diesem und jenem. Da ward auf einmal ein verwunderlich
Geräusch vernommen und siehe, es drückte sich
unter dem Stubenofen plötzlich ein großer Kessel voll
Geldes hervor. Hätte nun gleich einer stillschweigends
ein wenig Brot oder einen Erdschollen darauf geworfen,
dann wäre es gut gewesen; aber nein, der Böse
war dabei und da mußt es wohl verkehrt gehen. Des
Wagners Töchterlein hatte nie so viel Geld beisammen
gesehen und rief laut: „blitz, Vater, was Geld, was
Geld!“ Der Vater kehrte sich nicht ans Schreien,
weil er besser wußte, was hier zu thun wäre. Schnell
nahm er’s Heft vom großen Naben-Bohrer und steckt
es rasch durch den Kesselring. Doch es war vorbei,
der Kessel versank und nur der Ring blieb zurück. Vor
ungefähr zwanzig Jahren wurde der Kesselring noch
gezeigt.
Zu Quedlinburg steht ein Haus, in dessen Grundtiefen sich große Goldschätze befinden sollen. Vor Jahren wohnte ein Kupferschmidt darin, dessen Frau den Lehrjungen verschiedenes Handwerksgeräth in Ordnung bringen hieß, besonders sollte er einen großen Kessel im Hintergebäude rein machen. Als am Abend der Junge mit der Arbeit zu Ende gekommen war und jetzt zum großen Kessel trat, fand er diesen bis oben gefüllt mit glänzenden Goldstücken. Vor Freude erschrocken, griff er einige Stücke heraus, eilte damit zur Meisterin und erzählte ihr, was er gesehen. Sie lief mit hin, aber noch waren beide nicht über die Schwelle der Thüre zum Hintergebäude gekommen,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_328.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)