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Seite:Der Stechlin (Fontane) 338.jpg

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ihre Kunst wiederhergestellten Jugend und Schönheit richten zu wollen, eine Bitte, der der Oberrichter auch sofort nachkam. Was darauf geantwortet wurde, lautete hinsichtlich der Dauer sehr verschieden. Als aber, trotz der Verschiedenheit dieser Angaben, keine der Konkurrentinnen mehr als ein Vierteljahr zu garantieren wagte, wandte sich die Verklagte ruhig an den hohen Gerichtshof und sagte nicht ohne Würde: ‚Meine Herren Richter, meine Mitkünstlerinnen, wie Sie soeben vernommen, helfen auf Zeit; was ich leiste, ist ‚beautifying for ever‘. Alles war von diesem Worte hingerissen, der hohe Gerichtshof mit, und die Herzogin hatte die Riesensumme zu zahlen.“

     „Und wäre dergleichen hierlandes möglich?“ fragte Melusine.

     „Ganz unmöglich,“ entgegnete der für alles Fremde schwärmende Koseleger. „Es kann hier einfach deshalb nicht vorkommen, weil uns der dazu nötige höhere Kulturzustand und die dem entsprechende Anschauung fehlt. In unserm guten Preußen, und nun gar erst in unser Mark, sieht man in einem derartigen Hergange nur das Karrikierte, günstigsten Falls das Groteske, nicht aber jenes Hochmaß gesellschaftlicher Verfeinerung, aus dem allein sich solche Dinge, die man im übrigen um ihres Raffinements willen belächeln oder verurteilen mag, entwickeln können.“

     Die meisten waren einverstanden, allen voraus Dubslav, dem dergleichen immer einleuchtete, während die Domina von „Horreur“ sprach und sichtlich unmutig den Kopf hin und her bewegte. Woldemar erneute natürlich seine Versuche, die der Tante so mißfällige Konversation auf andres überzulenken, bei welcher Gelegenheit er nach dem Berühren verschiedenster Themata zuletzt auch auf den Coventgardenmarkt und den englischen Gemüsebau zu sprechen kam. Das paßte der Domina.

     „Ja, Gemüsebau,“ sagte sie, „das ist eine wunderbare Sache, daran hat man eine wirkliche Freude. Kloster

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_338.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)