schwarz-weiß und schwarz-roth-golden gemischten Stimmung. Der Regen floß hinab; ich stand wie eine Mauer. Ich habe da zum ersten Male für einen König gelitten; ich bin stolz darauf. Ich wartete eine halbe Stunde, im Regen nämlich. Ein Verliebter kann nur so thöricht sein oder Jemand der einen König sehen will. Weder der König noch der Reichsverweser wollte indeß aus dem Dome hinaus in’s Freie treten.
So gequält von banger Erwartung und gepeitscht vom Regen legte ich mich auf den süßen Zeitvertreib des Gedankenspiels. Ist der König von Preußen nicht wirklich ein vortrefflicher König? Ja, wahrhaftig, er ist es! Wenn je ein Fürst rücksichtsvoll und artig mit einer Stadt verfuhr, so war es Friedrich Wilhelm. War ich nicht selbst dabei, als ihm die guten Kölner in ihrer Naivetät einst zur Karnevalszeit eine bunte Schellenkappe überreichten? Gott weiß, wie man zu dieser Kühnheit kam! Ein Nero oder ein Tiberius würde uns gleich haben köpfen lassen – Friedrich Wilhelm nahm die Narrenkappe aber lächelnd entgegen und seit der Zeit bin ich fest davon überzeugt, daß er ein geistreicher Mann und kein Nero ist – –
Die kölnischen Funken setzen ihre Schellenkappen eigentlich nie ab, das ganze Jahr hindurch klingelt
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_232.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)