Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
|
ein goldnes Ringelein:
„Sieh da, du Hübsch und Feine,
das soll dein Denkmal sein!“
bin gar ein junges Blut,
dazu ein armes Mädchen,
hab weder Geld noch Gut.‘‘‘
hast weder Geld noch Gut:
so gedenk an unsre Liebe,
die zwischen uns beiden ruht!“
ich gedenk an keinen Mann;
ins Kloster will ich ziehen,
will werden eine Nonn.‘‘‘
willst werden eine Nonn:
ei so will ich die Welt ausreiten,
bis daß ich zu dir komm.“ –
dem Grafen träumts gar schwer,
wie daß sein herzallerliebster Schatz
ins Kloster gangen wär.
„Sattle mir und dir zwei Pferd!
wir wollen allbeide reiten,
der Weg ist Reitens werth.“
ganz leise klopft er an:
„Wo ist die jüngste Nonne,
die letzt ist kommen an?“
es kommt auch keine raus!““ –
„Ei so will ich das Kloster anzünden,
das schöne Nonnenhaus!“
schneeweiß war sie gekleidt;
ihr Haar war abgeschnitten,
zur Nonn war sie bereit.
willkommen im fremden Land:
‚‚‚Wer hat euch heißen kommen,
wer hat euch hergesandt?‘‘‘
die Red ihn sehr verdroß,
daß ihm die heißen Thränen
von seinen Wangen floß.
aus ihrem Becherlein:
in zwei, drei Viertelstunden
brach ihm sein Herz entzwei.
grub sie ein Gräbelein,
mit ihren zarten Händen
legt sie ihn selber nein.
sang sie den Grabgesang,
mit ihrer hellen Stimme
schlug sie den Glockenklang.
1, 1. Ich stand auf hohen Bergen. – 2. Der jüngste von den Grafen, der in dem Schifflein war (was), bot (bracht) mir einmal etc. – 3, 3. Nimm hin, du Hübsche, du Feine, dies soll mein (zum) Denkmal sein! – 4. Was soll ich mit dem Ringlein thun (machn)? ich bin ein junges Blut. – 6. Ich gedenk an keine Liebe, denk auch an keinen Mann, ich gedenk an Gott den Vater, der mir nur helfen
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_055.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)