womit er das bluttriefende Schwert hielt und zeigte
den Einwohnern die Siegesthat, da floß das giftige
Drachenblut auf den Arm und an die bloße Haut und er
mußte alsbald das Leben lassen. Aber das Land war
errettet und ausgesöhnt; noch heutigestags zeigt man
des Thieres Wohnung im Felsen und nennt sie die
Drachenhöhle.
Der Lindwurm am Brunnen.
Mündlich von einem Bauer aus Oberbirbach. |
Zu Frankenstein, einem alten Schlosse anderthalb
Stunden weit von Darmstadt, hausten vor alten Zeiten
drei Brüder zusammen, deren Grabsteine man noch
heutiges Tags in der oberbirbacher Kirche siehet. Der
eine der Brüder hieß Hans und er ist ausgehauen,
wie er auf einem Lindwurm steht. Unten im Dorfe
fließt ein Brunnen, in dem sich sowohl die Leute aus
dem Dorf als aus dem Schloß ihr Wasser holen müssen;
dicht neben den Brunnen hatte sich ein gräßlicher
Lindwurm gelagert, und die Leute konnten nicht anders
Wasser schöpfen, als dadurch, daß sie ihm täglich
ein Schaf oder ein Rindvieh brachten; so lang
der Drache daran fraß, durften die Einwohner zum
Brunnen. Um diesen Unfug aufzuheben, beschloß Ritter
Hans, den Kampf zu wagen; lange stritt er, endlich
gelang es ihm, dem Wurme den Kopf abzuhauen.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_336.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)