Der Kaiser aber antwortete: „folge mir nach, den
Schafen soll kein Schaden geschehen.“ Der Hirt folgte
ihm und der Kaiser Friedrich nahm ihn bei der Hand
und führte ihn nicht weit von den Schafen zu einem
Loch in den Berg hinein. Sie kamen zu einer eisernen
Thür, die alsbald aufging, nun zeigte sich ein schöner,
großer Saal, darin waren viel Herrn und tapfre
Diener, die ihm Ehre erzeigten. Nachfolgends erwiese
sich der Kaiser auch freundlich gegen ihn und fragte,
was er für einen Lohn begehre, daß er ihm gepfiffen?
Der Hirt antwortete: „keinen.“ Da sprach aber der
Kaiser: „geh hin und nimm von meinem güldnen
Handfaß den einen Fuß zum Lohn.“ Das that der
Schäfer, wie ihm befohlen ward, und wollte darauf
von dannen scheiden, da zeigte ihm der Kaiser noch
viel seltsame Waffen, Harnische, Schwerter und Büchsen
und sprach, er sollte den Leuten sagen, daß er mit
diesen Waffen das heilige Grab gewinnen werde. Hierauf
ließ er den Hirt wieder hinaus geleiten, der nahm
den Fuß mit, brachte ihn den andern Tag zu einem
Goldschmied, der ihn für ächtes Gold anerkannte und
ihm abkaufte.
Die drei Telle.
Journal des Luxus und der Moden. Januar 1805. S. 38. |
In der wilden Berggegend der Schweitz um den
Waldstättersee ist nach dem Glauben der Leute und Hirten
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_421.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)