Verschiedene: Die Gartenlaube (1855) | |
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furchtbares Aufklatschen des Hay’s, und Jeder wußte, was geschehen war. Die Matrosen im Boote bemerkten bald in einiger Entfernung blutiges Aufquellen. Sie überzeugten sich bald, was es war: etwas menschliche Eingeweide, Alles, was von dem jungen, reichen, hoffnungsvollen, übermüthig gesunden Willis übrig geblieben war.
Die Matrosen blickten sich gedankenvoll an und wetteten, daß nun die Hitze und die Windstille bald weichen würden. Das Schicksal habe nun seinen Willen, die Möven und das Meer hätten ihr Opfer bekommen und seien nun zufrieden. Noch in derselben Stunde erschienen leichte Kreiselchen und Wellen von ferne auf dem weiten Meeresspiegel, Federn und Haare in die Luft gehalten, bewegten sich, es wurde kühler und kühler, die matten Segel fingen an, erst sich oben, dann weiter unten zu schwellen, das Schiff bekam Steuerkraft und noch an demselben Tage schnitten wir durch klare, lustig plaudernde Wogen, fern von dem blutigen, heißen, stillen Sumpfe, der das Schiff Tage lang umlagert hatte. Die Matrosen sind seitdem die stärksten Fatalisten und behaupten, daß sie weder Windstille noch Sturm, noch irgend ein Unglück fürchten, da keine Macht der Erde ihnen etwas anhaben könne, wenn es nicht ihre Bestimmung sei, und keine Vorsicht und Klugheit sie vor dem ihnen zuerkannten Schicksale zu retten vermöge. So ein einziger Fall pflanzt sich als Beweissatz des Aberglaubens durch die ganze Matrosenschaft fort, und tausend andere Fälle, welche diesen Aberglauben Lügen strafen, sind nicht im Stande, ihn zu erschüttern. So ist der Mensch ohne Kultur zu Wasser und zu Lande: was er glauben will und nach seiner Bornirtheit muß, dafür findet er leicht einen trügerischen Beweis: was ihn widerlegt, weiset er ab, ob man ihn auch Tag für Tag damit bombardire.
Literarisches. Freytag’s Roman: „Soll und Haben“ findet bei der Kritik keine große Anerkennung. Die Erwartungen, die man mit Recht an den Redakteur der Grenzboten stellen konnte, sind nur schwach befriedigt worden. H. Marggraff, in seiner geistreich geschriebenen Kritik, prophezeit, daß das Buch schon in nächster Zeit zu den vergessenen gehören werde. Es riecht nach Sterblichkeit, sagt er, es ist eine Welle, die uns durch ihr Plätschern einen Augenblick lang recht angenehm unterhält, im nächsten Augenblick sich aber am Ufer zerschlägt, um andern Wellen Platz zu machen. Trotz alle dem wird in den nächsten Tagen eine zweite Auflage des Buches erscheinen. – Welcher Popularität sich der bekannte Pastor Uhlich in Magdeburg erfreut, geht so recht deutlich aus dem Verkauf seiner Schriften hervor. Auf Bitten einiger Freunde schrieb er im Laufe dieses Frühjahrs einige „Sonntagserbauungen“, die anfangs einzeln gedruckt, jetzt nochmals unter dem Titel: „Aus der Vernunftreligion“ gesammelt erschienen sind. Die meisten dieser einzelnen Vorträge haben in den wenigen Wochen fünf, und zwei sogar sieben starke Auflagen erlebt. Wenige Schriftsteller in Deutschland (theologische wohl gar nicht) werden sich einer so raschen und großen Verbreitung rühmen können.
Buch vom gesunden und kranken Menschen.
Dr. Carl Ernst Bock,
Professor der pathologischen Anatomie in Leipzig.
32 Bogen, geh. 12/3 Thlr. Mit 25 feinen Abbildungen.
Zum ersten Male wird dem größern Publikum in obengenanntem Buche ein Werk geboten, worin es in populärer, leichtfaßlicher und instructiver Form über den Bau des menschlichen Körpers, die Verrichtungen seiner einzelnen Organe, sowie über den Gesundheits- und Krankheitszustand derselben unterrichtet und eine vernünftige naturgemäße Pflege des Körpers im gesunden und kranken Zustande belehrt wird. Bei dem Namen des Verfassers, dessen wissenschaftliche Lehrbücher und populär-medicinische Aufsätze in der Gartenlaube eine so glänzende Aufnahme gefunden, bedarf es wohl nur dieser Anzeige, um das Publikum auf ein Buch besonders aufmerksam zu machen, das nur im Interesse der guten Sache geschrieben.
Der Verleger erlaubt sich schließlich noch auf einige Urtheile aufmerksam zu machen, welche das Buch (binnen 6 Monaten in zwei starken Auflagen verbreitet)) bereits von einigen gewichtigen Organen der Oeffentlichkeit erfahren:
Prutz in seinem „deutschen Museum“ sagt darüber:
Der berühmte Verfasser, der seinen Beruf als populärer Schriftsteller schon mehrfach dargethan hat, insbesondere auch durch seine Beiträge zu der Keil’schen „Gartenlaube,“ hat dasselbe den „Müttern und Lehrern“ gewidmet, in deren Händen die Zukunft kommender Geschlechter liegt und von denen vorzugsweise die körperliche, geistige und moralische Vervollkommnung des Menschengeschlechts zu erwarten steht.“ Das vorliegende Werk entspricht seinem Zwecke in ausgezeichnetem Maße. Mit strengster Gewissenhaftigkeit hat der Verfasser nichts darin aufgenommen, was nicht festes und allseitig gesichertes Resultat der Wissenschaft ist; wo noch Zweifel obwalten oder wo die Wissenschaft überhaupt noch im Dunkeln tappt, gesteht er dies regelmäßig mit der Unbefangenheit und Offenheit ein, von der freilich der Charlatan nichts weiß, während sie den ächten Gelehrten charakterisirt. Die Anordnung ist einfach und lichtvoll, die Darstellung klar und fließend, ohne Redepomp, auf das nothwendigste beschränkt, wie es der Würde des Gegenstandes und der Bestimmung des Buches entspricht, doch ohne Einförmigkeit und Trockenheit. Schon die erste Abtheilung genügt, um das Buch als eine der besten populären Schriften erkennen zu lassen, die wir auf diesem Gebiete besitzen; die oft mißbrauchte Redensart von der Lücke der Literatur, die damit ausgefüllt wird, findet in diesem Falle ihre vollste und wohlverdienteste Anwendung. Auch der Verleger hat durch vortreffliche Ausstattung bei einem verhältnißmäßig sehr billigen Preise das Seinige zur Verbreitung des Werks gethan. Namentlich verdienen die beigefügten Holzschnitte alles Lob; nach richtigen Zeichnungen gut ausgeführt, bilden sie einen wesentlichen Bestandtheil des Buchs, das durch sie erst seine wahre Anschaulichkeit und Nutzbarkeit erhält.
Gutzkow in Nr. 20 der „Unterhaltungen am häuslichen Herd“ sagt:
Kein Orakelkundiger ist klarer und bündiger als Professor Bock in Leipzig, der schon vielfach belehrend in Zeitschriften, jetzt in einem größern Werke: „Das Buch vom gesunden und kranken Menschen“ hervorgetreten ist. In der That muß man bekennen, daß die Kunst der Darstellung hier durch Prägnanz, Faßlichkeit und Beherrschung des Stoffs vergessen läßt, wie schwierig, insbesondere für den nicht praktisch geübten Laien, das Thema an sich ist. Der Vortrag ist so lebendig, daß man die Illustrationen, welche beigegeben sind, für überflüssig halten möchte, wenn nicht eben die Selbstanschauung unentbehrlich wäre. Wir verweisen beispielsweise auf den Abschnitt über das Herz, welcher zu den dornigsten gehört. Es ist gewiß stets als eine gute Probe populärer Darstellungsweise zu betrachten, wenn sie auch Fachmännern genügt, und wir hören allgemein die Versicherung, daß selbst Aerzte aus manchem Kapitel des Bock’schen Buchs Belehrung schöpfen können.
Mit dieser Nummer schließt das zweite Quartal und ersuchen wir die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das dritte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.Die Verlagshandlung.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_348.jpg&oldid=- (Version vom 18.6.2023)