Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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ich legt mich nieder und schlief;
da träumte mir ein Träumelein,
als schneit es über mich.
da war es aber nicht,
da warns die rothen Röselein,
die blühten über mich.
zu einem Ehrenkranz;
ich nahms der Liebsten mitte
zu einem Ehrentanz.
da war das Geigen aus,
da soll ich mr nun mein Schatz heimführn
und hab kein eigen Haus.
von Rosn und Rosmarin,
und will mirs wol bestecken
mit rothen Röselin.
beschert mir Gott was nein,
daß ich zu Jahr kann sprechen.
das Häuslein das ist mein!
J. E. Biester, „Neue Berlinische Monatschrift. 8. B. 1802. Berlin u. Stettin.“ S. 280. (Hier aus der schlesischen Mundart ins Hochdeutsche übertragen.) – Vgl. auch Meinert’s Volksl. S. 93. (Str. 7 erinnert an ein Lied bei Uhland. II, 750.) u. Hoffmanns v. F. „Schles. Volkslieder.“ S. 166.)
3. Mitte, mhd. mite, mitte, mit. – 6. Zu Jahr, mhd. ze jâre, übers Jahr.
da steht ein hohes Haus,
da fliegen alle Morgen
zwei Turteltäublein raus.
thät fliegen aus und ein,
thät fliegen alle Morgen
zu meinem Schatz hinein!
ein Stock von grünem Klee;
mit Buchsbaum wollt ichs decken
und rothen Nägelein.
beschert mir Gott was nein:
mein Schätzelein von achtzehn Jahr
das soll mein Täublein sein.
Wunderhorn III. Anhang. S. 93; in neuster Aufl. III, 451. Hier nach der Originalhandschrift wiederhergestellt.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_346.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)