Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält Iphigenie in Aulis – Teil 1 | |
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Bin ich’s, der dir sie geben kann? Ist’s recht,
daß ich Unschuldiger es büßen soll?
Mein Ehrgeiz bringt dich auf? – Wie aber nennst
du das, Vernunft und Billigkeit verhöhnen,
um eine schöne Frau im Arm zu haben?
sind Freuden die ihm ähnlich sehn! Weil ich
ein rasches Wort nach beßrer Ueberlegung
zurücknahm, bin ich darum gleich rasend?
Ist’s einer, wer ist’s mehr als du, der wieder
ein gnäd’ger Gott genommen, keine Mühe
zu groß und keinen Preis zu theuer achtet?
Um deinetwillen, meinst du, haben Tyndarn
durch tollen Schwur die Fürsten sich verpflichtet?
die Liebestrunkenen dahin. So führe
sie denn zum Krieg nach Troja diese Helfer!
Es kommt ein Tag, schon seh’ ich ihn, wo euch
des nichtigen, gewaltsam ausgepreßten
nicht Mörder seyn an meinen eignen Kindern.
Tret’ immerhin, wie deine Leidenschaft es heischt,
Gerechtigkeit und Billigkeit mit Füßen,
der Rächer einer Elenden zu seyn.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)