verschiedene: Die Gartenlaube (1854) | |
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Diese Organisation bestand bis unter Kaiser Paul I. fort. Die militairischen Reformen, mit welchen genannter Fürst sich befaßte, erstreckten sich auch auf die hellenischen Legionen. Er theilte sie unter dem Namen „griechisches Bataillon von Balaklava“ in drei Legionen ein, roth und gelb uniformirt, wie sie es heut noch sind. Der Mann bezieht jährlich 28 Rubel Sold, wofür er sich jedoch selbst equipiren muß. Die Bestimmung, daß ihr Dienst nur vier Monate im Jahre dauern soll, und sie die acht übrigen der Bebauung des Bodens widmen können, ist im Verlauf der Zeit verschiedenen Abänderungen unterlegen.
Bei den früher bisweilen die Krim noch immer durchzuckenden Gährungen that sich diese Truppe durch tapfere und treue Dienstleistungen hervor, wofür ihr die ausschließliche Ehre zu Theil wurde, die Eskorte der russischen Herrscher auf deren Reisen durch die Krim zu bilden. Später wurde das Corps mit zur Ueberwachung der Küste verwendet. Unter der Verwaltung des Fürsten Woronzoff geschah es gleichwohl, daß eine der Legionen als Besatzung in eins der kleinern kaukasischen Forts gelegt wurde, wo die Mannschaft, einem verschlagenen Feinde gegenüber, sich hervorzuthun Gelegenheit hatte. Gegenwärtig nimmt das Bataillon an den großartigen Kämpfen Theil, die um die Wälle von Sebastopol toben, und wurde auch in einem der jüngsten Berichte des Fürsten Mentschikoff seiner Tapferkeit wegen mit großem Lobe erwähnt.
Löwenliebschaft. Die Paarung der Löwen und Löwinnen findet gewöhnlich zu Ende des Januars statt. Da bei dem Zahnen eine ziemliche Zahl Löwinnen stirbt, so giebt es wohl ein Drittel mehr „Herrn“ als „Damen“ und die letztern sind sehr gesucht. Nicht selten wird in der Zeit des Werbens eine Schöne von drei oder vier Courmachern begleitet, welche ihr auf Tritt und Schritt folgen und fortwährend einander in den Haaren liegen, bis ihr die Sache langweilig wird und, im Aerger darüber, daß die Galane sich unter einander um ihretwillen nicht umbringen, mit ihnen zu einem großen alten Löwen wandert, dessen Kraft sie schätzen lernte, als sie ihn brüllen hörte. Die Liebhaber folgen ihr keck bis zu dem bevorzugten Nebenbuhler. Von langen Verhandlungen ist nie die Rede und das Resultat solcher Begegnungen zu jeder Zeit sicher.
Der alte Löwe, der von den drei kecken Unerfahrenen angefallen wird, empfängt sie ohne sich zu rühren; mit dem ersten gewaltigen Bisse erwürgt er den Einen, mit dem zweiten zermalmt er dem Andern ein Bein und der Dritte kann froh sein, wenn er mit einem Auge davon kommt und das andere an der Klaue des Siegers zurückläßt.
Ist das Feld rein, so schüttelt das edle Thier die Mähne, die zum Theil wohl davon fliegt, dann streckt er sich demüthig bei der Löwin aus, die ihm, als erstes Pfand ihrer Zuneigung, mit schmeichelnden Blicken die Wunden leckt, die er im Kampfe um sie erhalten hat.
Treffen unter solchen Umständen zwei völlig ausgewachsene Löwen auf einander, so geht es anders zu. Ein Araber erzählte von dem Kampfe zweier solcher Löwenrivale, den er unfreiwillig mit angesehen. Er befand sich in einer schönen Mondscheinnacht auf dem Anstande auf Hirsche und war der größern Sicherheit wegen auf eine Eiche gestiegen, die mitten auf einer lichten Stelle im Walde, nahe an einem Fußpfade, stand. Gegen Mitternacht sah er eine Löwin mit einem Löwen ankommen, der bereits die vollständige Mähne hatte. Die Löwin verließ den Fußpfad und legte sich unter der Eiche nieder. Der Löwe blieb auf dem Wege stehen und schien zu horchen. Bald ließ sich in weiter Ferne ein Brüllen hören und sogleich antwortete die Löwin darauf. Der Löwe aber, ihr Begleiter, brüllte so gewaltig, daß der Jäger auf der Eiche vor Entsetzen sein Gewehr fallen ließ und sich an die Aeste anklammern mußte, um nicht selbst herunter zu fallen.
Je näher der Löwe, der sich zuerst und in der Ferne hatte hören lassen, zu kommen schien, um so eifriger antwortete die daliegende Löwin, während ihr Liebhaber wüthend hin und her lief, als wolle er sagen: „schon gut; er mag nur kommen; er wird sehen wie ich ihn empfange.“
Nach etwa einer Stunde erschien ein schwarzer Löwe am Ende der Lichtung. Die Löwin erhob sich sofort um ihm entgegenzugehen, ihr Begleiter errieth diese ihre Absicht, jagte an ihr vorüber und stürzte sich auf den ihn bereits erwartenden schwarzen Nebenbuhler.
Sie sprangen auf einander und stürzten gleichzeitig nieder. Der Kampf währte lange und war grauenhaft für den unfreiwilligen Zuschauer. Während die Knochen knackten unter ihren gewaltigen Zähnen, rissen sie einander zugleich mit den Klauen den Leib auf und das Brüllen dabei, bald dumpf bald laut, verrieth ihre Wuth und ihre Schmerzen.
Gleich im Beginne den Kampfes hatte sich die Löwin auf den Bauch gelegt, um zuzusehen und so lange er dauerte gab sie durch Wedeln mit dem Schweife zu erkennen, wie sehr sich ihre Eitelkeit geschmeichelt fühlte, daß zwei solcher Löwen um ihretwillen sich umbrächten.
Als der Kampf vorüber war, ging sie langsam und vorsichtig zu den beiden Todten, um sie zu beriechen, dann wanderte sie stolz hinweg, ohne die Gefallenen eines Blickes zu würdigen.
So treu sind sie Alle und vorzugsweise scheinen sie sich gern einen vollerwachsenen starken Löwen auszusuchen, der sie von den zudringlichen jüngern befreit, deren fortwährende erfolglose Kämpfe sie langweilen. Sobald aber ein noch stärkerer erscheint, ist er stets willkommen.
Einen bessern Charakter hat Er, der Löwe, der die einmal erwählte Gefährtin nie verläßt und eine Liebe, eine Fürsorge und Aufmerksamkeit gegen sie zeigt, die eines bessern Looses würdig wären.
Sobald das Löwenpaar den gewöhnlichen Aufenthalt verläßt, geht die Löwin stets voraus; beliebt es ihr stehen zu bleiben, so folgt der Löwe ihrem Beispiele. Kommen sie in die Nähe einer Heerde, wo sie ihr Abendmahl suchen wollen, so legt die Löwin sich gemächlich nieder, während der Löwe muthig vordringt und das Beste, was er erlangen konnte, zu ihr bringt. Er sieht dann mit schmunzelndem Behagen zu, wie sie es sich schmecken läßt, während er wachsam besorgt ist, daß dabei nichts sie störe oder beunruhige. Erst wenn sie sich gesättiget hat, denkt er auch daran seinen Hunger zu stillen. Kurz sowohl in der „Zeit der jungen Liebe,“ als in der ernsten Ehe behandelt er sie mit aller erdenklichen Aufmerksamkeit.
Fühlt die Löwin, daß ihre Zeit gekommen ist (zu Ende des Decembers), so sucht sie eine schwer zugängliche Schlucht, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Es sind meist zwei, ein männliches und ein weibliches, oft nur eins, sehr selten drei. In den ersten Tagen nach der Geburt weicht die Mutter keinen Augenblick von den Jungen und der Vater muß für ihre Bedürfnisse sorgen. Erst nach drei Monaten, nach dem Zahnen, dem, wie schon gesagt, viele Löwinnen erliegen, entwöhnt sie die Mutter, indem sie sich täglich einige Stunden von ihnen entfernt und ihnen sorgsam klein zerrissenes Schaffleisch giebt.
Der Löwe, der erwachsen sehr ernst wird, bleibt sehr ungern oder gar nicht bei seinen Jungen, die ihn durch ihr Spielen belästigen. Um in ungestörter Ruhe zu bleiben, sucht er sich einen besondern Aufenthalt, doch stets in der Nähe, um im Nothfalle zum Schutze der Seinigen herbeikommen zu können.
„Des Weines Hofstaat“, Gedicht von Maròes, für Männerstimmen componirt von Julius Rietz, Op. 22. Solchen Spaß lassen wir uns gefallen! Ein Gedicht, dessen Idee eine Apotheose des Weines, – natürlich im verklärenden Lichte der Weinlaune – dessen Verse an sich voll anregenden Klanges und Sanges sind, wurde hier mit einer Musik beschenkt, die den poesievollen Humor und die komische üppige Phantasie der Dichtung so recht frappant wiederspiegelt. Diese Musik steht gegen die gewöhnlich vorkommenden Männerchorspäße so, wie etwa Mendelssohn’s „Liebe und Wein“, oder dessen „Setze mir nicht, Du Grobian, den Krug so derb vor die Nase!“ Das sind Chöre, die wohl Jeder kennt, und nach ihnen ist zu ermessen, was der hier gezogene Vergleich zu bedeuten hat. Knapp und drall schmiegen sich Dichtung und Musik aneinander, die Solo- und Chorstimmen contrastiren ganz vortrefflich; obendrein ist Alles ohne Schwierigkeiten zu singen. Kurz und gut, wir haben hier ein Männerchorstück, dessen Erfolg selbst bei nur mittelmäßig gutem Gelingen gesichert ist. Man lasse es sich nicht entgehen, jeder Männerchor gehört so ohnehin zu „des Weines Hofstaat.“
Für das Zeitungslesende Publikum. Es ist von vielen Seiten der Wunsch ausgesprochen worden, die in letzter Nummer der Gartenlaube abgedruckte „Uebersichtskarte des Kriegsschauplatzes“ apart zu besitzen, um sie beim Zeitungslesen bei der Hand zu haben. Die Verlagshandlung ist diesem Wunsche durch Einzelabdrücke der Platte nachgekommen, die durch alle Buchhandlungen für 21/2 Ngr. zu beziehen sind. Zeitungsredaktionen, welche die Karte ihrem Blatte beizugeben gesonnen sind, stehen Auflagen von hundert und tausend Exemplaren zu billigen Preisen zu Diensten.
In Folge des Aufsatzes in Nr. 41 der Gartenlaube „Die Deutschen in Australien“ gingen in jüngster Zeit dem Verfasser desselben aus verschiedenen Gegenden Deutschlands Briefe zu, worin er über einzelne Projecte in Gewerben, Handelsartikeln u. s. w. für Australien, ein spezielles Urtheil zu geben gebeten wurde.
Wenn derselbe nun auf die ersten eingegangenen Briefe willig und gern eine Antwort ertheilte, so sieht er sich jedoch durch die anderweitig ihm zugesandten Anfragen bei seiner ohnedies beschränkten Zeit genöthigt, die Herren Einsender der Briefe in Bezug auf eine allgemeine Beantwortung ihrer Fragen auf die im vorigen Monate im Magazin für Literatur in Leipzig erschienene Brochure: „Australien bis zum Jahre 1854. Eine Schilderung der dortigen Zustände. Nach eigener Anschauung beschrieben von F. Neudörfer“ zu verweisen.
verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 616. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_616.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2023)