Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält. | |
|
Ich scheute mich die Königstochter zu entweih’n.
Und o! wie klagt mein Herz den leidenden Orest;
Ihn, den des Landes Ruf zu meinem Schwager macht,
Käm’ er zurück nach Argos nun, und säh’
Im Unglücks-Bunde sie! Wer einen Thoren mich
Zu schelten wagt, daß eines Mädchens Jungfrauschaft
Mir heilig ist, die nur ihr Unglück mir vermählt,
Der richtet mein Betragen nach verkehrter Art;
Er lern’ Enthaltsamkeit, und sei, was er gelernt.
Elektra.
O schwarze Nacht, der gold’nen Sterne Nährerin;
In deine Schatten komm’ ich eingehüllt hieher,
Um Wasser mit dem Eimer auf dem Haupt
Der nahen Quelle zu entschöpfen. Zwar bin ich
Zur Arbeit nicht gezwungen, dennoch thu ich sie,
Daß meine Schmach die Götter sehen, die Aegisth
Mir zufügt, daß der weite Aether über mir
Die Klagen höre, die ich meinem Vater weih’.
Ach die unsel’ge Tochter Tyndaros, die mich
Gebahr, stieß mich dem Buhlen zu Gefallen aus,
Zeugt andre Kinder mit Aegisth, und alle Lieb’
Für mich und für Orest ist ihrer Brust entfloh’n.
Der Pflanzer.
Warum o Arme! übernimmst du mir zu Lieb
So viele Mühe, da dein Stand zu höh’rem Glück
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)