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Seite:Die Gartenlaube (1855) 332.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

Blätter und Blüthen.

Die Honigbiene. Es ist nicht minder bemerkenswerth, daß seit tausendjähriger Uebung der Bienenzucht die Naturgeschichte der Bienen immer noch Zweifel enthält, als daß es überhaupt den Menschen einfiel, dieses kleine Insekt zum Hausthiere, zum Genossen von Pferd, Schaf und Rind zu machen.

Kaum eines dieser drei wichtigen Zucht-Säugethiere hat eine größere Literatur aufzuweisen, als die Honigbiene und keine hat so viel Anlaß zu literarischen Kämpfen gegeben, als eben dieses kleine Thier.

Es ist vielleicht manchem meiner Leser neu, zu erfahren, daß wir Vieles von dem, was wir jetzt sicher über die Lebensweise der Honigbienen wissen – einem Blinden verdanken. Franz Huber, ein Franzose, war es, der, nachdem er lange mit den Augen seines Sohnes, Franz Burnens Huber, den Haushalt derselben belauscht hatte, im Jahre 1796 seine „Nouvelles observations sur les abeilles“ herausgab. Ihm verdanken wir mehrere der sinnreichen Vorrichtungen, deren man sich jetzt noch bedient, um mit dem beobachtenden Blicke bis in die finsteren wohlverwahrten Räume des Bienenstaates zu dringen.

Aber schon lange vor Huber hatten Swammerdam und Réaumur, deren anatomische Arbeiten noch heute unübertroffen sind, mit ihren noch sehr mangelhaften Instrumenten einen sichern Grund zur Kenntniß der Honigbienen und ihrer Lebensweise gelegt; nachdem bis dahin seit Aristoteles, der an die Fabel der Entstehung der Bienen aus verwesenden Rindern glaubte, die Naturgeschichte dieses noch immer räthselvollen Wesens ein buntes Zweierlei von Fabel und Wahrheit gewesen war.

Das neueste Werk über die Honigbiene ist ohne Zweifel zugleich auch das vorzüglichste von allen bisher erschienenen, denn es giebt eine vollständige Uebersicht dessen, was in diesem Augenblicke über das Leben und den Haushalt der Bienen stichhaltig ist, ohne sich sehr in die Lehren über Bienenzucht zu verlieren. Es ist das Buch darum auch besonders allen denen zu empfehlen, welche – und von wem gälte dies nicht in höherem oder minderem Grade – von jeher diesem Symbol des Fleißes und der Ordnung ihre Aufmerksamkeit zugewendet haben und das begreifliche Mißbehagen fühlen, nicht zu wissen, ob das über die Bienen Gehörte und Gelesene Dichtung oder Wahrheit sei.

Das Buch heißt: Die Honigbiene. Eine Darstellung ihrer Naturgeschichte in Briefen; von F. B. Busch[WS 1]. Gotha, bei Hugo Scheube. 1855.

Auf jeder Seite findet man Belege für die interessante Wahrnehmung, welcher Beharrlichkeit nicht nur, sondern auch welchen Scharfsinnes es bedurfte, um das Leben und die Gewohnheiten dieses Thierchens zu erforschen, welches sich so sehr der Beobachtung entzieht, sei es in dem wohlverwahrten und mit tausend Waffen vertheidigten Korbe, sei es in dem unermeßlichen Luftocean, in welchen eine ausfliegende Biene schnell dem Auge entschwindet. Man ist gewöhnlich geneigt, da man einmal alles Wunderbare von den Bienen glaubt, anzunehmen, daß sie aus weiten Fernen mit ihrer süßen Beute in ihre Wohnung zurückkehren; während sie nicht weiter als eine halbe Stunde Wegs ausfliegen. Und dennoch fallen sie – ein jedem Bienenvater willkommenes Zeichen – oft noch vor dem Flugloche ermattet zu Boden, wenn sie in den Blüthen eine besonders reiche Ernte gemacht haben. Bei solcher Lastträger-Unverdrossenheit kann man es trotz der kleinen Tracht jeder einzelnen Biene glaublich finden, wenn der Verfasser erzählt, daß ihm einmal ein starker Stock in einem Tage – dreizehn Pfund Honig eingetragen habe, zu welchem der an diesem Tage von den Bienen als wohlverdienter Lohn verzehrte noch hinzuzurechnen ist. Doch auch eine Menge lehrreicher und interessanter Thatsachen erzählt der Verfasser aus dem Leben der Bienen. Daß dabei diese auch als Vor-Erfinderinnen von manchen Dingen, auf deren Erfindung wir Menschen uns viel einbilden, glänzen, kann man wohl denken. Sie erfanden, vielleicht lange bevor es Menschen gab, den luftdichten (hermetischen) Verschluß. Herr Busch fand einmal auf dem Grunde einen Stockes eine verfaulte Maus, welche sammt ihrem pestilenzialischen Hauche in einem luftdichten Sarge von Wachs verschlossen war. Fehlte den kleinen Thierchen auch die Kraft, den Leichnam des eingedrungenen, vielleicht mit hundert Dolchstößen erlegen Räubers aus dem Wege zu räumen; so fehlte es ihnen doch nicht an Scharfsinn, dessen Verwesung unschädlich zu machen.

Doch es sollte hier blos auf ein mit Bienenfleiß geschriebenes Buch über die Bienen aufmerksam gemacht werden, nach dessen Anleitung wir vielleicht später einmal einige Mittheilungen aus der Naturgeschichte derselben geben.




An die Deutschen.




Der fünfzigjährige Todestag unsers Friedrich von Schiller hat in allen Gauen des Vaterlandes dankbarste Erinnerung an den Zufrühvollendeten und an vielen Orten gemeinsame Huldigung durch Gesang, Bild und Rede geweckt. Ein Kreis von Ehrenmännern unserer Stadt trat mit dem Unterzeichneten zusammen, um einer solchen auch hier veranstaltet gewesenen Erinnerungsfeier durch Gründung einer Stiftung einen noch umfassenderen Ausdruck zu geben. Der zunächst durch einen Rückblick auf Schiller’s eignes Leben veranlaßte, sonst aber auch durch die traurigsten Erfahrungen auf dem Gebiete der Literatur immer mehr als Nationalpflicht sich aufdrängende Zweck derselben ist, solchen Schriftstellern, welche dichterischer Formen sich bedienend dem Genius unsers Volkes in edler, die Mehrung der Bildung anstrebender Treue sich gewidmet haben, für den Fall ihnen verhängter eigner schwerer Lebenssorge oder den Fall der Hülflosigkeit ihrer nächsten, auf ihr Talent angewiesenen Hinterlassenen einen thatkräftigen Beistand zu leisten. Nicht mehr die bereits unter uns organisirte Form, wohl aber das kräftigere Erblühen und zeitigere Beginnen der Wirksamkeit dieser

Schiller-Stiftung

hängt von dem Widerklange ab, den unsere Anregung in gleichgesinnten Gemüthern findet. Wir lassen deshalb an Alle, denen die Erhaltung, Mehrung und Würde der Nationalliteratur ein theurer und werther Gedanke ist, hiermit einen Aufruf ergehen zur lebendigsten Ergänzung unsers Unternehmens. Wir bitten Freunde der Literatur, aller Orten zu gleichen Schiller-Stiftungen zusammenzutreten und die Verwendung der Ergebnisse ihrer Thätigkeit mit der unserigen in einer künftig näher zu bezeichnenden Weise in Verbindung zu bringen. Wir bitten Diejenigen, die die vorherige Bildung von Schiller-Stiftungen an ihrem Wohnorte nicht abwarten wollen, die Spende, die sie unserm Beginnen für ein Mal oder periodisch entweder selbst zugebracht haben oder durch entsprechend in Bewegung zu setzende sonstige Förderungsmittel, Concerte, Theatervorstellungen, Bildausstellungen u. s. w. zu erwirken hoffen, unmittelbar an die Herren Lötze und Thomaschke, hierselbst, gegen später erfolgende öffentliche Quittung durch die Augsburger Allgemeine Zeitung einzusenden. Nicht Hoch oder Gering, nicht der Fürst, der in der Förderung eines Augustëischen Zeitalters seinen schönsten Ruhm erblickt, nicht der Bürger, der nach Vollendung seines gesegneten Tagewerkes am reinen Quell deutscher Dichtkunst sich zu erquicken liebt, Niemand, der eine, wenn auch kleine Gabe bereit halten kann für Humanitätszwecke, die nicht sein eignes, nächstes Wohl berühren, wolle sich ausschließen, eine Stiftung zu fördern, die es durch Veranlassung und Zweck verdient, schon am hundertjährigen Erinnerungstage der Geburt Schillers, den 11. November 1859, Ergebnisse veröffentlichen zu können die auf’s Neue die Thatsache feststellen, daß unsere Nation sich am einigsten fühlt in der Pflege und Wahrung ihrer unveräußerlichen geistigen Güter.

Dresden, den 10. Mai 1855.

Der prov. Vorstand der Schiller-Stiftung.
Dr. C. G. Carus, geheimer Med.-Rath.
Dr. Karl Gutzkow.
Dr. Julius Hammer.
Dr. Gustav Klemm, Königl. Sächs. Hofrath und Oberbibliothekar.
Major Serre auf Maxen.
v. Wietersheim, Königl. Sächs. Staatsminister a. D.
Hofrath und Vicedirektor Karl Winkler.




Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_332.jpg&oldid=- (Version vom 14.6.2023)