belagert mit einem Heer, so merket, daß herbei kommen ist ihre Verwüstung... und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen geführt werden unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllet wird.“ Das scheint doch das Verstreichen einer längeren Zeit bis zur Wiederkunft des HErrn vorauszusetzen. Wir finden so in den Reden des HErrn selber bald die eine, bald die andere Anschauung. Den Jüngern blieb zunächst in Erinnerung, was Er von einer möglichen baldigen Wiederkunft sagte. Das geht aus dem Ev. Matthäi hervor, welches das erste Evangelium ist, das geschrieben wurde. Lukas ist viel später geschrieben; da hat sich bereits eine Wandlung der Anschauung vollzogen. Daß in den Reden des HErrn uns bald die eine, bald die andere Anschauung entgegentritt, dürfte seinen Grund darin haben, daß auch die Zerstörung Jerusalems als herbeigeführt durch eine Art Wiederkunft des HErrn dargestellt wird.
Aus dem Vorstehenden dürfte klar sein, daß die Schrift von einer Entrückung der lebend auf die Zukunft des HErrn Übergebliebenen vor seinem Kommen zum Weltgericht nichts weiß noch wissen will. Und dies hat auch einen Anhalt in den Worten des HErrn selbst, Matth. 13, im Gleichnis von dem Unkraut auf dem Acker; denn da heißt es von der Zeit der Ernte: „Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende dieser Welt gehen: des Menschen Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen, da wird sein Heulen und Zähneklappen. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich“. (V. 40–43.)
Das ist eine ähnliche Ehre wie das Hingerücktwerden in die Wolken zur Begegnung mit dem HErrn. Und wie wir uns das Hingerücktwerden nach 1. Kor. 15 nicht anders denken können als unter Verklärung der Hingerückten, so können wir umgekehrt es uns auch nicht anders denken, als daß die wie die Sonne leuchtenden Gerechten ihrem verklärten HErrn werden zugeführt werden.
Dies ist die Lehre der Heiligen Schrift über die letzten Vorgänge am Ende der Welt, welche im Leben der lebend übergebliebenen Gläubigen stattfinden werden. Es ist nichts verkehrter als irgend eine dieser Stellen aus ihrem Zusammenhänge reißen und eigene Gedanken daran anknüpfen zu wollen. Wir wollen diese einzelne
Martin Deinzer: Die Entrückung. Verlag des Missionshauses, Neuendettelsau 1917, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deinzer_Die_Entr%C3%BCckung_07.png&oldid=- (Version vom 30.6.2016)