verschiedene: Die Gartenlaube (1854) | |
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No. 12. | 1854. |
Wöchentlich 1 bis 1 1/2 Bogen. Durch alle Buchhandlungen und Postämter vierteljährlich für 10 Ngr. zu beziehen.
An unsere Freunde!
Trotz des seit Neujahr vergrößerten Formats unsrer Gartenlaube, wodurch wir hofften hinreichenden Raum für den mehr und mehr sich anhäufenden interessanten Stoff zu gewinnen, ist gleichwohl von unsern Lesern vielfach der Wunsch ausgesprochen worden, daß anstatt des versprochenen Einen Bogens künftighin ein für alle Mal anderthalb Bogen geliefert werden möchte. Bei der brillanten Ausstattung und den kostbaren Original-Illustrationen ist dies aber für den Preis von vierteljährlich 10 Neugroschen (wovon dem Verleger nur Sieben Neugroschen zukamen) nicht mehr möglich; wir erhöhen deshalb vom 1. April ab den Quartalpreis um 21/2 Ngr., also auf
und können uns wohl im Voraus der Billigung dieser Maßregel von allen unsern Freunden versichert halten. Die Gartenlaube ist nicht nur eins der schönst ausgestatteten und reichhaltigsten Blätter Deutschlands, sondern trotz dieser Erhöhung, wodurch sich der Preis der Nummer erst etwas über 9 Pfennige stellt, noch immer das billigste.
Leipzig, Mitte März 1854.
Diejenigen verehrten Abonnenten der Gartenlaube, welche die Zeitschrift semesterweise beziehen, haben mithin auf das zweite Quartal noch 21/2 Ngr. oder 8 Xr. C.-M. nachzuzahlen.
Manuela.
Eine Stunde von der fast unpassirbaren sogenannten großen Straße von Vera Cruz nach Acanosika, am Anfange des Gebirges und zwei Büchsenschüsse weit von einem elenden Haufen von Hütten gelegen, die den Titel Ciudad, Stadt, führen und Santa Fé oder Assençion genannt werden, lag die Casa vieja Tegija, das alte Herrenhaus der Familie Tegija.
Die Nachmittagsruhzeit, die Siesta ist vorüber – die Abkömmlinge der Spanier, welche unten im Herrenhause ihr Quartier haben, haben sich erhoben und laufen mit Wasserkesseln und Cacaomühlen umher und theilen Prügel an die Negerkinder aus, die ihnen den Weg versperren. Ein betreßter, schöner brauner Bursche geht nach einem mit Blau und Gold gezierten zweirädrigen Wagen und streckt gähnend die Hand aus, um seine nasse Bürste in Bewegung zu setzen. Schafe und aalglatte Milchkühe spazieren gemüthlich auf dem Rasen des Hofes und am Eingange wälzen sich mehrere Pferde auf dicken Lagern von Reisstroh, um in den kleinen Wald zu galoppiren, der rings das Gut umschließt. Gelbe Pinien und blühende Magnolienbäume blicken hoch über die Negerschoppen und das Herrenhaus auf den weiten Hof. Und in der Luft schwimmen und zucken die Sonnenstrahlen gleich goldenen Nadeln und Schwärme von geflügelten Insekten brummen eintönige Weisen zu dem Geschnatter der arbeitenden Diener.
Wir betreten das große, halbdunkle Speise- und Gesellschaftszimmer der Casa im ersten Stock, betrachten eine Reihe sehr mittelmäßiger, bunter Gemälde an den vermalten Wänden, eine große Tafel, weiß behangen, ein Damenbillard, einen englischen Flügel und eine sehr poetisch geformte Laute und sehen, da die innere Wand des Saales aus Glasscheiben gebildet wird, daß sich die Herrschaft jenseit derselben in der Verandah befindet. Die Verandah ist ein langes Gemach mit einer Reihe von Pfeilern statt der äußern Mauer und gleicht einer großen Theaterloge. Die Fenster zwischen den Pfeilern sind durch Moskitenfenster von Gaze ersetzt. Man sieht die Gegend wie in einem duftigen Morgennebel liegend; das kleine Gehölz mit dem breiten, gewundenen Bach, die langen Wiesenstrecken mit Heerden in der Ferne; die Atlintabäume, welche die unter denselben stehenden Cacaostämmchen
verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_127.jpg&oldid=- (Version vom 21.4.2020)