Verschiedene: Die Gartenlaube (1855) | |
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durch Aufnahme passender Nahrung und Luft zu bewerkstelligen; nebenbei ist dann aber auch noch die Reinigung des Blutes (von alten, abgestorbenen und unbrauchbaren Stoffen) durch Lungen, Nieren, Milz und Haut ganz unentbehrlich. Der Mehrzahl dieser zur Erhaltung der Gesundheit erforderlichen Processe tritt nun bei den meisten Frauen die jetzige Kleidung hindernd in den Weg; vorzüglich sind es der Athmungs-, Kreislaufs-, Verdauungs- und Blutreinigungsproceß, welche dadurch gestört werden. Diese Störung geht aber ebensowohl von der Oberkörper- wie Unterkörperbekleidung aus und wird theils vom Kleide und Schnürleibchen, theils von den Unterröcken und der Fußbekleidung veranlaßt.
Das Corset oder Schnürleibchen, welches immer nur erst von dem Jungfrauenalter an, niemals schon von dem Schulmädchen getragen werden sollte, verlangt eine solche Einrichtung, daß die am Körper wichtigste und bei der jetzigen Construction der meisten Corsets am übelsten behandelte Körpergegend, die dicht oberhalb des Nabels befindliche Oberbauchgegend nämlich, freien Spielraum behält. Diese Gegend, an welcher äußerlich zu beiden Seiten die untern Rippen (Hypochondrien) und vorn in der Mitte die Magen- oder Herzgrube wahrzunehmen ist, birgt in ihrem Innern oberhalb des Zwerchfells das Herz und die untere Portion der Lungen, dicht darunter aber Leber, Magen und Milz, sonach die lebenswichtigsten Organe. Wird diese Gegend fest zusammengeschnürt, so werden alle die genannten Organe eingezwängt und in ihrer Thätigkeit behindert; ja an der verkleinerten, mißgestalteten Leber, bisweilen auch an der Milz, zeigen sich dann sehr oft tiefe Eindrücke der Rippen und des spitzen Endes des Brustbeins (des Schwertfortsatzes).
Eine solche verkrüppelte, mit Schnürstreifen versehene Leber, welche schon im I. Jahrg. der Gartenlaube (Nr. 26) neben einer gesunden nach der Natur abgebildet wurde, sieht der Leser hier vor sich. – Sollen nun die großen Nachtheile, welche das Zusammenschnüren der Oberbauchgegend nach sich zieht, wegfallen, dann muß das Corset so eingerichtet werden, daß es nur unterhalb dieser Gegend und oberhalb der Hüften den Leib zusammenschnürt, wodurch auch die Taille verbessert und dem Unterleibe ein sicherer Halt gegeben wird. Deshalb dürfte das hier abgebildete Schnürleibchen empfehlenswerth sein. Es wird nur an einer kleinen Stelle (b) geschnürt, darüber (c) und darunter (d) locker gebunden; am Hüftausschnitte (a) läßt sich nach Belieben eine künstliche Hüfte ansetzen, um die Unterkleider tragen zu helfen. Das Planschet (f) könnte recht gut wegfallen; an jedem Seitentheile ist ein breiter elastischer Streifen (e) eingesetzt, um das Ausdehnen der Oberbauchgegend zu erleichtern.
Die Unterkleider, Unterröcke, bringen wie die Corsets ebenfalls der Oberbauchgegend Nachtheil, wenn sie hier blos mittels einfacher Bänder festgebunden werden. Es zeigt sich dies deutlich an der Leber, welche dadurch einen tiefen Quereindruck bekommt. Um dies zu verhüten, sollten die Unterkleider entweder an das Corset angeheftelt, oder durch Trag- (Achsel-)Bänder gehalten werden, oder mittels eines breiten Bundes auf den Hüften aufruhen.
Das Oberkleid kann insofern eine unzweckmäßige Construction haben, als es den Oberkörper theils einengt, theils der Erkältung (besonders des Rückens und der Achselhöhle) aussetzt. Ausgeschnittene, enge, die Schultern, Arme und den obern Theil des
Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_214.jpg&oldid=- (Version vom 18.4.2023)