
Diese Festung war uneinnehmbar. Man beschloß deshalb, alle Bewohner desselben verhungern zu lassen, und belagerte den einzigen Zugang zu der Höhle zu diesen Zwecke sechs Wochen lang. Während der Zeit schoß man jede Figur, die sich am Ausgange zeigte, ohne Weiteres nieder, im Ganzen 900 Personen, nur einmal ein paar Kinder mit ihrer Mutter nicht, die herausschwankten und sich an einer Quelle niederstürzten, um zu trinken. Nachdem sie getrunken, erhoben sie sich, fielen aber alle drei hintereinander todt nieder. Während der ganzen sechsten Woche war es stiller und stiller geworden in der entsetzlichen Höhle. Kein Schuß, kein Laut drang mehr hervor. So beschloß man am 17. November einzudringen, um das Werk gründlich zu vollenden. Aber sie wurden von einer Macht zurückgeschlagen, gegen welche jeder Grad von Tapferkeit zu Schanden ward, dem Geruche von mehr als 2000 Leichen. Die größere Hälfte des Stammes war vor Hunger und Durst und von dem Geruche der zuerst Verschmachteten umgekommen. Nachdem man sich überzeugt, daß keine einzige Seele des makapan’schen Stammes mehr leben könne, zogen die Helden wieder in ihre republikanische Heimath.
Die englische Times, welche besonders gegen das Verlangen eines neuen Kaffernkrieges eiferte, empfahl den englischen Colonisten dasselbe gründliche Verfahren. Die Kaffern müßten aus demselben Grunde ausgerottet werden, aus welchem man Heuschrecken, Wanzen, Flöhe und Wölfe im Interesse der allgemeinen Wohlfahrt vertilge.
Die Times in das allmächtige Organ des christlich-gebildeten Englands, das seine Missionäre auch unter die Kaffern gesandt hat, unter denen sie durch Familienbildung (die Missionäre selbst sind verheirathet und geben das Beispiel einer gebildeten Häuslichkeit und Wirthschaft) schon eine unzählige Reihe von niedlichen Dörfern und Häusern, vor welchen die braunen Frauen und Töchter der Kaffern nähen, stricken, waschen und sich nach Sonnenuntergang auf das Herrlichste amüsiren, aufgebaut und zu Stammkulturstätten erhoben haben. Die meisten Kaffernstämme sind von Natur sehr bildungsfähig, scharfsinnig, wißbegierig, geneigt zu den schönsten Tugenden der Großmuth, Gastfreundschaft, Versprechenstreue und Arbeitsamkeit. Hätten englische und holländische Politik von jeher auf diese Weise englische Missionsfamilien erobert, gäbe es keinen Feind der Kultur mehr unter den Kaffern. Die Meisten Eroberungen machten die Frauen der Missionäre, nicht diese selbst mit ihren Bibelsprüchen. Die Frauen zeigten den Frauen und Töchtern der Kaffern, wie man nähen, stricken, waschen, sich schöne Kleider machen, unter Dach und Fach Wirthschaft und Ordnung halten müsse, unterrichteten die Kinder in der Schule durch das Beispiel einer sanften Weiblichkeit, und sahen sich so bald von einer Kultur umgeben, die sie selbst in Erstaunen setzte, da sich später von selbst immer mehr Wilde herandrängten und sich anbauten und anfingen, als Menschen zu leben, von einer Kultur, welche den frühern blos mit Dogmatik und ohne Frauen belehrenden Missionären immer wieder unter den Händen verschwunden war. Hatten die Engländer nur immer ehrlich gegen die Kaffern gehandelt, ihre eigene Verträge gehalten und sich als anständige Menschen benommen, wäre die Eroberung des Kaffernlandes für die Kultur wohl schon vollendet. Aber sie haben diese Wilden verwildert, die Barbaren zu Raubthieren gemacht und die Milch ihrer einfachen Denkweise in gährend Drachengift verwandelt. Aus Rohmaterial läßt sich etwas machen, aus verdorbenem nicht.
So wird das Recept der Transvaal-Republik, von der Times allerchristlichst empfohlen, wohl weiter in Anwendung kommen. Die holländischen Republikaner hatten wenigstens ein unbezähmbar empörendes, Mark und Bein erschütterndes Verbrechen zu rächen, wodurch das Entsetzliche ihrer That etwas vom tragischen Charakter annimmt, aber die Engländer tödten und morden wesentlich für Schafzucht, Baumwolle und Schiffsladungen. Der Spruch über die Kaffern und Hottentotten ist längst gesprochen und dessen Exekution dringt unaufhaltsam vom Kap der guten Hoffnung weiter ins Land hinein. Die holländische Republik spielt darin eine zunehmend bedeutende Rolle, während eine andere afrikanische Republik, die schwarze Liberia, von der Westküste Freiheit und Humanität mit schwarzem Gesichte zu Ehren bringt, zu um so größerer Ehre, als die weißen Amerikaner in ihrem „hochgebildeten“ Negermißbrauch nach Verhunzung aller republikanische Tugend auch ihre republikanischen Institutionen mit jedem Tage mehr zum Falle bringen.
Treue Liebe.[1]
Das ist der Liebe schönstes Recht,
Daß sie verzeihet und vergißt;
Der liebt nicht treu, der liebt nicht echt,
Der diese Tiefe nicht ermißt.
Die der Geliebten Hand Dir schlug!
Von der Geliebten kommt sie her,
Das sei des Trostes Dir genug.
Und wenn sie gar nicht heilen will,
Daß nie ein Mensch errathen kann,
Selbst die Geliebte nicht, woran.
- ↑ Von Rob. Prutz, der das eben so einfache wie schöne Gedicht in der letzten Nummer seines „Museums“ veröffentlichte.
Die Redakt.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_425.jpg&oldid=- (Version vom 26.6.2023)