Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
|
inen, hieß Carle, der war der muetter am liebsten, wie es dann gemainlich zugeet, das die jungsten künder nur zuvil Iieb sein. Er aß gern die heutlin von geprattnen gensen, von hennen und caponen, die muesten ime auch ob disch
vor andern zustehn. Das verdroß seinen eltesten brueder, das man ime solche maisterloskaiten sollte nachlassen, insonderhait den eltesten, Philipsen. Der sprach uf ain zeit zu im in beiwesen der muetter: »Ach, brueder, was megen dich die kleinen heutlin nutzen? sie sein dir vil zu wenig
und zu klein; aber ich höre, es seie uns ein fülle in der Liechtenow abgangen, das hat ain zimlichs heutlin verlassen; wiewol es dannost die wölf und die hundt zimlich umher im kat haben umbgezogen, das möchte dich pfnesten.« Carle war übel zufriden, fieng an zu grawen und sein muetter
noch vil mehr, butzet dem eltern son übel auß, das er so unzüchtig und seim brueder ain liebs bissle vergonte. * * [1490] Diser gräfin, ist bei dreißig jaren abgestorben, [ist] ain[1] große untrew in ainer apoteke zu Frankfort widerfaren, gleichwol solchs mer ußer großer heilos- und
liderlichkait, dann anderer gestalt, beschehen. Das hat die mainung gehapt. Sie ist uf ain zeit zu Mespelbronn krank worden, das sich menigclich ires dods versehen. Nun hat es dozumal wenig doctores medicinae in deutschen landen gehapt, gedenk, es seien die mentschen zu selbiger zeit
noch so gesundt gewest und so starker, unverderpter complexion, das es sollicher lateinischer und gelerter brüder nit vil hab bedörft. Es war aber ain alter Jud zu Frankfort der zeit seßhaft, Mosse genannt, der hat sich der arznei angenommen und von wegen der langen erfarnus, auch das
sonst diser herrlichen kunst sich niemands oder doch gar wenig underwunden, in großen ruf bekommen. Zu solchem Juden hat diese grefin geschickt und seins raths gepflegen. Der hat ir nur widerumb geschriben und das anligen und ursach desselbigen ordenlich zu wissen gethon, darneben
die cur, wie ir zu helfen si, vermeldet[2], und hiemit hat er ir auch die arzneien und was ir desshalben zugehert, überschickt. Wie es aber bei weilen bei den medicis mit dem schreiben und dann in den appoteken[3] ungeflissen zugehet und durch die unsorgsamen, ungelerten knecht, auch
gleichwol etwa die maister eben als ungeschickt, vil verabsumpt
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_343.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)