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Seite:Die Gartenlaube (1855) 267.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

Individuen befinden, gehören auch mehrere wichtige Kulturgewächse der wärmeren Gegenden unserer Erde, unter andern die Dattelpalme und der Johannisbrotbaum. Wo diese Gewächse in großem Maßstabe angepflanzt werden, wie z. B. im südlichen Spanien und Portugal, da muß man begreiflicherweise dafür Sorge tragen, daß in jeder Plantage ein paar männliche Bäume stehen, sonst wird man niemals Früchte von den weiblichen Bäumen ernten. Die Kultur der Dattelpalme ist uralt und schon zu Herodot’s Zeit war es bekannt, daß nicht alle Dattelpalmen Früchte trügen und daß die unfruchtbaren unter die fruchtbaren gepflanzt werden müßten, wenn letztere Früchte tragen sollten. Dasselbe sagen noch jetzt die valencianischen Bauern, die gewiß keine Ahnung vom Geschlechtsunterschiede der Pflanzen haben. Weniger bekannt scheint die Trennung der Geschlechter bei dem Johannisbrotbaume zu sein. Wenigstens habe ich in den genannten Ländern wiederholt klagen hören, daß manche Anpflanzungen von Johannisbrotbäumen keine Früchte trügen, und bei genauerer Nachforschung immer in Erfahrung gebracht, daß alte unfruchtbare Bäume, wahrscheinlich also die männlichen, als unnütz niedergeschlagen worden seien. Es ist dies ein Beweis, wie sehr selbst in den Landvolksschulen eine Belehrung über die wichtigsten Kapitel aus der Bildungsweise und dem Leben der Pflanzen Noth thut.

Prof. Willkomm. 




Jagd- und Lebensbilder aus Amerika.
Nr. 3. Der Rackun.

Wer kennt nicht die Schuppenpelze, welche Amerika wie Europa mit der besten und stattlichsten Winterbekleidung für hartes Frostwetter versehen? Auch das Thier, welches sie liefert, der Rackun oder Schuppenpelzbär (Procyon lotor) ist bekannt genug, weniger sind es aber seine Gewohnheiten, die nur der Jäger beobachtet.

Es giebt zwei Arten derselben, den gemeinen Rackun (Procyon lotor) und den Krabbenesser (Procyon cancrivorus), welche durch ganz Amerika verbreitet sind. Man findet sie in den heißen Niederlanden von Louisiana und den tropischen Theilen von Mexiko, wie in den Schneeregionen von Canada und in den grünen Thälern von Californien, und kennt sie überall so, wie man den Fuchs in Europa kennt. Jedes Kind und jedes alte Weib spricht von dem „schlauen ollen Kun.“ Die Naturforscher haben ihn in die Familie der Ursidae, genus Procyon gereiht, Linné macht ihn geradezu zum Bären und klassifizirt ihn als Ursus, mir scheint indessen, daß er weit eher zum Fuchsgeschlecht gehört. Die Spanier nennen ihn auch „Zorro negro“ (schwarzer Fuchs).

Ein Schriftsteller beschreibt ihn so: „Er hat die Pfoten des Bären, den Leib des Dachses, den Kopf des Fuchses, die Nase des Hundes, den Schweif der Katze und scharfe Klauen, mit denen er die Bäume wie ein Affe erklettert.“ Die Bezeichnung des Schweifes ist nicht richtig, dieser ist vielmehr buschig, was der der Katze nicht ist. Der Rackun hat die Größe des Fuchses, ist aber ungleich dicker und pelziger im Leibe und seine Pfoten sind kürzer und er rennt wie eine Katze. Die Schnauze ist spitz und dazu geschaffen, alle Winkel nach Spinnen und Gewürm durchzuspüren. Die Farbe seines obern Pelzes ist dunkelbraun und beinahe schwarz mit grau gemischt, unten wird sie heller. Um seine Augen läuft ein schwarzer Streif bis zur Kehle. Die größte Schönheit des Thieres bildet sein Schweif, der sechs schwarze und sechs gräulichweiße Ringe und eine schwarze Spitze hat. Wenn die Jäger sich aus dem Fell eine Mütze machen lassen, wird der Schweif wie eine Feder daran befestigt, und dieses bildet eine kleidsame Kopftracht, welche namentlich die jungen Jäger lieben.

Der Rackun ist sehr verliebter Natur, aber wunderbarer Weise ist das Weibchen größer und schöner als das Männchen; sein Pelzhaar ist voller und tiefer gefärbt, ganz entgegengesetzt als man es sonst in der Natur findet.

Der Rackun klettert vortrefflich und sucht sich in den Höhlen der großen Bäume eine sichere Wohnung. Dort bringt das Weibchen im Frühling, gewöhnlich im April, vier bis sechs Junge zur Welt. Er lebt nur in Wäldern und zwar immer in der Nähe vom Wasser, denn er hat die Gewohnheit der Otter, Alles, was er frißt, erst in’s Wasser zu tauchen. Daher heißt er der Wascher (lotor). Auch liebt er häufige Waschungen und ist sehr reinlich. Ferner ist er äußerst gefräßig, und verschlingt das wilde Geflügel ebenso begierig wie Frösche, Eidechsen, Larven und Insekten jeder Art. Besonders liebt er das Süße und ist daher dem Zuckerrohr und dem jungen Wälschkorn der Pflanzer besonders gefährlich. Nachts überfallen ganze Schaaren dieser Thiere die Felder und richten dort unermeßlichen Schaden an, und wird dafür natürlich so viel als möglich verfolgt. Er ist aber auch der Feind aller kleineren Thiere, tödtet Hasen, Kaninchen, Eichhörnchen und jeden Vogel, den er erwischen kann, sodann ist er sehr hinter Schellfische, Krabben und Austern her, die Schaalen der letzteren öffnet er mit seinen Klauen so geschickt, wie es nur ein Austernhändler kann. Selbst die jungen Schildkröten sind vor ihm nicht sicher und man sagt, daß er sie zu fischen weiß, indem er seinen Schweif in’s Wasser hält. Dies klingt indessen zu sehr nach Buffon, als daß man es glauben könnte, obwohl ich es von amerikanischen Jägern gehört habe.

Die Rackun-Jagd ist vorzüglich Sache der Neger, denn man überläßt sie diesen gern, weil dazu kein Feuergewehr nöthig ist, das die Neger nicht tragen dürfen, und die Zahl der Thiere dadurch bedeutend verringert wird. Die Neger rühmen auch das Fleisch des Rackun, das dem der Schweine ähnelt, aber nur von jungen Thieren gut ist, und der Erlös von dem Fell, für das sie 121/2 Cents bekommen, hilft den armen Teufeln wesentlich zur Verbesserung ihrer Lage. Der Rackun und das Opossum bilden das Wild für die Neger und es wäre traurig für diese, wenn sie ausgerottet würden, ehe die Sklaverei abgeschafft ist.

In Tennessee wohnte ich einer Rackun-Jagd bei, die mir ihrer Neuheit wegen viel Spaß gewährte. Sie geschah des Nachts und ich ging mit einem alten Neger, Onkel Abe, und einem Jagdhunde, Pompo, nach dem Wälschkornfelde, um dort die Kuns aufstöbern zu lassen. Onkel Abe galt für einen gewaltigen Nimrod in der ganzen Nachbarschaft und ich war daher sicher, eine gute Jagd zu haben. Er trug nur eine Axt, ich hatte dagegen eine Doppelbüchse. Als wir an das Kornfeld kamen, das eine halbe Meile breit war, ließen wir den Hund los, und dieser begann alsbald zu spüren und nicht lange darauf anzuschlagen. Wir gingen an den verschiedenen Seiten des eingefenzten Feldes entlang, plötzlich rief Abe: „ein Wurm!“ und gleich darauf sahe ich Pompo hinter einem dunkeln Gegenstande einherlaufen, das mit einem plötzlichen Satze auf den Zaun sprang und herüber kletterte. Dieser war so hoch, daß der Hund ihm nicht folgen konnte.

„Ein Wurm, Massa!“ rief mir Abe wiederum zu, und ich verstand wohl, daß dies einen Rackun bedeuten sollte. Er half dem Hund über den Zaun, kletterte selbst hinüber und ich folgte.

Nach etwa fünf Minuten hörten wir den Hund unaufhörlich bellen. „Dat Wurm uf’n Boom sein.“

Ja, das konnte ich mir wohl denken, aber auf welchem, das war die schwierige Frage, die sich jetzt erhob, und von welcher der Erfolg unserer Jagd abhing. War es ein hoher Baum, konnten wir dem Rackun nachpfeifen. – Pompo stand vor einem solchen, ein paar hundert Schritte von uns. Natürlich hatte der Rackun sich dahin gerettet, denn die niedrigen konnten ihm nichts nutzen, und wir hatten nun nur noch die eine Hoffnung, daß der Baum nicht hohl sein möge, und meine Büchse ihn erreichen könnte. Abe hatte aber darauf wenig Vertrauen.

„Er uf seinem eignen Boom sein, Massa, und der ein großes Loch haben. Dat dumme Fenz! Wenn dat nich da war, Pompo ihn nich zu seinem eignen Boom gelassen hätte.“

Daraus lernte ich, daß die Kunst des guten Rackun-Hundes darin bestand, ihn von seinem Baum abzuhalten und solchem zuzutreiben, auf dem er sich nicht leicht verbergen kann. Der Rackun läuft nur ein paar hundert Schritt gut und entfernt sich deshalb selten von seiner Höhle, holt ihn aber der Hund ein, so kann er ihn abtreiben. Erreicht der Rackun dagegen seinen Baum, so bleibt nichts übrig, als diesen zu fällen, und da dies mehr Arbeit macht,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_267.jpg&oldid=- (Version vom 15.5.2023)