so ist es heut ein ganzes Jahr,
daß man ihm ein schöne Jungfrau gab.
ich komm erst von ihm geritten,
so ist es heut der dritte Tag,
daß ich eur schöns Lieb gesehen hab.“
Der liebe Gott thu ihn behüten!
und kann er mir nicht werden zu Theil,
so wünsch ich ihm viel Glück und Heil.
der Liebste auf dieser Erden,
so will ich mir brechen meinen Muth,
gleichwie das Turteltäublein thut.
und trinkt das Wasser so trübe,
es setzt sich auf ein dürren Ast,
da irret weder Laub noch Gras.‘‘‘
erst kennet ihn die Jungfrau gut.
‚‚‚Bis Gott willkomm, du schönes mein Lieb!
wie lang läßt mich in Trauren allhie?‘‘‘
ob du mir wolltest fluchen;
und hättest mir ein Fluch gethan,
so wär ich wieder geritten darvon.
da erfreut sich mein Gemüthe;
du machest mein Herz der Freuden so voll,
daß ich dich jetzund haben soll.“ –
Das hat gethan ein Reutersmann;
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)