Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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sie hört die Red mit Freud:
„Gut Nacht, ihr Schwestern alle!
den Habit laß ich fallen,
mit dem Ritter zieh ich fort.“ –
und auch zugleich gemacht?
Es hats erdacht eine Nonne,
die erst ins Kloster ist kommen
vor einem Vierteljahr.
1, 3. Riechel, ein Blumenstrauß, woran man riecht. – 5. Kaum wars ein Vierteljahr, daß sie im Kloster war, verlachte sie den Orden; denn sie war reich geworden, den Ritter liebte sie. – 6, 1. Der Ritter der wurds gewahr, daß sie im Kloster war. – 7, 3. Die Aeltste kam gegangen; sie thut ihn schön empfangen, sie fragt ihn, was er wollt. – 8. Er fragt gleich nach der Neuen, die erst gekommen rein. „Ihr Haar sind abgeschoren, ihr Gelübd hat sie geschworen, den Habit trägt sie schon.“
und schaut ins tiefe Thal;
was sah er in der Ferne?
eine wunderschöne Dam.
‚‚‚Schön Dank, du junger Matros!‘‘‘
Er bot dem Mädchen zu trinken,
zu trinken aus seinem Glas.
und brachs in der Mitt entzwei:
‚‚‚Sieh hier, sieh da, du junger Matros,
hier hast du meine Treu!‘‘‘
was soll ich denn damit thun?
Du bist nur ein arme Dienstmagd
und ich bin ein junger Matros.“
das wissen der Leute noch mehr:
Matrose, so du mich nicht haben willst,
hat Gott mir ein Andern beschert!‘‘‘
ihr Vater und Mutter warn todt:
da war sie das reichste Mädchen
in sieben Dörfern groß.
gieng er zum Bootsmann hin:
„Ach Bootsmann, ich muß reisen
nach meim Feinsliebchen hin!“
vor ein schöns grünes Haus:
„Feinsliebchen, bist du darinnen,
so schau doch einmal heraus!“
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_061.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)