Öffnungen, die der gemeine Mann Zwerglöcher
nennt, wo die Zwerge vor Alters, vermittelst einer Leiter,
ein- und ausgestiegen seyn sollen. Diese Zwerge
erzeigten den Einwohnern zu Elbingerode alle Güte.
Fiel eine Hochzeit in der Stadt vor, so gingen die
Eltern oder Anverwandten der Verlobten nach solchen
Höhlen und verlangten von den Zwergen messingne
und kupferne Kessel, eherne Töpfe, zinnerne Schüssel
und Teller und ander nöthiges Küchengeschirr mehr.
Darauf traten sie ein wenig abwärts, und gleich hernach
stellten die Zwerge die gefoderten Sachen vor den
Eingang der Höhle hin. Die Leute nahmen sie sodann
weg und mit nach Haus; wann aber die Hochzeit
vorbei war, brachten sie alles wieder zur selben Stelle,
setzten zur Dankbarkeit etwas Speise dabei.
Der Zwerg und die Wunderblume.
Otmar S. 145-150. |
Ein junger, armer Schäfer aus Sittendorf an der
südlichen Seite des Harzes in der goldnen Aue gelegen,
trieb einst am Fuß des Kyffhäusers und stieg immer
trauriger den Berg hinan. Auf der Höhe fand
er eine wunderschöne Blume, dergleichen er noch nie
gesehen, pflückte und steckte sie an den Hut, seiner
Braut ein Geschenk damit zu machen. Wie er so weiter
ging, fand er oben auf der alten Burg ein Gewölbe
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_427.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)