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Seite:Die Gartenlaube (1854) 096.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854)

ihren Haupttheilen aus der Dampfmaschine und dem Grab- und Eggapparat. Die Dampfmaschine ist nach Art der Locomotiven eingerichtet, und besteht aus einem Kessel mit 16 Heizröhren, einer Feuerbüchse und Rauchbüchse, zwei Dampfcylindern, deren Kolben auf eine doppeltgekrümmte Welle bewegend wirken und den nöthigen Steuerungs-, Speise- und Sicherheitsvorrichtungen. Wir übergehen diese Theile als allgemein bekannt schnell und kommen zu der eigentlichen Grabemaschine. Die verschiedenen Functionen der Theile der Grabemaschine lassen sich nach den periodisch erfolgenden Bewegungen derselben eintheilen. Der Hauptbestandtheil ist ein breiter quer unter der ganzen Maschine hingehender Spaten von 5 Fuß Breite, so daß also jeder Einstich dieser Breite entspricht. Dieser Spaten macht nun mittelst der Maschine die nöthigen Bewegungen folgendermaßen. Im ersten Moment fällt er senkrecht herab bis auf die Oberfläche der Erde, wird dann in dieselbe eingedrückt, worauf er eine drehende Bewegung in senkrechter Richtung erhält, durch welche die vor ihm stehende Erde abgebrochen und aufgehoben wird. In demselben Augenblicke fast rückt die Maschine ein Stück von circa 4 Zoll rückwärts und die abgespatete Erde fällt so in den vom vorigen Stich gemachten Einschnitt, daß das, was oben war, zu unterst zu liegen kommt. Dabei wird durch die Heftigkeit des Abwerfens die Erde zerbröckelt und für die nachfolgende Egge bleibt nur ein leichtes Ueberharken, wodurch das gegrabene Land wie ein Gartenbeet hinter der Maschine liegen bleibt. Die Maschine findet nun durch das vierzollige Vorrücken bei dem nächsten wiederholten Herabfallen des Spatens ein neues Stück loszustechendes Land und so wiederholt sich diese Arbeit in der Minute circa 20–30 Mal. Diese sämmtlichen Bewegungen werden durch eine rundgehende Welle vermittelt, welche wiederum durch ein Radvorgelege von der gekrümmten Welle der Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wird. Auf derselben sitzen nämlich eine Anzahl Daumen von verschiedener Größe und Form, welche je nach der nothwendigen Aufeinanderfolge der Bewegungen in entsprechenden Winkeln gegeneinanderstehen. Der Spaten befindet sich vertikal drehbar an dem Ende zweier ebenfalls in diesem Sinne drehbarer Balken, die sogenannten Ackerbalken, welche einestheils den Spaten heben und senken, anderntheils ihm als Dreh- und Stützpunkte dienen. Ein noch weiter gehender Mechanismus ist der, durch den die Maschine nach jedem gethanen Abstich um ein Stück fortgeschoben wird und somit dem Spaten eine neue Erdschicht zum Abstechen darbietet. Die Maschine, deren specielle Beschreibung für den Raum und den Zweck dieses Blattes zu weitläufig sein würde, ist im Ganzen überraschend einfach und nur der erste Anblick kann dem Laien in der Maschinenbaukunst den Eindruck größerer Zusammengesetztheit machen, woran einen Theil der Schuld tragen mag, daß die an sich so einfachen Bewegungstheile der Maschine zum größten Theile doppelt an derselben sind. Zum Gebrauche nun muß die Maschine von zwei Pferden auf das Feld gezogen, das nöthige Wasser und die Kohlen mitgeführt werden, dann arbeitet sie ganz selbstthätig voran und macht am Ende des Feldes angekommen immer fortarbeitend mittelst einer Verstellung der hinteren Räder einen Bogen und kehrt so um, um da Feld abwärts weiter zu arbeiten.

Daß eine solche Maschine nicht gleich nach dem ersten Versuche das leistete, was sie zu leisten bestimmt war, ist einleuchtend genug, allein es ist eben so überraschend das zu sehen, was sie nun leisten kann und es ist der Erfinder durch die mehrfachen in der Zeit der Ausführung gemachten Erfahrungen in den Stand gesetzt für eine anderweite Ausführung der Maschine bedeutende Vortheile in der Sicherheit der Bewegungen und in dem Effecte zu bewirken, deren Erreichung mit der gegenwärtigen Form derselben sich nicht ermöglichen ließ.

Für die Zukunft dürfte die Maschine auch noch weitere folgereiche Anwendungen finden, da sie ganz geeignet ist bei Kanal-, Eisenbahn- und anderen Bauten zum Ausgraben des Erdreiches zu dienen und es hat Herr Joseph Bauer bereits eine derartige Maschine entworfen, welche auch das Aufladen der aufgelockerten Erde übernimmt.

Am 23. November v. J. wurde das in Leipzig ausgeführte Werk in Selowitz in Mähren von dem ungarischen ökonomischen Vereine unter Zuziehung sachverständiger Ingenieure geprüft und erhielt dabei nach Ansicht der anwesenden Abgeordneten das Zeugniß, daß das Princip derselben richtig und gelöst sei; es ergab eine berechnete Kostensumme für die Bearbeitung eines Ackers Feld gegen die in dortiger Gegend sehr billige Pflugbestellung eines gleichen Flächenraumes nicht ganz das Doppelte. Dabei ist indessen herauszuheben, daß dies für einmalige Grabung und einmalige Umpflügung gerechnet wurde und das bestellte Feld fertig ist mit einem Bearbeiten der Maschine, während der Pflug drei- bis fünfmal über das Feld gehen muß, um eine ebenso vollständige Arbeit zu liefern.

Stellen sich schon bei diesem ersten derartigen Versuche solche Vortheile heraus, so werden die Resultate künftiger verbesserter Maschinen noch günstiger sein, und es ist sehr zu hoffen, daß die sinnreiche Erfindung von großer Bedeutung für den Feldbau werden wird.

Wer Gelegenheit gefunden hat die Einrichtung in ihren Einzelheiten entweder an der Maschine selbst oder aus den Zeichnungen zu ersehen, wird uns gern eingestehen, daß die Lösung der gestellten Aufgabe auf eine so geistreiche und einfache Weise dem Erfinder gelungen ist, wie es wohl selten in ähnlichen Fällen möglich geworden, und wir müssen nur bedauern, daß Herr J. Bauer nicht ganz dem Wirkungskreise angehört, für den er ein so großes Talent entwickelt hat.




Gesundheits-Regeln.

Leben und Tod; Gesundheit und Krankheit.

Stoffwechsel heißt der Proceß, von welchem im menschlichen Körper Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit abhängt. Denn so lange als der Stoffwechsel im Gange ist, haben wir das Leben, mit seinem Aufhören tritt der Tod ein; beim richtigen Vonstattengehen des Stoffwechsels erfreuen wir uns der Gesundheit, Unordnungen in demselben bedingen Krankheiten, und kommt der Stoffwechsel dabei nicht wieder in die gehörige Ordnung, so bleiben in Folge der Krankheit zeitlebens sogen. organische Fehler zurück. – Der Stoffwechsel (s. Gartenlaube Jahrg. I. Nr. 39) besteht nun aber darin, daß jeder, auch der kleinste Theil des menschlichen Körpers fortwährend neue Substanz ansetzt, während die alte theilweise abstirbt und entfernt wird, so daß der Körper nach einiger Zeit, obschon er äußerlich noch ganz derselbe zu sein scheint, doch in seinen Bestandtheilen ein ganz anderer, aus jüngeren Stoffen gebildeter ist. – Dieses fortwährende Neuerzeugtwerden, Altern und Absterben (Mausern) der Körperbestandtheile kommt natürlich nur unter bestimmten Bedingungen (sogen. Lebensbedingungen) und mit Hülfe der sogen. vegetativen Processe zu Stande. Zu den ersteren gehören: Luft, Wasser, Nahrung und Wärme; zu den letzteren: der Verdauungs- Blutbildungs-, Circulations-, Athmungs- und Blutreinigungs-Proceß. Unterstützt wird ferner der Stoffwechsel durch erregende Einflüsse von außen (Lebensreize), durch Ruhe und Bewegung. Doch verfolgen wir die beim Stoffwechsel wichtigen Momente und Bedingungen in ihren Einzelnheiten.

Jedes Theilchen des menschlichen Körpers muß von passender Ernährungsflüssigkeit durchtränkt sein, wenn der Stoffwechsel in demselben richtig vor sich gehen soll, denn aus dieser nimmt sich jedes Theilchen das Material zu seiner Neubildung. Passend ist die Ernährungsflüssigkeit aber nur dann, wenn sie diejenigen Stoffe enthält, aus welchen der zu ernährende Theil gebildet ist. In den Knochen würde z. B. der Stoffwechsel nicht der richtige sein können, wenn die Ernährungsflüssigkeit derselben keine Kalksalze, welche in der Knochensubstanz in großer Menge vorhanden sind, enthielte; die Knochen würden dann krank und zwar nicht hart genug werden, gerade wie die Schale von Hühnereiern, wenn die Hühner ein kalkloses Futter

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verschiedene: Die Gartenlaube (1854). Ernst Keil, Leipzig 1854, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1854)_096.jpg&oldid=- (Version vom 20.4.2020)