Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält | |
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Wo ich einen Körper entdeke, da ahnde ich einen Geist – Wo ich Bewegung merke, da rathe ich auf einen Gedanken.
„Wo kein Toder begraben liegt, wo kein Auferstehn sein wird,“
redet ja noch die Allmacht durch ihre Werke zu mir, und so verstehe ich die Lehre von einer Allgegenwart Gottes.
Alle Geister werden angezogen von Vollkommenheit. Alle – es gibt hier Verirrungen, aber keine einzige Ausnahme – alle streben nach dem Zustand der höchsten freien Aeußerung ihrer Kräfte, alle besizen den gemeinschaftlichen Trieb, ihre Thätigkeit auszudehnen, alles an sich zu ziehen, in sich zu versammeln, sich eigen zu machen, was sie als gut, als vortreflich, als reizend erkennen. Anschauung des Schönen, des Wahren, des Vortreflichen ist augenblikliche Besiznehmung dieser Eigenschaften. Welchen Zustand wir wahrnehmen, in diesen treten wir selbst. In dem Augenblike, wo wir sie uns denken, sind wir Eigenthümer einer Tugend, Urheber einer Handlung, Erfinder einer
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)