Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
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dann ich ainest in meiner jugendt ain historiam in Frankreich hören sagen, die sich warhaftigclichen in aim schloß zwischen Orleans und Paris begeben. Dasselbig schloß ist auch etlich zeit ungeheure halb unbewonet bliben, derhalben
sich auch etliche kecke gesellen hünder dem wein zusamen verbunden, haben sich in das schloß verfüegt, ein schönen sal eingenomen, den wol verspert, doch zuvor mit liechter, holz und nottürftigen victualien wol versehen. Sie haben inen selbs gekocht und ires erachtens wol gelept. Wie es
nun spat in die nacht worden, haben sie sich zu ruwe gethon, doch ire brinende liechter, auch ain guets feur im camin gehapt, derhalben sie verhofft, sie wurden vom gespenst unangefochten bleiben. Aber ain kleine weil vor der mitternacht ist das gespenst mit aim großen getümmel
für den sal kommen; den hat es gleich [1254] ohne alle verhündernus geöffnet, darab sie alle erwacht. Indess ist ain großer, langer man, in aller form und gestalt wie ain koch, in den sal gangen, er hat ain lang fürtuech angehabt, ein hafen an der gürtel hangen und ain pfannen über die
achsel, in der andern hand ain kochlöffel, und ohne alles gesprech oder ainiche rede ist er den nechsten dem fewr und camin zugangen, die pfann hat er über das fewr gethonn und etwas außer dem hafen an der girtl genomen und in die pfannen[1] gethonn, damit ain sollichs greusenlichs
rösten und bachen gehabt, das es laut brazlet und die funken und gnaist darvon gangen. Was kurzweil und frewd die frischen Federhannsen darvon empfangen, ist leuchtlich zu gedenken, hat sonder zweifel blaich nasen geben müeßen. Wie nun das fricassiern ain guete weil geweret, ist derselbig
koch mit der pfannen zu dem, der im am nechsten uf aim bank gesessen, kommen und mit dem kochleffel hat er ain bachenen frosch (also hat sie bedeucht) ußer der pfannen genomen. Den hat er im mit dem löffel für den mundt gehebt und mit verstendtlicher sprach gesagt: «Iß das!»
Der ander aber hat sich dessen verwideret, sprechendt: «Ich iß es nit, dann es mein speis nit.« Darauf der wider gesagt: «Iß das!» und im darbei getrewet, auch so erschröckenlich gegen im erwisen, das der arm teufl außer großer forcht den mundt ufgethon, darauf im das gespenst
den frosch in mundt geschoben. Der ist aber alsbald wider
- ↑ pfannen] hs. girtel.
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_163.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)