das aushält, bringt sie zur Ruhe und empfängt alle
ihre Schätze. Mancher hat schon die Merkzeichen gefunden
und sich in die Trümmer der alten Burg gewagt,
und viele sind vor Furcht und Greuel umgekommen.
Einmal hatte ein kühner Bursch schon den
Mund der Schlange berührt und wollte auf die andre
Erscheinung warten, da ergriff ihn Entsetzen und er
rannte bergab; zornig und raschelnd verfolgte sie ihn
als Kröte bis auf den Krötenstuhl. Sie bleibt übrigens
die Länge der Zeit hindurch wie sie war und altert
nimmer. Als Schlange ist sie am gräßlichsten und
nach dem Spruch des Volks „groß wie ein Wieschbaum
(Heubaum), als Krott groß wie ein Bachofen und da spaucht sie Feuer.“
Die Wiesenjungfrau.
Mündlich, aus Hessen. |
Ein Bube von Auerbach an der Bergstraße hütete seines Vaters Kühe auf der schmalen Thalwiese, von der man das alte Schloß sehen kann. Da schlug ihn auf einmal von hintenher eine weiche Hand sanft an den Backen, daß er sich umdrehte, und siehe, eine wunderschöne Jungfrau stand vor ihm, von Kopf zu den Füßen weiß gekleidet, und wollte eben den Mund aufthun, ihn anzureden. Aber der Bub erschrack, wie vor dem Teufel selbst, und nahm das Reißaus ins
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_341.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)