Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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mein, ich sei nun aus der Gfahr,
zieht der Koch mich listig raus,
richtet mich nach seinem Brauch.
spickt den Buckel brav mit Speck,
steckt den Spieß von hinten ein –
ich möcht ja so grob nicht sein!
glühend Kohlen legt man zu,
gießt das Fett wol oben ab,
daß ich gnug zu schwitzen hab.
trägt man mich zur Tafel hin,
schneidt der Erst herab sein Theil,
reißt der Ander mich entzwei.
friß, daß dir das Herz abstößt!
Beiner wirft man hintr die Thür
oder gar den Hunden für.
eilt mit mir ins kühle Grab.
Fragt auch Niemand, wie es geht,
weil kein Hahn mehr um mich kräht.
6. mar, marb, mürb, weich.
wie wird mir so manchmal nachgestellt!
man halt auf mich so manchen Hund,
bis man mich Häslein fangen konnt.
so sitzt der Vogel frisch auf dem Nest;
dann geh ich naus ins grüne Feld,
such mein Geweid wos mir gefällt.
dann zieht der Jäger frisch auf die Jagd:
„Sa sa, ihr Hund! in vollem Lauf
sucht mir geschwind einen Hasen auf!“
so spricht er gleich: „Sei willkomm hier!
willkomm, du liebes Häselein!“
Piff puff, tiff taff! gehts auf mich drein.
da kommt das Blut herausgeloffen!
Nun gewürzt, zerrissen und entweidt
und eingeschnitten in mein rauhes Kleid!
so werd ich zugericht zum Schmaus;
mein Stücker werden gespickt mit Speck,
die Halbscheid man an Bratspieß steckt.
und wird aufs beste zugericht;
dann werd ich gemacht so künstlich gut,
daß man die Finger darnach lecken thut.
So schwenket alle Gläser frisch,
schenkt ein, schenkt ein den kühlen Wein!
Bin ich nicht ein delikates Häselein?
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_196.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)