Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält | |
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Hier umarmen,
hier küssen sich vor deinem Angesicht
zween Jünglinge, voll schwärmerischen Muths,
doch edlern bessern Stoffs als ihre Zeiten,
getrauen sich den ungeheuren Spalt,
wodurch Geburt und Schicksal sie geschieden,
durch ihrer Liebe Reichthum auszufüllen,
und größer als ihr Loos zu seyn – hierunten
nennt man sie sonst Monarch und Unterthan,
doch droben sagt man Brüder.
Marquis.
Lächle freundlich
auf dieses schöne Hirngespinnst herab,
erhabne Vorsicht! – die Vernunft der Weisen
sprach deiner Allmacht dieses Wunder ab,
beschäme sie, und mache wahr und wirklich,
was nimmer seyn wird, nie gewesen war,
laß dieses Bündniß dauren.
Karlos.
Jezt zum König! –
Ich fürchte nichts mehr –
(seinen Arm um Rodrigo’s Hals schlingend)
Arm in Arm mit Dir –
So fodr’ ich mein Jahrhundert in die Schranken!
(sie gehen ab.)
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_175.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)