Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält | |
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unstreitig, dieses geheiligte Vorurtheil gegen seine Feinde zu benuzen, und es daher gegen alle Zweifel zu sichern.
Kein Jahrhundert ist durch größere Verbrechen und durch größere Begebenheiten ausgezeichnet, als das sechszehnte. Welchen Fürsten mußten damals die Menschen gehorchen! Katharina von Medizis, Karl IX, Heinrich III, Philipp II, Christian II, Heinrich II; die ränkevollen und grausamen Päbste nicht einmal zu rechnen.
Der Protestantismus war der Widerstand, welchen die deutschen Kraise der Uebermacht Karl des Fünften entgegensezten. Aus einem theologischen Streite machte man ein Bollwerk gegen die Tirannei. Und nach diesen Begriffen nur wird man sich überzeugen, wie es einen Fürsten geben konnte, welcher der Inquisition befahl, alles auszurotten was nicht an die Transsubstanziation glaubte. Aber freilich mußten auch die Völker, die man um diesen Lehrsaz so hart verfolgte, aus allen ihren Kräften entgegenwürken. Die Protestanten wuchsen unter den Streichen wieder auf, womit man sie niederdrüken wollte.
Elisabeth war die Urheberinn ihrer Freiheit, und dies ist ihr schönster Lorbeer in den Augen der Nachwelt. Von Liebe zum wahren Ruhme, Toleranz und Standhaftigkeit geleitet, betrat Elisabeth den Weg der Ehre, und ihre weise Regierung gab England einen mächtigen Einfluß.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_086.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)