Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
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Es hat noch heutigs [tags][1] gegen Falkenstain über ain burgstall ligen, uf aim hochen felsen, genannt der Lenzenberg[2], darauf haben vor vil jaren sonder edelleut gewonet, von deren ainem, zu gedenken, es sei fast der letzsten einer
gewesen des geschlechts, und dann dem inhaber derzeit Falkenstain sagt man noch ain seltzame, wunderbarliche geschicht, so sich daselbst zu Lenzenberg vor vil jaren begeben soll haben. Bemelte zwen vom adel, under denen der ain den Lenzenberg, der ander das[3] schloß Falkenstain
ingehabt, sein gar guet freunt und nachpaurn gewesen, hat auch ieder zu dem andern vil haimwesens und aufreitens gehapt. Außer solchem vilfältigen haimsuchens und beiwonnen ervolgt, das der Lenzenberger dem gueten Falkenstainer das weib hat anfahen bulen, und wie man sagt, auch
die warhait, das die lieb blindt, also hat der Lenzenberger (dergestalt will ich in alhie nennen) die sach mit der frawen so grob und schier unverholen getriben, das sein menigclichen gewaret und der Falkenstainer billich, waver er nit sonst den schnuppen gehapt, gemerkt sollt haben.
Insonderhait ainsmals, als der Falkenstainer nit zu haus, hat der ander die huren bei sich uf Lenzenberg gehapt, indess der edelman ab Falkenstain unversehens auch uf Lenzenberg komen, iedoch nit von Falkenstain, sonder anderswa höre. Er ist so früe am morgen dahin komen, das sein weib noch
in seins gesellen bet gelegen. Under andern reden hat im der edelman ab Lenzenberg anzaigt, wie er die vergangen nacht ein so hüpsche frawen bei sich gehapt, und damit in vertrawlichen in sein schlaffcammer gefiert. Die fraw ist noch gelegen, aber hat gewachet. Als die iren junker und
eheman vorhanden sein vermerkt, hat sie allain das angesicht verdeckt und außer gehaiß ires liebhabers, des Lenzenbergers, hat sie ein handt biß an ellenbogen und ain fueß biß ans knie ußer der deckin gethon und das den eheman wol besehen lassen. Hierauf der edelman ab
Falkenstain gesprochen, waverr ich nit gedechte, mein weib uf Falkenstain sein, ich sagte, es wer mein weib. Also ist es uf dizmal bliben. Er hat bei seinem nachpaurn und corrivali uf Lenzenberg zu imbis gessen, hiezwischen die
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_461.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)