machen, und die Glöckel klungen, bis er ausgemerkt
hatte, hernach hörte er sie nicht mehr. Da sprach er:
„lieber Gott, wie soll ichs verbringen? ich bin arm
und habe kein Gut, da ich solchen Bau mit verbringen
möge.“ Da sprach wiederum die Stimme: „so geh
zu frommen Leuten, die geben dir wohl alsoviel, daß
du es verbringst. Und wann es beschiehet, daß man
es weihen soll, da wird es stillstehen 36 Jahr, darnach
wird es fürgäng und werden große Zeichen da geschehen
zu ewigen Zeiten.“ Und da er die Capelle anfangen
wollte zu machen, ging er zu seinem Beichtvater und
thät ihm das kund. Da schuf er ihn vor den Bischof
Ulrich gen Brixen, da ging er zu fünfmalen gen Brixen,
daß ihm der Bischof den Bau und die Capelle zu machen
erlaubte. Das thät der Bischof und ist beschehen
am Erchtag (Dienstag) vor S. Pancratius im Jahr 1409.
Ochsen zeigen die heilige Stätte.
Bei Matten, einem Dorfe unweit der Mündung des Fermelthals in der Schweiz, liegt ein gewaltiges zerstörtes steinernes Gebäude, davon geht folgende Sage: Vor alten Zeiten wollte die Gemeinde dem heiligen Stephan eine Kirche bauen und man ersah den Platz aus, wo das Mauerwerk steht. Aber jede Nacht wurde zum Schrecken aller wiederum zerstört, was den Tag über die fleißigen Thal-Leute aufgeführt hatten.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_485.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)