von einander sprang, schwang sich selbst hinten auf und
in einem Flug gings auf und davon. Die kluge Jungfrau
hatte ihre Kleinode mitgenommen, dazu ihres Vaters
goldne Krone aufs Haupt gesetzt. Während sie
nun auf Gerathewohl forteilten, fiels dem Riesen ein,
in dieser Nacht auszureiten. Der Mond schien hell und
er stand auf, sein Roß zu satteln. Erstaunt sah er
den Stall leer, es gab Lärm im ganzen Schlosse und
als man die Königstochter aufwecken wollte, war sie
auch verschwunden. Ohne sich lange zu besinnen, bestieg
der Bräutigam das erste beste Pferd und jagte
über Stock und Block. Ein großer Spürhund witterte
den Weg, den die Verliebten genommen hatten; nahe
am Harzwalde kam der Riese hinter sie. Da hatte
aber auch die Jungfrau den Verfolger erblickt, wandte
den Rappen flugs und sprengte waldein, bis der Abgrund,
in welchem die Bode fließt, ihren Weg durchschneidet.
Der Rappe stutzt einen Augeyblick und die
Liebenden sind in großer Gefahr. Sie blickt hinterwärts
und in strengem Gallop nahet der Riese, da
stößt sie muthig dem Rappen in die Rippen. Mit
einem gewaltigen Sprung, der den Eindruck eines Hinterhufes
im Felsen läßt, setzt er über und die Liebenden
sind gerettet. Denn die Mähre des nacheilenden
Riesen springt seiner Schwere wegen zu kurz und beide
mit gräßlichem Geprassel fallen in den Abgrund.
Auf dem jenseitigen Rand stehet die Königstochter und
tanzt vor Freuden. Davon heißt die Stätte noch jetzt
Tanzplatz. Doch hat sie im Taumel des Sprungs
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_452.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)