Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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Mäßig. | Mehrfach mündlich, aus der Gegend von Breslau, Liegnitz u. Hainau. |
mit seinen Hochzeitleuten,
|: zu holen seine liebe Braut,
die ihm zur Eh ward angetraut. :|
das Schwert ihm aus der Scheide glitt;
es fiel der Jungfer Braut auf ihren Schooß,
das rothe Blut auf der Erde rum floß.
ein Tuch schneeweiß gewaschen,
er zog heraus ein seidne Schnur,
verband die Jungfer Braut ganz leise nur.
daß sie sollten sachte reiten:
„sist heute sehr ein heißer Tag,
daß die Jungfer Braut nicht scharf reisen mag.“
die Mutter ihm entgegensprang:
‚‚‚Willkommen, willkommen, mein Söhnelein!
was bringst für ein bleiches Schnürchelein?‘‘‘
ist Alles Gottes Wille;
gestern war sie wie eine Rose roth,
heut ist sie wie eine Leiche todt.“
sie trugen ihr auf gut Fische,
dazu ein Glas mit rothem Wein,
die Jungfer Braut wollt nicht lustig sein.
sie begehrt nach ihrem Schlafbette.
‚‚‚Hab ich das all mein Tage gehört,
daß sich eine Braut zu Bette begehrt!‘‘‘ –
mit vier und zwanzig Kerzen,
mit vier und vierzig Saitenspiel;
die Braut die gieng ganz traurig hin.
der Bräutgam aus dem Schlaf erwacht;
er nahm die Braut in seinen Arm,
sie war schon kalt und nicht mehr warm.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_040.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)