verschiedene: Die Gartenlaube (1854) | |
|
Aussagen von Nicht-Muhamedanern, die Stiftung der protestantischen Kirche in Jerusalem und (während dieses Jahres) die Anerkennung vollständiger Glaubens- und politischer Gleichheit aller Volksklassen in der Türkei.
In wissenschaftlicher Beziehung wird er wegen der Unterstützung, die er dem englischen Gesandtschaftssecretair Layard für Untersuchung der (von einem Deutschen, der blos Schulze hieß, und verhungerte) entdeckten Hauptstadt Altassyriens, Niniveh, aus seinen Privatmitteln gewährte, und wegen der durch seine Bemühungen dem britischen Museum vermachten berühmten Budrum-Reliquien (Ueberbleibsel des Mausoleums, welches Artimisia, Königin von Carien, ihrem verstorbenen Gatten Mausolus setzen ließ), überhaupt als ein hoher englischer Gentleman gepriesen. Die Diplomatie aber hat es nicht mit dem Begriffe eines Gentleman, sondern mit stets sehr und jetzt besonders verzwickten Staats-Interessen zu thun, als deren Beamter Viscount Strafford de Redcliffe nie unabhängig handeln und werden kann.
Im Ganzen stehen große Namen an der Spitze der englischen Freundschaft für die Türkei, aber noch keine „großen Männer.“
Neben diesen stolz klingenden Namen, die wir eben als gute Freunde der Türkei bezeichneten, fehlt es den Türken auch sonst nicht an Freunden, und wenn auch viele derselben ihre Sympathien nicht anders bethätigen, als durch fromme Wünsche für das angegriffene Volk, so hat sich auch eine andere nicht geringe Zahl zu thatkräftigem Handeln auf dem Schauplatze des Kampfes selbst eingefunden. Seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten an der Donau, namentlich aber seit Mitte Oktober v. J., wo sich die türkischen Truppen auf dem linken Donauufer bei Kalefat festsetzten, ist die Schaar jener fremden Zugvögel immer mehr angewachsen. Das befestigte Lager bei Kalefat wird von ihnen am Meisten besucht, und viele haben in den mit Kalefat durch eine Schiffsbrücke verbundenen Widdin ihren bleibenden Sitz aufgeschlagen; ein Theil auch hat in der türkischen Armee Verwendung gefunden.
Ein türkisches Lager wie das in Kalefat, wo zu dem regulären türkischen und ägyptischen Militär, der Redif (Landsturm) und die asiatischen Irregulären, von denen wir in der vorhergehenden Nummer eine Abbildung gaben, kommen, bietet schon an und für sich einen pittoresken Anblick dar. Keinen Abbruch erleidet derselbe durch die Anwesenheit von Offizieren fast aller europäischen Nationen, die eine zum Theil abenteuerliche, aber eben deshalb um so glänzendere Soldateska bilden. Bei einer großen Parade in Kalefat sieht man sich von einer Unzahl der schimmerndsten und phantastischsten[WS 1] Uniformen umwimmelt, und der Commandant des Lagers, Achmed Pascha, empfängt fast jeden Tag Repräsentanten fremder Armeen, wobei es übrigens ohne alles Ceremoniell hergeht (s. d. Bild). Gewöhnlich geschieht dies am Schlusse der täglichen Exercitien und Manövres, ohne daß die Vorgestellten so wenig wie Achmed Pascha sich dann in Galauniform befinden, weshalb indeß der Empfang ein nicht minder herzlicher ist.
Von den in Kalefat anwesenden fremden Offizieren ist ein Theil mit Zustimmung ihrer respectiven Regierungen da, der bei weitem größere Theil gehört jedoch jener durch die politischen Ereignisse der jüngstvergangenen Jahre heimathlos gewordenen Menge an, die überall und nirgends zu Hause ist. Polen, Ungarn, Franzosen, Engländer, Schweden, Deutsche, Spanier, Amerikaner, Schweizer, Italiener, Kosacken, Moldauer, Walachen u. s. w. sind hinter den Wällen von Kalefat vertreten, und der Occident und Orient feiert gegenwärtig dort ein förmlichen Vermählungsfest. Neben den militärischen Gästen der Türken, hat sich auch eine Anzahl Journalisten, Mitarbeiter der bedeutendern englischen, französischen und deutschen Zeitungen eingefunden, doch sind auch sie meist ehemalige Militärs, oder wenn nicht, haben sie sich wenigstens einen Säbel umgeschnallt, und so bekommt man in Kalefat nicht leicht einen waffenlosen Mann zu sehen.
Die zahlreichen Kämpfe unter den Wällen von Kalefat liefern den dort anwesenden Kämpen fast aller Nationen hinlängliche Gelegenheit, ihre Kriegslust zu befriedigen, an den Tagen der Ruhe fehlt es dagegen auch nicht an ergötzlichen Scenen, wie sie jedes Lagerleben bietet. Vielleicht werden wir später aus diesen und jenen den Lesern der „Gartenlaube“ weitere Schilderungen bringen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: phantatistschen
verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_165.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2017)