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Seite:De Zeumer V2 290.jpg

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290 Nr. 174. Reichs-Kammergerichts-Ordnung. 1495. § 28—30. [10]

in Crafft der Comission, die Wir als Römischer König hiemit ainem yeden getan haben wöllen, und sol derselb gekorn Comissarius furderlich Rechttag setzen in ain sein Stat ungevarlich, und mit sampt seinen unpartheyschen Räten der sach zu Recht Verhörung, und wie sich in Recht gepüren wirdet, Entschaid thun. Doch sol kainer Parthey die Appellacion für Unser Königliches oder Kaiserliches Camergericht benomen oder abgestelt sein, nach laut des Artickels von den Appellacionen, welche angenomen werden söllen oder nit, hievor begriffen. Und ob der erkorn Comissarius abgieng, ee die sach zu End kam, sol der Cleger auß den andern dreyen fürgeschlagen Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen ainen andern kiesen, der sol es auch anzunemen und zu volfüren schuldig sein als Unser Koniglicher oder Kaiserlicher Comissarius, wie der Artickel hievor angezaigt, und das für denselben pracht werd, was vor dem abgegangen Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen in Recht gehandelt worden ist, und verrer in der Sach ergee und geschech, was Recht ist, und söllen der vorgemelten Comissarien yeder, so es an in komet, zum furderlichisten in den Sachen handeln, und kain gevarlicher Aufzug gepraucht oder zugelassen werden. Ob aber der Antwurter der Benennung der vier Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen in obbestimbter Zeyt nit täte oder dem, so obstat, nit nachvolgte, so sol er dem Cleger umb sein Vordrung vor Unserm Koniglichen oder Kaiserlichen Camergericht furderlichs Rechtens pflegen.

§ 29. Item ain yeder sol sein Undertanen in sein ordenlichen Gerichten, Rechten und Oberkaiten beleiben lassen und halten nach ains yeden Fürstenthumbs, Graveschafft, Herrschafft und Oberkait loblichem Herkomen und Geprauchungen.

§ 30. So aber Prelaten, Graven, Herren, Ritter oder Knecht oder des Reichs Frey- oder Reichs-Stet ain Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen, gaistlichen oder weltlichen, mit Recht wolten beclagen, berürten dann die Sachen verbrieft und unverbrieft Schuld, Zusagung oder Verhaiß, Betrang oder Entsetzung, oder so sich ainer beclagt, der Churfürst, Fürst oder Fürstmässig, gaistlich oder weltlich, irre oder verhindere in an Geprauch seins Wiltpans, Zoll, Gelait, Gericht oder andern herbrachten Nutzungen oder Gerechtikaiten, in yedem disen oder dergleichen Fellen ungevarlich sol der Cleger den Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen obgemelt ersuchen, im darumb Rechtens vor seinen Räten zu pflegen. Alsdann in dem nechstvolgenden Monat sol der ervordert Churfürst, Fürst oder Fürstmässig den Cleger vor seinen Räten an seinen Hof ungevarlich zu Recht für beschaiden und auf denselben und andern nachvolgenden Gerichts Tägen newn seiner treffenlichen Rät an seinem Hof zu Recht nidersetzen, die auß dem Adel und auß den Gelerten genomen werden söllen, ungevarlich. Doch das der Amptman, der in der Sach wider den Cleger mit der Tat gehandelt het, nit nidergesetzt werd, und sol ainer auß den VIIII Räten, den der beclagt für ainen Richter ernennen wirdet, in Beywesen des Clegers oder seins Anwalts von den acht Räten, und der eltest under den acht Räten widerumb von im empfahen ainen Aide, das sy in solicher Sach nach baidertail Fürbringen und irer besten Verstentnus Recht sprechen und darinn kainerlay Gevarlichait geprauchen oder sich daran nit verhindern lassen wöllen. Dieselben IX Rät söllen auch aller Glübd und Aide in der Sach oder Sachen, die für sy in Recht gepracht werden. So lang die unentschaiden hangen, ledig sein und beleiben, sovil sie solich Glübd und Aide darinn Recht zu sprechen verhindern söll oder möcht. Auch sol die clagend Parthey nit in Widerrecht für die Räte gezogen werden, und sol solch Recht von dem Gerichtstag an zu rechnen, als die Clag in Gericht pracht wirdet, im nechstfolgenden halben Jar zu End komen; es begeb sich dann durch rechtlich Schub und Erkantnus verrer Verlengerung, so sol es doch in Jar und Tag zu End raichen und sol yedem Tail zugelassen sein, ob er sich mit gesprochen Urtailen beswert bedeuchte, das er sich an Unser Königliches oder Kaiserliches Camergericht berüffen und appelliern mag, laut des Artickels von den Appellacion vorgemelt, des Clagers halb on Ungnad und on Verhinderung des Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen und menigklichs von seinen Wegen. Es sol auch der beclagt Churfürst, Fürst oder Fürstmässig dem Cleger und den, so er ungevarlich mit im bringen oder von seinen Wegen schicken wurd, zu den Gerichts Tagen zu komen, dabey zu sein und wider an ir Gewarsami sein ungevarlich Glait zuschreiben, doch sol der Clager

niemands mit im bringen oder schicken, der ain Verbrecher war Unsers Koniglichen Landtfri-

Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_290.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)